All Stories
Follow
Subscribe to Otto Brenner Stiftung

Otto Brenner Stiftung

Otto Brenner Stiftung zeichnet zum 11. Mal herausragenden Journalismus aus

Frankfurt (ots)

"Otto Brenner Preis für kritischen Journalismus" geht 2015 an den 
Kriegsreporter Ashwin Raman (SWR/ARD) +++ Jury zeichnet den 
griechischen Dokumentarfilmer Yorgos Avgeropoulos mit dem 
"Spezial"-Preis aus +++ Newcomer-Preis geht an Tagesspiegel-Autorin 
Elisa Simantke +++ Die Preisverleihung findet am 17. November in 
Berlin statt +++

Den mit 10.000 Euro dotierten 1. Preis des "Otto Brenner Preises für 
kritischen Journalismus" erhält 2015 Ashwin Raman für "Das 13. Jahr -
Der verlorene Krieg in Afghanistan" (Die Story im Ersten, SWR/ARD, 2.
März 2015, http://ow.ly/Ttes5)

Ashwin Raman geht mit seiner Kamera an die Frontlinien der Krisen- 
und Kriegsgebiete in der Welt. Er schaut, so die Jury, genau und 
ausdauernd hin - auch beim Abzug der Deutschen aus Afghanistan. Nach 
mehr als 13 Jahren Einsatz in Afghanistan kann der Reporter nur ein 
bitteres Resümee ziehen: Die Zivilbevölkerung ist enttäuscht, die 
Taliban streben eine erneute Machtübernahme an, die Milliarden an 
Entwicklungshilfe sind versickert. Schließlich: Die afghanische Armee
ist so ratlos wie ihre hochprofessionellen Trainer aus dem Westen.

Nach Auffassung der Jury gehört Ashwin Raman zu jenen Journalisten, 
"die sich der Wahrheit verschrieben haben". Sie ehrt ihn als mutigen 
Solisten und lobt mit ihm einen klaren Analysten. "Unter großer 
persönlicher Gefahr", schreibt die Jury, "wagt er sich seit 
Jahrzehnten tief in Kriegs- und Krisengebiete, damit die Welt weiß, 
was wirklich passiert, wer Täter, wer Opfer ist". Auf schwierigem 
Terrain zeigt er Mut, großes Engagement und Beharrlichkeit: So 
gelingen dem "Ein-Mann-Team" beeindruckende Ausnahme-Dokumentationen,
die in der aktuellen Berichterstattung ihres gleichen suchen. Seine 
jahrzehntelangen journalistischen Erfahrungen und sein Gespür für 
Menschen unterschiedlicher Ethnien machen ihn zu einem 
Ausnahmejournalisten in der internationalen 
Korrespondenten-Szene.

Der 2. Preis (5.000 Euro) geht an Silja Kummer für die Artikelserie 
"Für eine Handvoll Dollar" (http://ow.ly/TteCH), die zwischen dem 25.
April und 15. Mai 2015 in der Heidenheimer Zeitung erschienen ist.

Die Autorin beschreibt in ihrer Artikelserie, wie sich die Städte 
Heidenheim, Aalen und Schwäbisch Gmünd mit dem "Cross-Border-Leasing"
unkontrollierbaren finanziellen Risiken ausgesetzt haben. Diese 
Kommunen haben ihre Abwasseranlagen in den Jahren 2002/2003 an einen 
US-Investor überschrieben. Was mit dieser Investition angerichtet 
wurde, analysiert die Artikelserie. Nach Einschätzung der Jury ist 
dies eine Arbeit, die zeigt, was Lokaljournalismus zu leisten in der 
Lage ist. "Die Autorin greift ein schwieriges Thema klug auf, 
analysiert mit großer Klarheit und mit vorbildlicher 
Verständlichkeit", urteilt die Jury. Ihr Fazit: "Das ist 
Lokaljournalismus, wie es ihn besser kaum geben kann!"

Mit dem 3. Preis wird "Der verkaufte Fußball - Sepp Blatter und die 
Macht der FIFA" (http://ow.ly/TteJd) ausgezeichnet. Die 
WDR/SWR-Reportage, die am 4. Mai 2015 in der ARD lief, erhält ein 
Preisgeld von 3.000 Euro.

Niemand hat dem Ansehen des Profi-Sports und besonders dem Fußball 
mehr geschadet als Sepp Blatter und seine FIFA. Wie der 
Fußball-Autokrat die Organisation in den Abgrund führte, wer seine 
Komplizen waren und wie Europas Fußballfunktionäre von Franz 
Beckenbauer bis zu Michel Platini ihn gedeckt haben, das haben Jochen
Leufgens und seine Kollegen Robert Kempe, Florian Bauer und Daniel 
Hechler nach Einschätzung der Jury "meisterlich recherchiert und 
überzeugend dargestellt". "Mit viel Mut und großer Hartnäckigkeit 
haben die Autoren nicht nur neue Zeugen gehört und neue Fakten ans 
Licht gebracht, sondern erstmals auch korrupte Funktionäre vor 
laufender Kamera gestellt", begründet die Jury ihre Entscheidung und 
lobt den konsequenten Recherche-Journalismus als vorbildlich. Dass 
Sepp Blatter, Michel Platini und weitere hochrangige 
Fußball-Funktionäre inzwischen suspendiert sind und ihnen Prozesse 
drohen, geht auch auf die Recherchen dieses Films zurück.

Der "Spezial"-Preis, dotiert mit 10.000 Euro, geht 2015 an den 
griechischen Filmemacher Yorgos Avgeropoulos. Mit "Agorá - Von der 
Demokratie zum Markt" (http://ow.ly/TteMT) wird in dieser Kategorie 
eine Fernsehproduktion (5. Februar 2015, WDR) ausgezeichnet.

Der Film über die Griechenlandkrise, über Armut und 
Staatsverschuldung ist eine subtile Anklage: Er fügt die Facetten der
Krise mit Akkuratesse, Präzision und penibler Leidenschaft zusammen. 
Die fatalen Folgen der sogenannten Rettungspolitik der EU für die 
griechische Gesellschaft werden besonders eindringlich in diesem Film
aufgezeigt. Dieses Werk, so die Jury, "ist ein großer Leitartikel, 
ein packendes Essay mit den speziellen Mitteln des Dokumentarfilms." 
Der Film zeigt die Größe dieser Krise und ihre gefährlichen Abgründe.
Für die Jury "bildet er nicht nur ab, er regt an zu intensiver 
Diskussion." "Das ist das Beste, was ein Dokumentarfilm leisten 
kann", urteilt die Jury in der Begründung der Vergabe des 
"Spezial"-Preises.

Den Newcomer-Preis, dotiert mit 2.000 Euro, erhält die 
"Tagesspiegel"-Redakteurin Elisa Simantke für ihren Beitrag "Europoly
- Privatisierung unter der Troika." (http://ow.ly/Ttf0S)

Mit zahlreichen, öffentlich kaum beachteten Fallbeispielen 
dokumentiert die Autorin die Bilanz der verheerenden Troika-Politik 
in Griechenland und anderen EU-Krisenstaaten. Große Teile der 
Infrastruktur - Flughäfen, Immobilien, die Wasser-Versorgung, 
Hafenanlagen uvm. - wurden von IWF, EZB und der EU-Kommission 
verscherbelt. Die junge Autorin entziffert diese 
"Privatisierungspolitik" als "Riesengeschäft" für die Investoren zum 
Nachteil der Bürger. Nach Einschätzung der Jury liefert die 
Nachwuchsjournalistin ein Dossier, "das sich fundamental und dicht 
belegt von der Troika-Berichterstattung anderer Medien 
unterscheidet". Dabei arbeitet sie selbst mit einer Trilogie: "Sehr 
sorgfältige Recherchen vor Ort verknüpft sie mit analytischer 
Tiefenschärfe und verpackt diesen atemberaubenden Wirtschaftskrimi 
multimedial mit Bezügen zum 'Monopoly-Spiel'", lobt die Jury. Elisa 
Simantke ist für die Jury des Otto Brenner Preises nicht nur die 
"Newcomerin 2015", sondern zugleich Vertreterin einer 
Ausnahme-Disziplin: eines kritischen Wirtschaftsjournalismus.

Im Wettbewerb zeichnet die Jury auch innovative und wegweisende 
Medienprojekte aus. 2015 geht der "Medienprojektpreis", dotiert mit 
2.000 Euro, an das Online-Projekt Hochschulwatch. 
(http://ow.ly/Ttf5n)

Hochschulen sind keine herrschaftsfreien Räume. Und erst recht nicht 
frei von Geldinteressen. Umso wichtiger ist die Beobachtung von 
Industrieeinflüssen, die das prämierte Projekt Hochschulwatch nach 
Einschätzung der Jury in vorbildlicher Weise leistet: "Mit exakten 
Zahlen, ganz viel Nüchternheit in der Analyse und der Möglichkeit für
Nutzer, sich durch eine Recherche auf der Website ihr eigenes Bild zu
verschaffen". Dieses Medienprojekt, das kritisches Watchblog und 
dynamisch wachsende Datenbank gleichermaßen ist, verdient nach 
Auffassung der Jury Unterstützung und den Medienprojektpreis 2015.

Neben diesen Preisen werden von der Otto Brenner Stiftung auch 
Recherche-Stipendien vergeben, die mit jeweils 5.000 Euro dotiert 
sind. Die Stipendien ermöglichen es, frei von ökonomischen Zwängen 
und mit professioneller Begleitung von erfahrenen "Mentoren", 
innovative und vielversprechende Projektthemen vertieft zu 
recherchieren und zu realisieren. 2015 hat die Jury wieder drei 
Stipendien vergeben.

Der Journalist Andreas Maisch geht in "Unsaubere Auftragsvergabe" der
mangelhaften Selbstkontrolle der Behörden nach. Ein zweites 
Stipendium erhalten Katharina Zabrzynski und Maike Brzoska zum Thema:
"Wer profitiert von Polens Sonderwirtschaftszonen?" Der freie 
Wissenschaftsjournalist Hinnerk Feldwisch-Drentrup recherchiert über 
"Psychiatrie unter Ökonomisierungszwang". (http://ow.ly/TtfbC)

Die Vergabe von drei Recherche-Stipendien und die intensive Betreuung
der Gewinner durch profilierte Journalisten gehören zum Markenkern 
des Brenner-Preises. Inzwischen liegen 25 erfolgreich abgeschlossene,
zum Teil spektakuläre Recherche-Ergebnisse vor, die in renommierten 
Medien erschienen sind.

Die Gewinner der Ausschreibung 2014 (siehe www.otto-brenner-preis.de)
werden über die Ergebnisse und persönliche Erfahrungen ihrer 
Recherchen bei der diesjährigen Preisverleihung berichten.

Die Preisverleihung findet am 17. November in Berlin statt (Hotel 
Pullman Berlin, Schweizerhof). Anja Höfer, TV- und 
Hörfunk-Journalistin (SWR), moderiert die Festveranstaltung. Neben 
allen Preisträgern und den Mitgliedern der Jury, die laudatieren 
werden, erwartet die Otto Brenner Stiftung mehr als 350 Gäste.

Die Otto Brenner Stiftung der IG Metall verleiht 2015 den "Otto 
Brenner Preis für kritischen Journalismus" zum elften Mal. Prämiert 
werden journalistische Arbeiten, die das Motto der Ausschreibung 
"Gründliche Recherche statt bestellter Wahrheiten" in ihren Beiträgen
beispielhaft umgesetzt haben. Aus 642 Bewerbungen wählte die Jury am 
29. September die Preisträger in fünf Kategorien. Das Preisgeld 
beträgt in diesem Jahr insgesamt 47.000 Euro.

Mitglieder der Jury (http://ow.ly/Ttfkf) des Otto Brenner Preises 
2015 sind Sonia Seymour Mikich (Chefredakteurin Fernsehen, WDR), 
Prof. Dr. Thomas Leif (SWR-Chefreporter), Prof. Dr. Volker Lilienthal
(Rudolf-Augstein-Stiftungsprofessur für Qualitätsjournalismus, 
Universität Hamburg), Prof. Dr. Heribert Prantl (Innenpolitik-Chef 
und Mitglied der Chefredaktion, Süddeutsche Zeitung) und Harald 
Schumann (Redakteur für besondere Aufgaben, Der Tagesspiegel) sowie 
Detlef Wetzel (OBS-Verwaltungsratsvorsitzender).

Informationen zu den prämierten Beiträgen und den diesjährigen 
Preisträgern haben wir auf www.otto-brenner-preis.de 
zusammengestellt. Hier finden Sie auch weitere Informationen zum 
"Otto Brenner Preis für kritischen Journalismus", zur diesjährigen 
Preisverleihung, zur Festrede, über alle Preisträger und die 
Preisverleihungen seit 2005 sowie zu den Mitgliedern der Preis-Jury.

Pressekontakt:

Otto Brenner Stiftung
Jupp Legrand
Geschäftsführung
Tel.: (069) 6693-2810
info@otto-brenner-stiftung.de

Original content of: Otto Brenner Stiftung, transmitted by news aktuell

More stories: Otto Brenner Stiftung
More stories: Otto Brenner Stiftung