BAM Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
BAM@Hannover Messe: Nachhaltiger Beton dank Kokos, Reis oder Cassava
25.04.2018, Hannover. Was macht einen leistungsfähigen und gleichzeitig nachhaltigen Beton aus? Auf der Hannover Messe stellt die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) ihre Zusammenarbeit mit afrikanischen Kolleginnen und Kollegen dazu vor, denn: Viele Ideen für die Grundlagenforschung zu nachhaltigem Beton stammen aus deutsch-afrikanischen Kooperationen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der BAM erforschen inwieweit pflanzliche Stoffe als Rohstoffe für chemische oder mineralische Zusatzstoffe von Beton infrage kommen. Im Fokus sind dabei vor allem Reststoffe aus der Landwirtschaft.
Die Herstellung von Beton braucht viel Energie und verursacht viel klimaschädliches Kohlendioxid, weil die Herstellung von Zementklinker bei hohen Temperaturen erfolgt und die chemische Reaktion mit hohen Kohlendioxidemissionen verbunden ist.
Zementklinker ist ein wesentlicher Bestandteil von Zement, der im Beton als Bindemittel eingesetzt wird. Daher ist die Reduktion von Zementklinker ein Ansatzpunkt bei der Suche nach nachhaltigem Beton: Welche biobasierten Stoffe helfen, den Klinker zu ersetzen oder wirksamer zu verwenden? Und zwar so, dass wichtige Eigenschaften des Betons wie das Fließverhalten, die Festigkeit oder die Dauerhaftigkeit bestehen bleiben?
Nachwachsende Rohstoffe für die Bauwirtschaft: Kokosfasern, Akaziensaft oder Cassava-Schalen
"Wir experimentieren unter anderem mit Kokosfasern, Akaziensaft oder Cassava-Schalen und prüfen, wie belastbar der Bio-Beton im Vergleich zu herkömmlichen Mischungen ist", erklärt Dr. Wolfram Schmidt aus dem BAM-Fachbereich Baustofftechnologie. Anregungen, mit welchen pflanzlichen Stoffen sich das Experimentieren lohnt, ergeben sich oftmals aus Kooperationen mit afrikanischen Kolleginnen und Kollegen. Ein Tipp aus Nigeria: Cassava.
In dem westafrikanischen Land gehört Cassava, auch Maniok genannt, zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln. Weltweit ist Nigeria der größte Produzent der Pflanze. Gegessen wird die stärkehaltige Wurzelknolle, als Reststoffe fallen große Mengen der Schalen an. Gleichzeitig ist in Nigeria Beton ein stark nachgefragter Baustoff, für dessen Herstellung leicht verfügbare Rohstoffe gesucht werden.
Cassava-Schalen sind in doppelter Hinsicht ein geeigneter Rohstoff für Beton: Aus den Schalen lässt sich die anhaftende Reststärke gewinnen und als Zusatzmittel verwenden, mit dem die Verarbeitungseigenschaften des Betons verbessert werden können, so dass Zement wirksamer genutzt werden kann.
Werden danach die Schalen verbrannt, kann die Asche aufgrund ihres hohen Anteils an reaktivem Siliziumdioxid als nachhaltiger Zementersatz verwendet werden und die Ökobilanz im Vergleich zu herkömmlichem Beton verbessern.
So lassen sich aus bisher ungenutzten Ressourcen gleichzeitig chemische Zusatzmittel und mineralische Zementersatzstoffe gewinnen.
Die Nutzung der Cassava-Schalen bringt aber noch einen weiteren Pluspunkt: Die Verbrennungsenergie bei der Ascheproduktion kann beispielsweise für die Ziegelherstellung genutzt werden.
Von Afrika lernen - für eine nachhaltigere Betonherstellung in Deutschland
In Deutschland wächst zwar kein Cassava, aber auch hier und in anderen westlichen Ländern ist die Bauwirtschaft auf der Suche nach neuen, möglichst nachhaltigen Rohstoffen für die Betonproduktion. "Aus unserer Grundlagenforschung und den Erfahrungen, die wir bei der Zusammenarbeit mit unseren afrikanischen Partnern sammeln, werden wir einiges auf die Gegebenheiten in hochtechnisierten Ländern übertragen können", ist sich Wolfram Schmidt sicher. Vielleicht ersetzen dann in der Zukunft pflanzliche Komponenten die chemischen Zusatzstoffe im Hochleistungsbeton. Die nachhaltige Nutzung landwirtschaftlicher Reststoffe in der Bauwirtschaft wäre nicht nur ein Beitrag zum Umweltschutz, sondern auch eine mögliche zusätzliche Einkommensquelle für die Landwirte.
Die BAM auf der Hannover Messe 2018
Am BAM-Stand (C 51) in der Halle 2 Research & Technology können sich Besucherinnen und Besucher umfassend zum Thema informieren.
Mehr Informationen zum Auftritt der BAM auf der Hannover Messe: www.bam.de/hannovermesse
Kontakt: Venio Quinque, M.A., LL.M./LL.B. Leiter Referat Unternehmenskommunikation Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) T: + 49 30 8104-1002 presse@bam.de www.bam.de Über die BAM Die BAM gewährleistet Sicherheit in Technik und Chemie. Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) ist eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Die BAM forscht, prüft und berät zum Schutz von Mensch, Umwelt und Sachgütern. Im Fokus aller Tätigkeiten in der Materialwissenschaft, der Werkstofftechnik und der Chemie steht dabei die technische Sicherheit von Produkten und Prozessen. Dazu werden Substanzen, Werkstoffe, Bauteile, Komponenten und Anlagen sowie natürliche und technische Systeme von volkswirtschaftlicher Dimension und gesellschaftlicher Relevanz erforscht und auf sicheren Umgang oder Betrieb geprüft und bewertet. Die BAM entwickelt und validiert Analyseverfahren und Bewertungsmethoden, Modelle und erforderliche Standards und erbringt wissenschaftsbasierte Dienstleistungen für die deutsche Wirtschaft im europäischen und internationalen Rahmen. Sicherheit macht Märkte. Die BAM setzt und vertritt für Deutschland und seine globalen Märkte hohe Standards für Sicherheit in Technik und Chemie zur Weiterentwicklung der erfolgreichen deutschen Qualitätskultur "Made in Germany".