BDL - Bundesverband der Dt. Luftverkehrswirtschaft
Starkes Wachstum und erhöhter Wettbewerbsdruck im Luftverkehr
BDL legt Jahresbilanz 2018 vor
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Berlin (ots)
Das robuste Wachstum im Luftverkehr setzte sich auch im Jahr 2018 fort. Weltweit verbuchten Fluggesellschaften und Flughäfen ein Plus von über 6 Prozent. Auch die deutschen Flughäfen konnten 2018 mehr Passagiere begrüßen als im Vorjahr - obwohl sie den Wegfall des Flugangebots von Air Berlin zu kompensieren hatten. Mit 4,1 Prozent war das Wachstum an den heimischen Flughäfen aber niedriger als im weltweiten und europäischen Schnitt. Die Verkehrsleistung der deutschen Fluggesellschaften ging bedingt durch den Marktaustritt von Air Berlin um 1,0 Prozent zurück. Die durch die Insolvenz entstandene Kapazitätslücke wurde zur Hälfte von deutschen und zur Hälfte von ausländischen Fluggesellschaften gefüllt. Dadurch verschärfte sich der Verlust von Marktanteilen: Seit 2011 haben die deutschen Fluggesellschaften an den hiesigen Flughäfen zehn Prozentpunkte verloren, allein vier Prozentpunkte davon im vergangenen Jahr. Auch im laufenden Jahr 2019 ist in Deutschland mit einem Wachstum des Luftverkehrs zu rechnen - das zeigen die Anmeldungen für den Flugplan, die (bereinigt um das Germania-Angebot) noch 2,3 Prozent über denen des vergangenen Jahres liegen.
Zu der heute vorgelegten Jahresbilanz 2018 sagte Prof. Klaus-Dieter Scheurle, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL): "Das Wachstum im Luftverkehr geht weiter. Dies erhöht die Anforderungen an eine bedarfsgerechte Infrastruktur am Boden und in der Luft. Vor diesem Hintergrund brauchen wir nun dringend strukturelle Veränderungen, damit der Luftverkehr nicht an seine Grenzen stößt."
Scheurle appellierte an alle Beteiligten, vorhandene Kapazitätsengpässe zu beheben, um die steigende Nachfrage nach Luftverkehr auch langfristig bedienen zu können: "Die Unternehmen der Luftverkehrswirtschaft haben ihrerseits viele Ressourcen dafür aufgewendet, um den Flugbetrieb stabiler abwickeln zu können als im Sommer 2018 und um sich für weiteres Wachstum zu wappnen. Doch es gibt auch Themen, bei denen Politik und Behörden die Weichen stellen müssen". Die Kapazität im europäischen Flugsicherungsraum müsse erhöht werden. Hier sei vor allem die europäische Politik gefragt. Diese müsse den Rahmen für einen flexibleren Lotseneinsatz, eine zunehmende Automatisierung der Lotsendienste und für mehr grenzüberschreitende Kooperationen setzen. Und am Boden komme in Deutschland dazu, dass die staatlichen Sicherheitskontrollen aufgrund mangelnder Effizienz lange Warteschlangen und auch Verspätungen produzieren. Die deutsche Luftverkehrswirtschaft sei bereit, an großen Flughäfen mehr Verantwortung bei der Durchführung der Kontrollen zu übernehmen. Und schließlich müsse auch sichergestellt werden, dass die Flughafeninfrastruktur bedarfsgerecht ausgebaut wird.
Scheurle wies auf den anhaltenden Wettbewerbsdruck hin: "Wir haben leistungsstarke Fluggesellschaften und Flughäfen, doch der Wettbewerb im internationalen Luftverkehr bleibt intensiv." Die deutschen Fluggesellschaften hätten an den heimischen Flughäfen im vergangenen Jahr weiter Marktanteile verloren. Seit 2011 sei ein Rückgang von 67 auf inzwischen nur noch 57 Prozent zu verzeichnen. Das zeige, wie wichtig es sei, dass der Staat faire Rahmenbedingungen für den Wettbewerb setze. Scheurle: "Wir würden sehr begrüßen, wenn die Bundesregierung nun ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag umsetzt und die nationalen Sonderbelastungen für den Luftverkehr abbaut." Damit ließe sich auch die Investitionskraft für weitere Fortschritte bei Klimaschutz und Lärmschutz stärken. Konkret forderte Scheurle, den nationalen Alleingang bei der Luftverkehrsteuer und bei der Finanzierung der Luftsicherheitskosten zu beenden und die europäische Insellösung beim Emissionshandel durch das international vereinbarte Klimaschutzinstrument CORSIA zu ersetzen.
Die Ergebnisse des Jahresberichts 2018 im Einzelnen:
- Fluggesellschaften: Der weltweite Luftverkehr ist 2018 robust weitergewachsen. Die Verkehrsleistung der Fluggesellschaften hat weltweit um 6,5 Prozent zugelegt, dabei lagen die europäischen Fluggesellschaften mit 6,6 Prozent im internationalen Durchschnitt. Die Verkehrsleistung der deutschen Fluggesellschaften ist gegenüber dem Vorjahr in Summe um 1,0 Prozent zurückgegangen. Dieser Effekt ist vor allem dem Marktaustritt von Air Berlin zuzuschreiben, denn die verbliebenen deutschen Fluggesellschaften konnten trotz Wachstum den Verkehrsrückgang durch die Air Berlin-Insolvenz nicht allein kompensieren. Insgesamt transportierten die deutschen Fluggesellschaften im Jahr 2018 rund 163 Millionen Passagiere und erreichten eine leicht verbesserte Auslastung von 82,7 Prozent.
- Flughäfen: Die deutschen Flughäfen begrüßten 2018 rund 244 Millionen Fluggäste und somit 4,1 Prozent mehr Passagiere als im Vorjahr. Es ist also gelungen, das Passagieraufkommen trotz des Marktaustritts der Air Berlin deutlich zu steigern. Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass dieses Wachstum aber unterproportional ausfällt: Weltweit haben die Flughäfen 6,0 Prozent mehr Passagiere verbuchen können, im europäischen Durchschnitt waren es 6,2 Prozent. Beim Verkehr zu europäischen Zielen konnten die deutschen Flughäfen starkes Wachstum verzeichnen, der innerdeutsche Verkehr ging hingegen leicht zurück.
- Flugbewegungen: Im Jahr 2018 zählte die Deutsche Flugsicherung 3,35 Millionen Flüge im deutschen Luftraum, das entspricht einem Wachstum von 4,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei stieg die Zahl der Überflüge noch stärker als die Zahl der Starts und Landungen an den Flughäfen in Deutschland. Durch die zentrale Lage in Europa führen ohnehin sehr viele Überflüge über Mittel- und Süddeutschland.
- Pünktlichkeit: Das anhaltende Wachstum der Flugbewegungen stellt eine enorme Herausforderung für die luft- und bodenseitige Infrastruktur sowie für die Flugbetriebe der Fluggesellschaften dar. 2018 kam es in Deutschland wie in ganz Europa vermehrt zu Verspätungen und Flugstreichungen. Besonders stark war der Anstieg der Verspätungen in den Sommermonaten. Ursachen für den Anstieg von Verspätungen und Annullierungen waren strukturelle Kapazitätsengpässe und Sonderfaktoren wie die Integrationsaufgaben infolge der Air Berlin-Insolvenz, die Fluglotsenstreiks in Südeuropa und eine besondere Häufung von Gewittern.
- Marktanteile: Der seit Jahren anhaltende Trend, dass die deutschen Fluggesellschaften Marktanteile in ihrem Heimatmarkt verlieren, während ausländische Fluggesellschaften Kapazitäten aufbauen und ihre Position im deutschen Markt stärken, hielt auch 2018 an. Gemessen am Sitzplatzangebot haben die deutschen Fluggesellschaften seit 2011 in Summe 10 Prozentpunkte Marktanteil verloren. Durch den Marktaustritt der Air Berlin wurde diese Entwicklung noch einmal verschärft. Dabei hat sich der Marktanteil der ehemaligen Air Berlin zu gleichen Teilen auf deutsche und auf nicht-deutsche Fluggesellschaften verteilt. Die Fluggesellschaft Germania, die am 4. Februar 2019 Insolvenz anmelden musste, hatte im Jahr 2018 im Verkehr von und nach Deutschland einen Angebotsanteil von 1,6 Prozent (gemessen in Sitzplätzen).
- Ticketpreise: Trotz der Marktkonsolidierung ist das durchschnittliche Ticketpreisniveau im innerdeutschen und im innereuropäischen Luftverkehr gesunken, im interkontinentalen Verkehr hingegen leicht gestiegen. Mit dem Marktaustritt von Air Berlin Ende Oktober 2017 ging mit einem Mal sehr viel Kapazität verloren. Mit dem Angebotsrückgang reduzierte sich auch vorübergehend die Anzahl von günstigen Tickets, insbesondere im innerdeutschen Markt. Seit Januar 2018 wurde das Angebot zunehmend wieder von deutschen und ausländischen Fluggesellschaften ausgeglichen. Mit dem erneuten Ausbau des Angebots kamen wieder zusätzliche günstige Tickets in den Markt. Neben dem Angebotsausgleich sorgt der anhaltend starke Wettbewerb im internationalen Luftverkehr für ein niedriges Preisniveau.
- Luftfracht: Die Nachfrage nach Luftfracht ist auch im Jahr 2018 gestiegen, allerdings etwas weniger dynamisch als im Vorjahr. Die Verkehrsleistung im weltweiten Luftfrachtverkehr legte um 3,5 Prozent zu (Vorjahr: 9,0 Prozent), in Europa legten die frachttransportierenden Fluggesellschaften um 3,2 Prozent zu. Gewachsen sind europaweit vor allem kleinere Luftfrachtstandorte sowie spezialisierte Flughäfen, an denen Expressfracht-Sendungen umgeschlagen werden, wie Leipzig/Halle und Köln/Bonn.
- Ausblick: Nach Prognosen der IATA wird das Wachstum im weltweiten Luftverkehr im Jahr 2019 weiter anhalten und sich gegenüber 2018 nur leicht abkühlen. In Deutschland weisen die aktuellen Anmeldungen im Flugplan ein Kapazitätswachstum (ohne Germania) von 2,3 Prozent aus. Es bleibt also weiter bei einer steigenden Nachfrage, die in einem wettbewerbsintensiven Umfeld stattfindet und die operativen Bereiche wie auch die Infrastruktur stark fordern wird.
Zweimal im Jahr legt der BDL Kennzahlen zur Lage der deutschen Luftverkehrswirtschaft vor und ordnet diese anhand von internationalen Vergleichszahlen ein. Für den Jahresbericht zieht der BDL unterschiedliche aktuelle Quellen heran: die konsolidierten Zahlen der BDL-Mitgliedsunternehmen, weltweite Vergleichszahlen der internationalen Verbände IATA und ACI sowie Daten des Statistischen Bundesamtes, des IWF und der europäischen Flugsicherungsorganisation Eurocontrol.
- Die komplette Jahresbilanz 2018 finden Sie im Anhang - Die Grafiken finden Sie hier: www.bdl.aero/de/veroffentlichungen/zahlen-zur-lage-der-branche/
Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) wurde 2010 als gemeinsame Interessenvertretung der deutschen Luftverkehrswirtschaft gegründet. Mitglieder des Verbandes sind Fluggesellschaften, Flughäfen, die DFS Deutsche Flugsicherung und weitere Leistungsanbieter im deutschen Luftverkehr. Die Mitgliedsunternehmen beschäftigen mehr als 180.000 Mitarbeiter. Die deutsche Luftverkehrswirtschaft ermöglicht Mobilität für jährlich über 200 Millionen Fluggäste und trägt mit dem Transport von Außenhandelswaren im Wert von über 200 Milliarden Euro zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland bei.
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Leiter Strategie und Kommunikation
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