Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg
Von der Protestantisierung katholischer Kunstwerke - Nürnberger Bildersturm war nur ein Windhauch
Nürnberg (ots)
In der Nürnberger Sebalduskirche finden sich ebenso wie in St. Lorenz noch heute zahlreiche Glasbilder, Skulpturen und Gemälde aus den Jahrhunderten vor der Reformation. Viele von ihnen blieben auch seit dem 16. Jahrhundert unangetastet. Die Nürnberger Kirchen sehen "nicht richtig evangelisch" aus, und auch Mariendarstellungen sind überall zu finden.
Die soziale Oberschicht der Reichsstadt, die diese Kunstwerke während des Mittelalters gestiftet hatte, war 1525 zur Reformation übergegangen und sah sich ebenso wenig wie die Nürnberger Bevölkerung genötigt, die repräsentativ ausgestattete älteste Pfarrkirche ihrer Stadt "auszuräumen". Die Kaufleute - wegen des Gewürzhandels oft auch als "Pfeffersäcke" bezeichnet - sahen keine Gründe, für teures Geld gespendete Kunstwerke willkürlich zu zerstören.
Dennoch blieb nicht alles so, wie es vor 1525 gewesen war. Einzelne Kunstwerke wurden "protestantisch" übermalt oder durch die Entfernung von Darstellungsdetails beziehungsweise Bildunterschriften im evangelischen Sinne verändert. Von Skulpturen wurden Heiligenattribute entfernt, so dass die Dargestellten plötzlich nur noch normale Menschen statt anbetungswürdige Heilige waren. In Einzelfällen gerieten dargestellte Heilige auch vollkommen in Vergessenheit, was dazu führte, dass sie - aus heutiger Sicht mehr als kurios - mit einer neuen Identität versehen wurden. In St. Lorenz hing der Engelsgruß von Veit Stoß nach der Reformation als eine nicht dem evangelischen Glaubensverständnis entsprechende Marien- und Rosenkranzreliquie jahrhundertelang verhüllt hoch oben im Chorgewölbe.
Noch bis August findet jeweils donnerstags um 16.30 Uhr in St. Sebald der ebenso informative wie unterhaltsame Rundgang "Gab es denn hier keinen Bildersturm" statt, der in diesen Nürnberger Umgang mit mittelalterlichen Kunstwerken und seine Hintergründe einführt.
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