VW will Anteil an chinesischem Joint-venture erhöhen
Korruptionsskandal beim Partner FAW wirkt sich günstig auf den Preis aus
Wolfsburg/Peking (ots)
Der deutsche Autobauer Volkswagen (Umsatz 2014: 202,5 Mrd. Euro; operatives Ergebnis: 12,7 Mrd. Euro) könnte günstiger als erhofft den Anteil am wichtigsten chinesischen Gemeinschaftsunternehmen FAW-Volkswagen erhöhen. Dies berichtet das Hamburger Wirtschaftsmagazin BILANZ in seiner am Freitag erscheinenden Ausgabe.
Vergangenes Jahr hatten FAW und VW gemeldet, die Zusammenarbeit um weitere 25 Jahre zu verlängern - allerdings ohne die Anteilsstruktur zu ändern. Die Wolfsburger wollen ihre 40 Prozent an FAW-Volkswagen jedoch am liebsten auf die maximal zulässigen 49 Prozent erhöhen, heißt es in dem Bericht weiter. "Wir beschäftigen uns mit der Bewertung der Anteile", sagte Volkswagens China-Vorstand Jochem Heizmann (63) gegenüber BILANZ. Dabei geht es nach Informationen des Magazins um einen Milliardenbetrag.
Die Deutschen könnten unerwartet Nutznießer der prekären Umstände werden. Denn kein anderes Unternehmen steht derart unter Druck der Zentralen Kommission für Disziplinkontrolle in China wie FAW: Zahlreiche chinesische Führungskräfte von FAW-Volkswagen sitzen im Gefängnis oder warten auf ihre Anklageschrift: Ob im Einkauf oder Vertrieb - allenthalben hielten heimische Manager den Vorwürfen zufolge die Hände auf. Der abgesetzte Chef der FAW-Gruppe Xu Jianyi steht seit März unter Hausarrest wegen "ernsthafter Verstöße gegen die Parteidisziplin".
Von einer aktiveren Rolle der Deutschen bei dem Gemeinschaftsunternehmen versprechen sich die Beteiligten nicht zuletzt vorteilhafte Auswirkungen auf die ethischen und unternehmerischen Standards. "Bei den Verhandlungen hilft uns die FAW-Krise", heißt es auf deutscher Seite. "Die Zeit arbeitet für uns." Denn neben der Korruptionsaffäre drückt auch die abflauende Autokonjunktur in China den Preis der Anteile am Joint Venture.
Die Deutschen haben einen weiteren Trumpf in der Hand: Die VW-Führung um Vorstandschef Martin Winterkorn (68) hat noch nicht entschieden, welcher ihrer beiden chinesischen Partner das Einstiegsauto, "Budget Car" genannt, mitbauen darf: Die Shanghai Automotive Industry Corporation oder FAW. Für das Modell mit hohen Stückzahlen ist eine neue Fabrik nötig.
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