Bundesverband Osteopathie e. V. - BVO
[PM] Osteopathie und Fußball – ein Blick hinter die Kulissen
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Er kennt die Profis in- und auswendig: Jens Joppich. Er war schon als Physiotherapeut mit osteopathischer Ausbildung für die deutsche Basketball-Nationalmannschaft und die Dallas Mavericks unterwegs. Aktuell ist Joppich beim Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen und seit etwa drei Jahren auch für die DFB-11 tätig. Im Interview mit dem Bundesverband Osteopathie e.V. – BVO gibt er einen kleinen Einblick hinter die Profi-Fußball-Kulissen.
Herr Joppich, Sie sind seit 2021 im Einsatz für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft, haben schon ein internationales Turnier hinter sich. Was ist Ihnen von der WM 2022 in Katar besonders in Erinnerung geblieben?
Leider muss ich hier immer an unser frühes Ausscheiden in der Vorrunde denken. Trotzdem war es ein besonderes Erlebnis bei einer Fußball-Weltmeisterschaft dabei zu sein: die Atmosphäre war beeindruckend, die Architektur der Stadien außergewöhnlich.
Praxisalltag, Wettkampfalltag. Wie sehr unterscheiden sich hier Ihre täglichen ToDos und Behandlungen?
Ein Tag während der WM oder eines Wettkampfs ist schon alleine von den zeitlichen Abläufen her ganz anders.
In meiner Praxis behandle ich in der Regel Patienten nacheinander. Nach acht bis zehn Stunden ist dann für mich Feierabend. Bin ich allerdings, wie bei der WM 2022, mit den Fußballern unterwegs, sieht dieser Tag ganz anders aus: Meistens beginnt er morgens um 9 Uhr und endet erst spät abends, auf 23 Uhr. Zuerst werden die Spieler auf’s Training vorbereitet. Dann sind wir Therapeuten natürlich beim Training selbst auch dabei. Anschließend geht es in die Nachbereitung des Trainings und eher allgemeine Behandlungen. Dort spielen die osteopathischen Behandlungen eine große Rolle.
Manchmal kommt dann auch noch ein zweites Training dazu.
Sie waren auch schon osteopathisch für die „Natio“ – die Spieler der Deutschen Basketball-Nationalmannschaft tätig. Gibt es da einen großen Unterscheid zwischen Fußballern und Basketballern in der Behandlung?
Vermutlich ist der größte Unterschied zwischen den beiden Sportarten, dass Fußballer häufiger Kontaktverletzungen haben, während wir bei den Basketballern mehr tapen. Ansonsten unterscheidet sich für mich der Tages- oder Behandlungsablauf eher nicht.
Spieler haben meiner Erfahrung nach ihre statischen oder Belastungsprobleme – das hat aber nichts mit der Sportart an sich zu tun. Hier setzen wir dann unsere Behandlungen an.
Sie haben bereits Profi-Fußball-Erfahrung – seit 2008 sind Sie bei Bayer 04 Leverkusen als osteopathischer Therapeut tätig. Einige der Nationalspieler kennen Sie dann ja schon – ist das von Vorteil für Ihre Arbeit der DFB-11?
Ja, klar! Besonders als ich hier angefangen habe. Da war es für mich viel einfacher, weil ich eben einige Leverkusener oder Ex-Spieler bereits kannte – und damit teilweise auch ihre aktuellen oder alten Leiden.
Wie oft werden Fußball(-Profis) vor den Spielen behandelt? Unterscheidet sich hier ein reguläres Bundesliga-Spiel von einem internationalen Wettkampf?
Grundsätzlich unterscheidet es sich nicht. Ein Spiel ist ein Spiel. Wer eine Behandlung – egal, ob physiotherapeutisch, medizinisch oder osteopathisch – benötigt, der bekommt sie auch! Da ist es gleich, ob es sich um ein Bundesliga-Spiel, Freundschaftsspiel oder um ein Europameisterschaftsspiel handelt.
Auch der Tagesablauf ist fast immer ähnlich.
Wer entscheidet, ob eine osteopathische Behandlung notwendig ist?
Wir sprechen bei jeder Maßnahme jeden Tag gemeinsam im medizinischen und therapeutischen Team über alle Spieler und legen so auch fest, welche Behandlungen bei welchem Fußballer nötig sind und wie wir herangehen. Hier stimmen wir uns natürlich sehr eng mit dem Mannschaftsarzt ab – er hat das letzte Wort.
An welchen Stellschrauben müssen Sie insbesondere bei den (Profi-)Fußballern – osteopathisch – drehen?
Pauschal kann ich das nicht sagen, das ist sehr vielfältig. Da behandle ich zum Beispiel Spieler, die schon länger Probleme haben. Andere brauchen akut therapeutische Unterstützung. Ob das nun mit den Gelenken, der Wirbelsäule oder einem anderen Körperteil zu tun hat, ist ebenso unterschiedlich.
Daher ist unsere Vorgehensweise oft ein fließender Übergang zwischen Physiotherapie und Osteopathie.
Der Vorteil ist, wenn man die ganzen Tage wie bei der Nationalmannschaft zusammen ist, kann man in Ruhe alle Probleme behandeln.
Sie betreuen auch viele andere Leistungssportlern aus den unterschiedlichsten Sportarten – Leichtathletik, Basketball, Beachvolleyball, Triathleten. Was haben die Profis Ihrer Erfahrung nach alle gemeinsam?
Ganz klar: Alles zu tun, um bestmöglich vorbereitet und erfolgreich im Spiel zu sein.
Weitere Informationen für Ihre Leser oder als Themenanregung finden Sie in unserem Blog „Osteopathie Magazin“ ► bit.ly/BVO-Blog.
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