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Objekte aus Kunststoff besser erhalten

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Objekte aus Kunststoff besser erhalten

TH Köln entwickelt einheitliche und fachübergreifende Terminologie

Bei der Restaurierung und Konservierung von Kunststoffen sind Fachleute aus den Kultur-, Material- und Restaurierungswissenschaften gefragt. Bislang haben diese für gleiche oder ähnliche Beobachtungen wie Herstellungsfehler, Schäden oder Alterungserscheinungen ihr eigenes Vokabular verwendet – das kann zu Missverständnissen führen. Um die Zusammenarbeit zu erleichtern, hat ein internationales Forschungskonsortium unter der Leitung der TH Köln eine gemeinsame Terminologie für die Erhaltung von Kunststoffen entwickelt. Diese umfasst mehr als 100 Begriffe und soll deutsch- sowie englischsprachig Open Access verfügbar gemacht werden.

„Vom preiswerten Ersatz für teure Naturprodukte bis zum begehrten Hightech-Objekt hat Kunststoff die kulturelle Entwicklung des 20. und 21. Jahrhunderts geprägt“, sagt Projektkoordinatorin Prof. Dr. Friederike Waentig vom Cologne Institute for Conservation Sciences (CICS) der TH Köln. „Trotz dieser Bedeutung ist die Disziplin der Restaurierung und Konservierung dieses Werkstoffes noch wenig etabliert und dementsprechend fehlt es an effektiven Erhaltungsstrategien“, so Waentig weiter. Das sei problematisch, da einige Kunststoffe weitaus weniger langlebig seien, als ihr Image es vermuten ließen. So könnten etwa Weichmacher aus diesen austreten, wodurch sie klebrig und spröde würden sowie ihre Form verlieren.

Um Gegenstände aus Kunststoff besser zu erhalten, sei zunächst eine gemeinsame Sprache der beteiligten Fachleute aus verschiedenen Disziplinen erforderlich. „Die Restaurierung und Konservierung beginnt mit der Dokumentation und der Erfassung des kulturellen Kontextes. Mit Blick auf die Erhaltung liegt dabei ein Fokus auf Fehlern oder Schäden. Auf dieser Basis wird über das Objekt kommuniziert und eine Erhaltungsstrategie entwickelt“, erklärt Waentig. Aktuell würden Bewertungskriterien, Fachbegriffe und Schadensbeschreibungen aber eher inkonsistent angewendet werden. Ein Beispiel dafür sei der Begriff „Ausschwitzen“: Mit diesem beschreiben Materialwissenschaftler*innen eine sichtbare Absonderung auf der Oberfläche. Restaurator*innen dagegen meinen damit eine Wanderung flüssiger Bestandteile aus dem Inneren des Materials an die Oberfläche.

Lesehilfe, Kaffeemühle und Spielzeug aus Kunststoff untersucht

Das interdisziplinäre Forschungsteam hat einzelne Objekte wie eine Lesehilfe, eine Kaffeemühle oder Spielzeug aus der etwa 20.000 Objekte umfassenden Sammlung des Deutschen Kunststoffmuseums untersucht. „Wir haben zunächst Formgestaltung, Herstellungstechnik, Materialität und Funktion dieser exemplarischen Gegenstände aus der jeweiligen Perspektive der drei Disziplinen beschrieben und die Ergebnisse anschließend zusammengeführt“, sagt Waentig.

Diese Betrachtung habe das gegenseitige Verständnis gestärkt und für Feinheiten sensibilisiert: „Es gibt zum Beispiel Veränderungen an Gegenständen, die auf den ersten Blick als Schaden wahrgenommen werden könnten, aber eigentlich durch die Herstellungstechnik entstanden sind und daher gar nicht unbedingt restauriert werden müssen.“

In einem weiteren Schritt wurde aus den Ergebnissen der gemeinsamen Betrachtung eine deutsch- und englischsprachige Terminologie mit mehr als 100 Bewertungskriterien, Fachbegriffen und Schadensbeschreibungen abgeleitet. Darin wird die Bedeutung der Vokabeln aus Sicht der verschiedenen Disziplinen erläutert, mit Bildern illustriert und es werden Vorschläge für ein gemeinsames Verständnis formuliert. Zu der im Projekt entstandenen Terminologie soll in weiteren Projektarbeiten eine praktische Handreichung – etwa in Form einer Open-Access-Publikation und eines analogen Fächers, der im Depot von Kunstmuseen genutzt werden kann – erarbeitet werden.

Das Vorhaben

Das Projekt „Kunststoff – ein moderner Werkstoff im kulturhistorischen Kontext“ (KuWerKo) wurde an der TH Köln von Prof. Dr. Friederike Waentig vom Cologne Institute for Conservation Sciences geleitet. Projektpartner waren das Institut für Kunststofftechnik der Universität Stuttgart und das LVR-Industriemuseum des Landschaftsverbandes Rheinland. Beteiligt waren zudem das Design Museum Gent, das Getty Conservation Institute und das Institut für Translation und Mehrsprachige Kommunikation der TH Köln. Das Vorhaben wurde über einen Zeitraum von vier Jahren mit mehr als 900.000 Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

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