Alvarez & Marsal prognostiziert starken Anstieg von Unternehmensrestrukturierungen angesichts verschlechterter Wirtschaftslage
N.Y./München (ots)
- Neue Datenanalyse von Alvarez & Marsal zeigt, dass die finanzielle Notlage von Unternehmen in Europa weiter zunimmt.
- 72 % mehr Unternehmen aus der Konsumgüter-Branche sind 2023 in wirtschaftlicher Schieflage.
Alvarez & Marsal (A&M), ein weltweit führendes Beratungsunternehmen, veröffentlicht seinen Alvarez & Marsal Distress Alert (ADA), in dem die finanzielle Leistungsfähigkeit und die Robustheit der Bilanzen von mehr als 4.400 Unternehmen in Europa ausgewertet wurden.
Laut ADA befindet sich fast jedes zehnte (8,9 %) europäische Unternehmen in einer Notlage und benötigt eine Sanierung. Dies bedeutet eine Steigerung um 0,5 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Es ist zu erwarten, dass diese Zahl noch steigen wird, da sich die Leistung weiter verschlechtert - insbesondere bei Unternehmen mit einem hohem Fremdkapitalanteil. Die aktuelle Studie zeigt zudem, dass 20 % der untersuchten Unternehmen eine schwache Bilanz aufweisen. Dieser leichte Anstieg im Vergleich zum Vorjahr gibt aufgrund der bevorstehenden Kreditfälligkeiten Anlass zur Sorge hinsichtlich der Finanzierung.
Während das Gesamtbild der Notlage in den letzten Jahren angesichts der durch die Pandemie und jetzt den makroökonomischen Abschwung verursachten Störungen konstant hoch geblieben ist, verbergen diese Zahlen erhebliche Leistungsunterschiede zwischen den einzelnen Branchen. Im Jahr 2022 verzeichneten die Konsumgüterbranche (ausgenommen Mode, Getränke und Lebensmittel), das Gesundheitswesen und Unternehmen aus der Weiterverarbeitung den stärksten Anstieg an finanziellen Notlagen im Vergleich zu 2021.
Spezialisierte Konsumgüterunternehmen wie Elektronik-, Wohn- und Möbelgeschäfte sowie Verbrauchermärkte verzeichneten im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um ganze 72 %. Dies ist auf den deutlichen Rückgang der Verbraucherausgaben infolge gestiegener Lebenshaltungskosten sowie höherer Betriebskosten zurückzuführen. Ebenso stieg der Anteil der Unternehmen im Gesundheitswesen, die sich in einer Notlage befinden, zwischen 2021 und 2022 um nahezu die Hälfte (47 %). In der Weiterverarbeitung erhöhte sich die Zahl der Unternehmen in Schieflage im gleichen Zeitraum um 39 % aufgrund steigender Energiepreise und disruptiver Lieferketten.
Christian Ebner, Managing Director bei Alvarez & Marsal, kommentiert: "Covid-Stützungsmaßnahmen und ein hohes Maß an Liquidität haben angeschlagene Unternehmen über einen längeren Zeitraum über Wasser gehalten, aber das Blatt wendet sich. Viele haben Schulden, die 2024 fällig werden, und die Vorstände sehen sich nun mit der neuen Realität konfrontiert, dass die Inflation die Verbrauchernachfrage aushöhlt, die Lieferketten unterbrochen werden, die Zinsen steigen und die Kreditgeber vorsichtiger werden. Wir raten sowohl den Unternehmen als auch den Kreditgebern, jetzt
Gespräche zu führen und Maßnahmen zu ergreifen, um mittelfristig oder sogar kurzfristig ein schwerwiegenderes Restrukturierungsszenario zu vermeiden."
Trotz der zunehmenden Notlage gibt es auch positive Entwicklungen. Die Zahl der Unternehmen in der Reise-, Hotel- und Freizeitbranche, die sich in Schwierigkeiten befinden, ist im untersuchten Zeitraum um 63 % gesunken, was auf den starken Umsatzanstieg im letzten Jahr zurückzuführen ist. Die Auswirkungen der gestiegenen Lebenshaltungskosten sind jedoch für viele Unternehmen dieser Branche noch nicht in vollem Umfang spürbar. Daher müssen sie die Entwicklung in diesem Bereich weiterhin genau im Auge behalten.
Den kompletten ADA-Report finden Sie hier
Methodik
Der Distress Alert von Alvarez & Marsal analysiert 18 KPIs, um zwei Sub-Scores zu erstellen: den Performance-Score, der auf der eigenen Gewinn- und Verlustrechnung des Unternehmens sowie den damit verbundenen KPIs im Vergleich zu seinen Branchenkollegen basiert, und den Robustheits-Score, der auf detaillierten Bilanzdaten beruht. Die Bewertungen werden auf einer Skala von Null (stark beeinträchtigt) bis 10 (sehr solide Lage) vorgenommen.
Erfasst werden private und öffentliche Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 20 Millionen Euro.
Die LTM2022-Analyse umfasst 4.421 Unternehmen. Die Analysen für das GJ2021, GJ2020 und GJ2019 umfassen 11.528 Unternehmen.
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