Aktienphobie dauert an
Itzehoe (ots)
Das Verhältnis der Deutschen zu Aktien bleibt schwierig: Die Börse erscheint ihnen als ein Ort, an dem man spekulieren und mit Glück kurzfristig viel Geld verdienen kann. Doch dass man mit Aktien langfristig ein Vermögen aufbauen und es gleichzeitig vor Risiken wie Inflation, Bank- und Staatspleiten schützen könne, sei den meisten nach wie vor unbekannt, stellt Jörg Wiechmann fest. Das schließt der Geschäftsführer des Itzehoer Aktien Clubs (IAC) aus einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov.
Demnach hegt ausgerechnet die wohlhabendste Altersgruppe, die Generation der 51- bis 64-Jährigen, das größte Misstrauen gegen Aktien. Knapp die Hälfte findet es "hochinteressant", Geld an der Börse anzulegen, doch ebenso groß ist der Anteil derer, die die Börse für so riskant wie ein Spielcasino halte. 56 Prozent fürchten "unkontrollierbare Risiken" und würden Geld nur mit Kapitalgarantie an der Börse anlegen. "Das aber ist ein Widerspruch in sich", sagt Wiechmann. Da gelte das Motto: "Wasch mich, aber mach mich nicht nass."
Denn Aktien seien Unternehmensbeteiligungen und unterlägen damit den Gesetzen des Unternehmertums - da gebe es keine Garantien. Gerade die Bereitschaft, Risiko zu übernehmen, sei die Grundlage für überdurchschnittliche Einkommen und Renditen bei Unternehmern und Aktionären, betont Wiechmann. Zwar könnten einzelne Unternehmen scheitern - "ein Scheitern von Unternehmertum und Wirtschaft in Gänze hingegen ist nicht möglich".
Das sei der große Vorteil für den Aktionär: Er könne weltweit in viele Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen und Ländern investieren. So profitiere er von der ständig wachsenden Weltwirtschaft, eliminiere aber gleichzeitig das einzelne Unternehmensrisiko fast vollständig. "Was bleibt, ist das Risiko kurzfristiger Kursschwankungen", sagt der IAC-Geschäftsführer. Doch sie beträfen nur den kurzfristig orientierten Anleger, denn: "Langfristig hingegen streben Börse und Wirtschaft gemeinsam aufwärts."
Für den Langfrist-Aktionär mache selbst der Zeitpunkt des Einstiegs an der Börse kaum einen Unterschied, sagt Wiechmann. Sein Rechenbeispiel: Auf eine Investition in Höhe von 10.000 Dollar an der US-Börse direkt vor dem Crash 1987 sei ein Verlust von mehr als 22 Prozent gefolgt - der höchste Tagesverlust in der Börsengeschichte. "Bis heute aber wäre der Wert auf mehr als 200.000 Dollar angewachsen", so Wiechmannn. Dies entspreche einer Rendite von rund zehn Prozent pro Jahr. Das wäre dem Glückspilz erspart geblieben, der direkt nach dem Crash zu Tiefstkursen gekauft hätte. Doch seine Rendite bis heute hätte bei 10,8 Prozent gelegen -- "gerade einmal 0,8 Prozent pro Jahr mehr als der Pechvogel".
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