Pessimismus pur
Warum die Börse ihrer Zeit wieder einmal voraus ist
Itzehoe (ots)
Rette sich, wer kann! Angesichts der aktuellen Wirtschaftsprognosen kann für Anleger nur dieses Motto richtig sein - oder? Jörg Wiechmann vom Itzehoer Aktien Club (IAC) ist völlig anderer Ansicht.
Klar: Es sieht düster aus. Elon Musk, Tesla-Chef und reichster Mensch der Welt, hat ein "superschlechtes Gefühl". Wirtschaftsminister Robert Habeck warnt vor einem "Lehman-Moment" für den deutschen Gasmarkt, samt drohendem Kollaps der deutschen Industrie. Finanzminister Christian Lindner schwört die Bevölkerung auf die schwerste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg ein, samt bis zu "fünf Jahren der Knappheit". Da brauchten Anleger schon Nerven aus Stahl, damit nicht der Fluchtreflex einsetze, sagt Wiechmann.
"Aber Panik ist an der Börse ein schlechter Ratgeber." Hinzu komme die Frage: Wohin fliehen? Werde das Geld auf dem Tagesgeldkonto geparkt, sei der Wertverlust garantiert angesichts von Null- bzw. Strafzins und acht Prozent Inflation.
Auch der IAC nehme die Horrorprognosen ernst, sagt der Geschäftsführer, betont jedoch: "Die Börse eilt als Frühindikator der Wirtschaft voraus." Obwohl viele Unternehmen noch Rekordgewinne melden und Gewinne ausschütten wie nie zuvor, berücksichtigen viele Anleger bereits die düsteren Wirtschaftsaussichten. Deshalb seien die Kurse in den Keller gerauscht, erläutert Wiechmann. Das erste Börsen-Halbjahr 2022 gehöre zu den fünf schlechtesten seit der großen Depression 1930.
Und wie geht es weiter? Komme es noch schlimmer als erwartet, werde das auch auf die Börse durchschlagen. Wenn die Prognosen zuträfen, erfülle sich die Erwartung, die schon eingepreist sei - ohne Effekt auf die Kurse. Und verlaufe die Entwicklung doch besser, werde die Stimmungsaufhellung die Börse steigen lassen, sagt Wiechmann. In jedem Fall habe der aktuelle Pessimismus bereits für stark reduzierte Einstiegskurse gesorgt, und auf jede Krise folge eine Erholung mit neuen Höchstständen: "Den rechtzeitigen Einstieg verpasst zu haben, stellt sich im Nachhinein regelmäßig als das größte Risiko dar."
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