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US-Wählerschaft polarisiert nach Geschlecht und Bildung

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US-Wählerschaft: polarisiert nach Geschlecht und Bildung

Wie kommt es, dass Trump so viele Hispanics von sich überzeugen konnte – trotz seiner laut geäußerten Migrationsskepsis? Und dass so viele Männer unter 30 konservativ wählten? Marco Bitschnau, Soziologe an der Universität Konstanz, erklärt: Die US-Gesellschaft polarisiert sich weniger nach Ethnizität; dafür rücken Geschlecht und Bildungsgrad in den Vordergrund.

Donald Trump hat die politische Landkarte der Vereinigten Staaten ein weiteres Mal umgestaltet: Ob Jungwähler, Asiatisch-Stämmige oder Hispanics – der neugewählte Präsident konnte seine Wähleranteile unter zahlreichen demografischen Gruppen deutlich steigern. Bei den Hispanics, eigentlich demokratische Stammwählerschaft, dürfte Trump, so Soziologe Marco Bitschnau, sogar das beste republikanische Ergebnis seit Jahrzehnten eingefahren haben. Bitschnau, der zu Spaltungsprozessen in westlichen Gesellschaften forscht – und dazu, wie sie sich bei Wahlen manifestieren –, sieht insbesondere in der Hinwendung vieler Hispanics zu Trump die Verstärkung eines Trends:

„Die demokratische Koalition, die einst Barack Obama zum Sieg verholfen hat, bröckelt gewaltig. Und die Hispanics stellen einen ihrer wackeligsten Bestandteile dar. Viele sind Angehörige der Arbeiter- oder der unteren Mittelschicht, die von den hohen Inflationsraten besonders getroffen werden. Viele sind auch religiöser, sozialkonservativer und trotz eigener Einwanderungsgeschichte grenzpolitisch restriktiver als weiße Anhänger der Demokraten. Hatte es in den vergangenen Jahrzehnten noch eine tiefe kulturelle Kluft zwischen ihnen und den Republikanern gegeben, konnte diese von Trump nun maßgeblich überbrückt werden. Dies mag auch dessen harter Rhetorik und der Selbstdarstellung als eines sich gegen alle Widerstände durchsetzenden Außenseiters geschuldet sein, was bei den stark vom Glauben an den American Dream geprägten Hispanics vielerorts gut ankommt.“

Geschlecht und Bildungsgrad als wesentliche Faktoren

„Dass so viele Hispanics in das republikanische Lager überlaufen, zeigt gleichzeitig, dass die US-Gesellschaft sich tendenziell weniger nach Ethnizität polarisiert und dafür Faktoren wie Geschlecht und Bildungsgrad in den Vordergrund rücken. Unter weißen Frauen mit Hochschulabschluss konnte Harris ihren Vorsprung auf Trump sogar noch ausbauen – unter Niedriggebildeten und Männern verlor sie dagegen massiv an Boden, und das vielfach über alle Ethnien hinweg. Besonders heftig fallen ihre Verluste bei jungen Männern aus: Die Gruppe der Unter-30-Jährigen bewegte sich nach Schätzungen um beinahe 30 Prozentpunkte nach rechts. Für die Demokraten ein demografisches Problem, das ihnen noch einige Zeit Kopfzerbrechen bereiten könnte“, erklärt Bitschnau.

Und er präzisiert: „Für die US-Gesellschaft bedeutet es wiederum, dass die Zerrbilder von weißen Republikanern aus der Provinz und ethnisch diversen Demokraten aus den Großstädten immer weniger taugen. Sie suggerieren einen Kontrast, der von der Realität überholt wird – und verkennen, dass es Donald Trump gelungen ist, die vielfältigste republikanische Wählerschaft seit Generationen hinter sich zu vereinen.“

Marco Bitschnau forscht als Postdoktorand an der Professur für Soziologie mit Schwerpunkt soziale Bewegungen der Universität Konstanz und ist mit dem Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“ affiliiert.

Kontakt:
Universität Konstanz
Kommunikation und Marketing
Telefon: + 49 7531 88-3603
E-Mail:  kum@uni-konstanz.de

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