"Dialog-Menschen", die Grenzen und Hürden überwinden, werden mit Deutschem Dialogpreis ausgezeichnet
Berlin (ots)
Barbara John, Ahmad Milad Karimi, Jochen Thies und Joachim Valentin wurden in vier Kategorien mit dem BDDI-Preis ausgezeichnet | Dialog der Kulturen und Religionen
Von Dialog nicht nur zu reden, sondern ihn zu leben - dafür wurden heute vier außergewöhnlich engagierte Menschen mit dem Deutschen Dialogpreis des BDDI ausgezeichnet. "Dialog schenkt Zukunft!" formulierte BDDI-Generalsekretär Kadir Boyaci das Motto des Abends, durch den Fernsehmoderator Meinhard Schmidt-Degenhard führte. Für ihr Lebenswerk wurde Prof. Dr. Barbara John, Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin, Vorsitzende des Beirates des Bundeamts für Migration und Flüchtlinge, Ombudsfrau für die NSU-Opfer und ehemalige Berliner Ausländerbeauftragte ausgezeichnet. Sie stünde offen, zugänglich, eloquent, weise und hilfsbereit jedem mit Rat und Tat zur Seite, dankte Laudator Irfan Kumru vom deutsch-türkischen Schulverein Tüdesb der vielfältig engagierten CDU-Politikerin: "Jeder, der einmal mit Ihnen zu tun hatte, weiß, dass auf Sie Verlass ist!" "
Mit Witz, Charme und guten Argumenten", kämpfe Prof. Dr. Ahmad Milad Karimi, "für ein differenziertes Bild des islamischen Glaubens", pries der Tübinger katholische Theologe Karl-Josef Kuschel den Preisträger in der Kategorie Wissenschaft & Bildung. Als Partner im islamisch-christlichen Dialog träte Karimi mit einer unverwechselbaren Mischung aus Selbstbewusstsein und Selbstkritik auf. Der afghanisch-deutsche Religionsphilosoph habe durch seine deutschsprachige Koranübersetzung "auch nichtmuslimischen Adressaten bewusst gemacht, dass der Koran von seinem Ursprung und Selbstverständnis her weniger ein Lese- als ein Hörerlebnis sei." Mit seinen Worten habe auch der Preisträger in der Kategorie Literatur die Welt verändert: Dem Journalist und Schriftssteller Dr. Jochen Thies gelänge es immer wieder, "Aspekte, die einem normalerweise ,fremd' vorkommen, so zu erklären, dass sie einem vertraut werden", rühmte Ercan Karakoyun, Vorsitzender der Stiftung Dialog und Bildung, den ehemaligen Redenschreiber Helmut Schmidts. Er mache "Weltreisen im Kopf und Gedankensprünge auf dem Papier" und so überwinde er "nicht nur die Grenzen im Denken, sondern auch die vielen unsichtbaren Hürden im Dialog."
Beim Prof. Dr. Joachim Valentin, dem Preisträger in der Kategorie Interreligiöser Dialog, wurde die Preisverleihung selbst zum Inbegriff des vielfachen Dialogs: Als evangelische Pfarrerin bei einer Preisverleihung durch eine islamisch geprägte Institution die Laudatio für katholischen Theologen zu halten, sei "nach wie vor etwas Besonderes", begann Ilona Klemens ihre Laudatio auf den Direktor des Katholischen Zentrums Haus am Dom in Frankfurt am Main. Dass sich der Dialog zwischen den Religion in den letzten Jahrzehnten verbessert habe, verdanke man Menschen, die den Dialog als Ausdruck einer Haltung verstünden, die jeder Person mit Respekt und Offenheit entgegenträte - jenseits von Glauben und Weltanschauung. Valentin sei ein solcher Dialogmensch, der "menschenfreundliche Haltung mit intellektueller Klugheit und Scharfsinn" verbände.
Wie wichtig Dialog ist, betonte Gastgeber Kadir Boyaci in seiner Rede, der sich freute, dass der Preis nach einer ungewollten Pause von vier Jahren endlich wieder vergeben werden konnte. Die Hizmet-Bewegung habe nämlich in diesen vier Jahren die Erfahrung machen müssen, was es bedeutet, aufgrund von Überzeugungen kollektiv verfolgt zu werden. "Aber gerade deswegen ist für uns klarer denn je: Dialog schenkt Zukunft. Aber Dialog schenkt auch Hoffnung!"
Seit 2013 vergibt der Bund Deutscher Dialog Institutionen (BDDI) den Deutschen Dialogpreis in den Kategorien Interreligiöser Dialog, Wissenschaft & Bildung, Literatur und das Lebenswerk. Damit gewürdigt werden Personen und Institutionen, die maßgeblich zum Dialog der Kulturen und Religionen beitragen. Er ist jeweils mit 500 Euro dotiert.
Bisherige PreisträgerInnen (in alphabetischer Reihenfolge) Asfa-Wossen Asserate | Dr. Tovia Ben-Chorin | Interkultureller Rat in Deutschland e.V. | Prof. Dr. Yasemin Karasoglu | Dr. Nervid Kermani | Prof.Dr.Dr.h.c. Karl-Josef Kuschel | Dr. Thomas Lemmen | Cornelia Piper | Meinhard Mordechai Tenné | Feridun Zaimoglu
Der Bund Deutscher Dialog Institutionen wurde 2013 von 15 Institutionen ins Leben gerufen, die sich in ihrer Arbeit dem gesamtgesellschaftlichen Dialog widmen. Ihre verbindende Idee: Deutschland ist ein Land der Vielfalt. Unsere Gesellschaft setzt sich aus Menschen unterschiedlichster ethnischer, kultureller und religiöser Zugehörigkeit zusammen. Diese Vielfalt braucht den aktiven Dialog, die Teilhabe und die Einbindung in der Gesellschaft. BDDI-Generalsekretär ist Kadir Boyaci.
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