Wirtschaftsministerium zeichnet ADAC Luftrettung aus
München (ots)
- Innovationspreis Reallabore für das Projekt "Multikopter im Rettungsdienst"
- Expertenjury würdigt Testräume für digitale und ökologische Transformation
- Gemeinnützige ADAC Luftrettung Sieger in der Kategorie "Ausblicke"
Hohe Auszeichnung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) für die fliegenden Gelben Engel: Bei einer Festveranstaltung in Berlin wurde das Forschungsprojekt "Multikopter im Rettungsdienst" der gemeinnützigen ADAC Luftrettung am Dienstagabend mit dem Innovationspreis Reallabore ausgezeichnet. Mit dem Preis würdigt das BMWK herausragende Testräume für digitale und ökologische Transformation, die sich durch ihren Vorbildcharakter und ihren Beitrag für ein modernes und innovationsfreundliches Recht auszeichnen. Die ADAC Luftrettung gewann den Preis in der Kategorie "Ausblicke" für das weltweit erste Pilotprojekt zur Erprobung von Multikoptern im Rettungsdienst.
Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung gGmbH nahm die Auszeichnung bei einer Festveranstaltung in Berlin entgegen. "Dieser Preis bestärkt uns, das Multikopterprojekt und die damit verbundene Forschungs- und Pionierarbeit für den Rettungsdienst weiter voranzutreiben. Mit dem Ziel, die Patientenversorgung in Deutschland weiter zu verbessern und die schnelle Hilfe aus der Luft nachhaltig und damit auch zukunftssicher aufzustellen," erklärte Bruder. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck wurde bei der Preisverleihung zugeschaltet und gratulierte den Siegern des Wettbewerbs in einer Video-Grußbotschaft.
"Reallabore erproben die digitale und nachhaltige Transformation zunächst im Kleinen, um sie dann später im Großen auszurollen. Den Preisträgern des Innovationspreises Reallabore gelingt es auf vorbildliche Weise, digitale Technologien im Reallabor in die konkrete Anwendung zu bringen und damit echten Mehrwert zu schaffen, besonders auch für den Klima- und Umweltschutz", lobte Dr. Anna Christmann, Beauftragte des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz für Digitale Wirtschaft und Start-ups und Koordinatorin der Bundesregierung für die Deutsche Luft- und Raumfahrt. Unter ihrem Vorsitz hatte eine Expertenjury den Wettbewerb zum zweiten Mal ausgelobt und aus insgesamt 101 Wettbewerbsbeiträgen neun Siegerprojekte ausgewählt.
Reallabore sind zeitlich und meist räumlich begrenzte Testräume, in denen innovative Technologien oder Geschäftsmodelle unter realen Bedingungen erprobt werden. Reallabore erfordern oftmals Ausnahmegenehmigungen oder die Nutzung von Experimentierklauseln und liefern wichtige Erkenntnisse, ob und wie der rechtliche Rahmen weiterentwickelt werden muss.
Das Reallabor "Multikopter im Rettungsdienst" war in Kooperation mit der Firma Volocopter in Bruchsal Ende 2018 von der ADAC Luftrettung, gefördert von der gemeinnützigen ADAC Stiftung, auf den Weg gebracht worden. Für die Studie hatte das international renommierte Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement der Ludwig-Maximilians-Universität München (INM) in einer Makroanalyse für die Bundesländer Bayern und Rheinland-Pfalz Einsatzpotentiale des Multikopters ermittelt und in einer Mikroanalyse für zwei Modellregionen - auf Basis historischer Leitstellendaten - mehr als 26.000 Notfalleinsätze mit Multikoptern am Computer simuliert: für den Rettungsdienstbereich Ansbach mit dem Luftrettungsstandort Dinkelsbühl in Bayern sowie Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz. Durchgespielt wurden Szenarien mit unterschiedlichen Einsatzradien, Reichweiten und Geschwindigkeiten.
Multikopter sind neue, senkrechtstartende Luftfahrzeuge mit mehreren elektrisch angetriebenen Rotoren. Bisher wurden die Fluggeräte in erster Linie als Flugtaxis im zivilen Bereich entwickelt. Die Studie der ADAC Luftrettung konnte erstmals einen einsatztaktischen Vorteil von Multikoptern im Rettungsdienst theoretisch belegen. Deutliche Verbesserungen für die Notfallversorgung ergeben sich laut Studie ab einem Einsatzradius von 25 bis 30 Kilometern. Die optimale Fluggeschwindigkeit des Multikopters sollte in diesem Fall bei 100 bis 150 km/h, die Mindestreichweite bei rund 150 Kilometern liegen. Im Vergleich zu einem Rettungshubschrauber ist der Multikopter leiser und emissionsärmer. Der Multikopter soll den Rettungshubschrauber aber ausdrücklich nicht ersetzen, sondern die schnelle Hilfe aus der Luft ergänzen.
Im Reallabor werden die nächsten Jahre umfangreiche Erprobungen mit Multikoptern an zwei Standorten in Deutschland mithilfe von Ausnahmegenehmigungen durchgeführt. Die Vorbereitungen hierfür laufen bereits. In den Modellregionen soll nach aktuellem Planungsstand ab dem Jahr 2024 ein Realbetrieb starten. In den vergangenen Monaten fanden bereits umfangreiche Erprobungsflüge von ADAC Luftrettung-Piloten auf einem Volocopter-Simulator des Typs VoloCity statt. Bis das Pilotprojekt in den Modellregionen startet, wird das neue Fluggerät an nichtöffentlichen Forschungsstandorten durch die Herstellerfirma Volocopter für den Flugdienst vorbereitet und getestet.
Bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 will das Unternehmen Volocopter den Startschuss für den Regelbetrieb von Flugtaxis des Typs VoloCity geben.
Über die ADAC Luftrettung gGmbH
Mit mehr als 50 Rettungshubschraubern und 37 Stationen ist die gemeinnützige ADAC Luftrettung eine der größten Luftrettungsorganisationen Europas mit bis heute mehr als 1,1 Millionen Einsätzen. Die ADAC Rettungshubschrauber gehören zum deutschen Rettungsdienstsystem, werden immer über die Notrufnummer 112 bei der Leitstelle angefordert und sind im Notfall für jeden Verunglückten oder Erkrankten zur Stelle. "Gegen die Zeit und für das Leben" lautet der Leitsatz der ADAC Luftrettung gGmbH. Denn gerade bei schweren Verletzungen oder Erkrankungen gilt: Je schneller der Patient in eine geeignete Klinik transportiert oder vor Ort vom Notarzt versorgt wird, desto besser sind seine Überlebenschancen bzw. seine Rekonvaleszenz. Die Crews der ADAC Luftrettung werden trainiert von der ADAC HEMS Academy GmbH. Die Wartung und technische Bereitstellung erfolgt über die ADAC Heliservice GmbH. Die ADAC Luftrettung ist ein Tochterunternehmen der ADAC Stiftung.
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