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Sportstadien als Kristallisationspunkte gesellschaftlicher und kultureller Dynamiken

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Sportstadien als Kristallisationspunkte gesellschaftlicher und kultureller Dynamiken

  • Deutsch-französisches Forschungsprojekt unter Beteiligung der Universität Freiburg untersucht die Bedeutung von Arenen im „langen 20. Jahrhundert“
  • Interdisziplinäres Forschungsvorhaben widmet sich der umfassenden gesellschaftlichen Bedeutung des Sports und seiner Räume – auch mit Blick auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris
  • Projekt startet Mitte März 2023 und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie der Agence nationale de la recherche (ANR) mit etwas mehr als einer Million Euro gefördert

Stadien und andere Sport-Arenen sind nicht nur funktionale Orte für sportliche Wettkämpfe – sie sind auch Räume, in denen Sportler*innen und Publikum interagieren, in denen Emotionen, Erfahrungen, Werte und Vorstellungen zirkulieren. Diesen Dimensionen widmet sich ein interdisziplinäres, deutsch-französisches Forschungsprojekt mit dem Romanisten Prof. Dr. Andreas Gelz von der Universität Freiburg. Das Projekt „Sport-Arenen – Szenen und (Werk-)Stätten des Sport-Events / „Arènes du sport – Scènes et fabrique(s) de l’événement sportif“ beginnt Mitte März 2023, läuft über drei Jahre und wird von der französischen Agence nationale de la recherche (ANR) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit etwas mehr als einer Million Euro gefördert.

Erkenntniswert über das Teilsystem Sport hinaus

„Ich freue mich über diese Förderung gerade zum jetzigen Zeitpunkt, weil die öffentlichen Debatten im Vorfeld der Olympischen Spiele 2024 von Paris zeigen, welch umfassende gesellschaftliche Bedeutung dem Sport und seinen Räumen zukommt, welche Idealvorstellungen, aber auch Kontroversen mit ihm verbunden sind“, sagt Gelz. „Wir hoffen, einen Beitrag zu dieser Diskussion im Sinne wissenschaftlicher Grundlagenarbeit leisten zu können.“ An dem Forschungsvorhaben sind sechs Wissenschaftler*innen aus den Literatur-, Kultur- und Geschichtswissenschaften der Universität Freiburg, der Universität des Saarlandes sowie der Universitäten Paris-Sorbonne, Besançon, Rouen und Limoges beteiligt.

Im Zentrum des Projekts stehen Sport-Arenen als Kristallisationspunkte sozio-ökonomischer und politischer Verhältnisse sowie kultureller Dynamiken und Beziehungen. Die beteiligten Wissenschaftler*innen gehen davon aus, dass Stadien, Spielfelder, Kampfstätten, Sportpaläste, Velodrome, Rennbahnen, aber auch flüchtige und informelle Räume des Sports wie etwa Fußballwiesen in Parks emblematische Stätten sind, deren Bedeutung und Erkenntniswert weit über den Sport als gesellschaftliches Teilsystem hinausreicht.

Gemeinsame deutsch-französische Sportkultur

Als zeitliche Klammer des Gesamtprojekts und seiner Teilvorhaben dient das „lange 20. Jahrhundert“ von den Anfängen des modernen Sports im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts über seine rasante Entwicklung hin zu einem konstitutiven Moment der heraufziehenden Industrie- und Massengesellschaft bis in das frühe 21. Jahrhundert mit seinem neuerlichen Schub an Professionalisierung, Kommerzialisierung und Medialisierung.

Das Projekt nimmt eine deutsch-französischen Perspektive ein, die um den europäischen und globalen Kontext erweitert werden soll. „Dieser Ansatz erscheint mir besonders wichtig“, sagt Gelz, „Deutschland und Frankreich haben eine gemeinsame Sportkultur, in der zunächst die Gymnastik eine grundlegende Rolle spielte, bevor Radfahren, Schwimmen und die sogenannten englischen Sportarten wie Athletik, Boxen, Fußball, Rugby und Tennis folgten. Außerdem wurden in Deutschland und Frankreich fast zur gleichen Zeit große Sportanlagen wie das Vélodrome d'hiver in Paris 1903, der Sportpalast in Berlin 1910 und die Olympiastadien Paris 1924 und Berlin 1936 gebaut. Auch wenn Sportkulturen eine nationale Dimension haben, weist unser transnationaler Ansatz auf die komplexe grenzüberschreitende Wirklichkeit des Sports hin.“

Teilprojekt zur Entwicklung des Frauenfußballs

Einen inhaltlichen Schwerpunkt des Projekts wird auch die ästhetische Gestalt und Gestaltung von Stadien in den Medien bilden: So ermöglichten es zunächst die Printmedien von der Zeitung bis zur Literatur, dann das Radio und schließlich das Kino und Fernsehen den Sportfans, das Stadion und damit auch die sportliche Handlung selbst als ästhetische Praxis quasi virtuell aus der Ferne zu erleben. Ein eigenes Teilprojekt widmet sich in geschlechtsspezifischer Perspektive insbesondere der Rolle und Stellung von Frauen im Stadion und untersucht die Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland und Frankreich.

Faktenübersicht:

  • Das Forschungsprojekt „Sport-Arenen – Szenen und (Werk-)Stätten des Sport-Events / „Arènes du sport – Scènes et fabrique(s) de l’événement sportif“ läuft von 2023 bis 2026 und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der französischen Agence nationale de la recherche (ANR) mit etwas mehr als einer Million Euro gefördert.
  • Antragsteller Andreas Gelz ist Professor für Romanische Philologie an der Universität Freiburg. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen unter anderem das spanische 18. Jahrhundert, die Geschichte der Avantgarden, die französische Gegenwartsliteratur sowie kulturwissenschaftliche Fragestellungen wie das Phänomen des Skandals, Migration, Heroisierungsprozesse und das Verhältnis von Sport und Literatur. Gelz ist Teilprojektleiter im Sonderforschungsbereich 948 „Helden-Heroisierungen-Heroismen“ an der Universität Freiburg.
  • Ebenfalls beteiligt sind die Universität des Saarlandes sowie die französischen Universitäten Paris-Sorbonne, Besançon, Rouen und Limoges.

Kontakt:

Annette Kollefrath-Persch

Hochschul- und Wissenschaftskommunikation

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Tel.: 0761/203-8909

E-Mail: annette.persch@zv.uni-freiburg.de

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