Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Der Einfluss des Klimawandels auf den syrischen Bürgerkrieg und kognitiv-affektive Karten als Methode
Der Einfluss des Klimawandels auf den syrischen Bürgerkrieg und kognitiv-affektive Karten als Methode
- Sophia Hiss und Lisa Reuter erhalten den Erasmus Prize 2023 des University College Freiburg (UCF)
- Sophia Hiss hat den Einfluss von Dürren und Missernten auf Proteste im Syrien untersucht. Lisa Reuter hat den methodischen Einsatz von kognitiv-affektiven Karten (CAMs) anhand verschiedener fächerübergreifender Forschungsfragen getestet
- Der Erasmus-Preis würdigt wissenschaftliche Arbeiten, die ihr Thema in vorbildlicher Weise auch unter interdisziplinären Aspekten behandeln
Das University College Freiburg (UCF) der Universität Freiburg hat die Islamwissenschaftlerin Sophia Hiss und die Psychologin Dr. Lisa Reuter mit dem „Erasmus Prize for the Liberal Arts and Sciences“ 2023 ausgezeichnet. Das UCF verleiht den Preis für wissenschaftliche Arbeiten, die ihr Thema in vorbildlicher Weise auch unter interdisziplinären Aspekten behandeln und damit eine Brücke zwischen unterschiedlichen Fachbereichen schlagen. Die Auszeichnung wird jährlich in zwei Kategorien vergeben, für eine Bachelor- oder Masterarbeit sowie für eine Dissertation oder Postdoc-Arbeit. Der Preis ist mit 1.500 beziehungsweise 3.500 Euro dotiert, die von der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau gestiftet werden. Das University College Freiburg (UCF) ist eine fakultätsübergreifende Plattform zur Förderung interdisziplinärer Lehre an der Universität Freiburg und bietet einen eignen Bachelorstudiengang in Liberal Arts and Sciences an.
Sophia Hiss: Klimawandel und syrischer Bürgerkrieg
In ihrer Bachelorarbeit am Orientalischen Seminar der Universität Freiburg hat Sophia Hiss die Frage untersucht, welchen Einfluss der Klimawandel und seine Folgen auf die Entstehung des Bürgerkriegs in Syrien haben. Insbesondere betrachtet sie die Rolle, die Dürren und Missernten der Jahre 2006 bis 2010 bei den Aufständen von 2011 spielten. Dabei kritisiert sie, dass die Stimmen von Syrer*innen in den meisten bisherigen Studien unterrepräsentiert sind.
Hiss’ Arbeit verwendet unter anderem das Konzept der Human-Environmental-Climate-Security (HECS) von Marwa Daoudy und verbindet es mit Ergebnissen eigener qualitativer Interviews. So zeichnet sie ein differenziertes und interdisziplinäres Bild der ökologischen, politischen, ökonomischen und gesellschaftlich-sozialen Kontexte, in denen sich Umweltveränderungen und Wetterextreme am Vorabend der Aufstände abspielten und arbeitet heraus, welche Regionen und Bevölkerungsgruppen besonders vulnerabel für diese Veränderungen waren. Sie kommt zu dem Schluss, dass diese Vulnerabilitäten und schlechte Lebensbedingungen im ländlichen Raum zwar mit in die Proteste einflossen, diese aber generell als Ventil für Frust über jahrelange Missstände dienten und in erster Linie durch Aufstände in anderen arabischen Staaten inspiriert waren.
Lisa Reuter: „Cognitive Affective Maps“
Dr. Lisa Reuter hat in ihrer kumulativen Doktorarbeit am Institut für Psychologie und im Exzellenzcluster „Living, Adaptive and Energy-autonomous Materials Systems“ (livMatS) der Universität Freiburg die Möglichkeiten und Grenzen der von Paul Thagard entwickelten Methode der „Cognitive Affective Maps“ (CAMs) untersucht. CAMs sind Karten, die Überzeugungen in Form von visuellen Netzwerken abbilden und Bewertungen als positiv, negativ, neutral oder ambivalent erlauben. Dieser methodische Ansatz findet in der Mixed-Methods-Forschung Anwendung. In drei unterschiedlichen Fallstudien hat Reuter CAMs eingesetzt und die Ergebnisse analysiert. Hierbei verwendete sie eine Software, die es Einzelpersonen unaufwändig erlaubt, Erfahrungen und Eindrücke zu einem gegebenen Thema zu visualisieren – wodurch größere und standardisierte CAM-Datensätze möglich wurden.
Reuter untersuchte mithilfe von CAMs, ob sich kognitiv-affektive Wahrnehmungen der Coronapandemie durch regelmäßige Spaziergänge veränderten. Eine Querschnittsstudie mit Teilnehmer*innen aus Deutschland und Kanada widmete sich außerdem der empfundenen Bedrohung durch das Coronavirus. In einer dritten Studie untersuchte Reuter, wie bei der Entwicklung neuer Technologien die Nachahmung von Naturphänomenen wahrgenommen wird und kombinierte hierzu psychologische und philosophische Ansätze. Für ihre Studien kooperierte sie auch mit Partner*innen aus Politikwissenschaft und Philosophie. Reuter kommt zu dem Ergebnis, dass der computergestützte Einsatz von CAMs Brücken zwischen qualitativen und quantitativen Methoden schlagen und gerade bei interdisziplinären Arbeiten die Vorteile beider Ansätze vereinen kann.
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