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„Facebook wird es auch in 20 Jahren noch geben“

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„Facebook wird es auch in 20 Jahren noch geben“

Zum 20. Geburtstag von Facebook spricht Prof. Dr. Andreas Rauscher, Medienwissenschaftler an der Universität Freiburg, über das mit knapp drei Milliarden monatlichen Nutzer*innen weltweit meistgenutzte soziale Netzwerk. Im Interview gibt er Einblick in die Erfolgsgeschichte des Unternehmens und über die Zukunft der sozialen Medien.

20 Jahre Facebook – wie erklären Sie den Erfolg des sozialen Netzwerks?

Die Erfolgsgeschichte von Facebook setzt sich so zusammen, dass es einerseits neue Vernetzungsmöglichkeiten anbot und gleichzeitig auf geschickte Weise vermarktet wurde. Hinzu kam auch, dass man hier eine neue Möglichkeit hatte, Privates und Berufliches zu teilen und damit das eigene Netzwerk gut zu informieren.

Der niedrigschwellige Zugang trägt auch zum Erfolg bei. Der Einstieg relativ überschaubar und gut zugänglich, im Vergleich zu anderen Plattformen, die heute nicht mehr wirklich präsent sind, wie zum Beispiel Myspace oder Netzwerken, die es in ähnlicher Weise vor Facebook gab. Dazu kommt natürlich noch die geschickte Geschäftspolitik von Mark Zuckerberg, mit der er immer wieder potenzielle Konkurrenten wie etwa WhatsApp aufkaufte und in seinen Konzern integrierte.

Welchen Einfluss hatte Facebook in den vergangenen 20 Jahren auf den gesellschaftlichen Diskurs?

Der Einfluss Facebooks auf den gesellschaftlichen Kommunikationsprozess ist zweischneidig. Einerseits hat man hier die Möglichkeit, auf Veranstaltungen aufmerksam zu machen, sich in Fachgruppen auszutauschen, alte Bekannte und Freund*innen wiederzufinden, aber andererseits ist es natürlich, gerade in Hinblick auf sogenannte Filterblasen, auch ziemlich riskant. Desinformation und Verschwörungstheorien sind die Schattenseite. In der Zeit vor Facebook hätten diese nur einzelne Akteur*innen verbreitet, die vielleicht nicht weiter gefährlich gewesen wären. Auf Facebook konnten sie auf einmal ein viel breiteres Publikum erreichen und das ist durchaus eine problematische Seite des sozialen Netzwerks.

Wie müssten Konzerne wie Meta stärker in die Verantwortung genommen werden?

Algorithmen funktionieren so, dass sie besonders die Inhalte stärker verbreiten, die möglichst emotionale Reaktionen und einen möglichst langen Diskussionsverlauf mit sich bringen – also das, was man in der Theorie Aufmerksamkeitsökonomie nennen würde. So kann es dazu führen, dass der Algorithmus hauptsächlich Inhalte auswählt, die auf Empörung und Emotionalisierung abzielen und so eine gewisse Sachlichkeit, die sonst in der kritischen Auseinandersetzung mit schwierigen Themen im Mittelpunkt gestanden hätte, immer weiter zurückgedrängt wird. Diese Dynamik wurde in zahlreichen Diskussionen rund um Facebook immer wieder thematisiert. Hier müssen die Konzerne, wie Meta, in die Verantwortung genommen werden, damit sie überhaupt gegensteuern.

Wie einflussreich ist Facebook und Zuckerbergs Konzern Meta weiterhin?

Ich denke dadurch, dass Mark Zuckerberg weitere Plattformen in seinem Unternehmen vereint, hat es natürlich schon einen wichtigen Einfluss weltweit. Facebook selbst ist zwar international nicht mehr ganz so gefragt, aber trotzdem sind Milliarden von Nutzer*innen immer noch auf der Plattform aktiv. Außerdem ist es auch so, dass ältere Personen Facebook noch relativ stark nutzen. Gleichzeitig lässt sich beobachten, dass viele User*innen einfach auf eine andere Plattform innerhalb des gleichen Konzerns wechseln – wie zum Beispiel zu WhatsApp.

Die Schwierigkeit dahinter ist, dass Ideen hinter Zuckerbergs Konzept der sozialen Medien stehen, die in der Kulturwissenschaft als die kalifornische Ideologie bezeichnet worden sind. Dabei wird ein Wettstreit der Meinungen befördert. Das ist einerseits natürlich eine Austauschmöglichkeit, zum Beispiel für progressive Protestbewegungen, um Gegenöffentlichkeit zu schaffen und zu informieren. Andererseits kann das aber natürlich auch für krude Verschwörungstheorien missbraucht werden.

Wie wird die Zukunft sozialer Netzwerke und von Facebook aussehen?

Was noch Zukunftsmusik ist oder vielleicht auch ein bisschen Wunschdenken von Mark Zuckerberg, ist das sogenannte Metaverse, das er stark fördert. Beim Metaverse handelt es sich um eine Idee, die eigentlich aus dem Science-Fiction-Roman Snow Crash des Schriftstellers Neal Stephenson stammt. Darin verlagert sich das reale Leben soweit in virtuelle Welten, dass man dort ganze eigene Parallelgesellschaften hat. Ich glaube aber nicht, dass das auf einer breiten Basis so viel Anklang findet. Wenn man sich die Entwicklung der letzten Jahre anschaut, zeigt sich die virtuelle Realität im Alltag jedoch mehr in Formaten, die unter anderem auf Augmented Reality aufbauen – eine Mischform aus realen Ansichten und virtuellen Overlays. So kann man sich zum Beispiel in einer Ausstellungmithilfe des Handys mit zusätzlichen Animationen informieren und zusätzliche audiovisuelle Ebenen einblenden.

Facebook wird es in 20 Jahren als eine Art Eckpfeiler für Zuckerbergs inzwischen in Meta umbenannten Konzern noch geben. Es wird zur Markenpflege dienen und aufgrund der starken kulturhistorischen Bedeutung sicher noch weiter Bestand haben. Ob es in 20 Jahren auch noch für die zukünftige Medienkultur relevant sein wird, steht auf einem anderen Blatt.

Prof. Dr. Andreas Rauscher steht gerne für Medienanfragen zur Verfügung.

Kontakt:

Hochschul- und WissenschaftskommunikationUniversität Freiburg

Tel.: 0761/203-4302E-Mail: kommunikation@zv.uni-freiburg.de

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Geschäftsbereich Wissenschaftskommunikation und Strategie
Abt. Hochschul- und Wissenschaftskommunikation
Rektorat . Fahnenbergplatz . 79085 Freiburg
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