Illegal und doch Routine: Animal Rights Watch veröffentlicht Aufnahmen aus 16 rinderhaltenden Betrieben mit Anbindehaltung aus Bayern und Baden-Württemberg
Organisation erstattet Strafanzeige
Aalen (ots)
Trügerische Bayern-Idylle: Animal Rights Watch (ARIWA) liegt umfangreiches, aktuelles Video- und Bildmaterial aus insgesamt 16 rinderhaltenden Betrieben mit Anbindehaltung vor. Die Szenen zeigen teilweise hochgradig verschmutzte Tiere, die festgebunden an einem Platz im Stall stehen. In mehreren Betrieben sind die Anbindevorrichtungen so kurz, dass die Tiere sich fast überhaupt nicht bewegen können. Durch die großflächig vertrockneten Kotplatten leiden einige Tiere bereits unter Hautabschürfungen. Zusätzlich zur Halsfixierung werden aus Gründen der Arbeitserleichterung weitere Mittel wie "Fußfesseln" oder "Kuhschwanzhalter" eingesetzt. In zwei Betrieben dokumentieren die Aufnahmen angebundene Kälber - ein Verstoß gegen die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung. Animal Rights Watch sieht in der Anbindehaltung ein drastisches Beispiel dafür, wie Tiere an die Produktionsbedingungen angepasst werden - ein Prinzip, das letztlich für alle Formen der Tierhaltung in der Landwirtschaft gilt. Deshalb fordert die Organisation eine grundlegende Agrar- und Ernährungswende.
"Die Anbindehaltung von Rindern - egal ob ganzjährig oder zeitweise - verursacht langanhaltende und erhebliche Schmerzen und Leiden und verstößt somit gegen das Tierschutzgesetz", so Scarlett Treml, Agrarreferentin bei Animal Rights Watch. "Die Tiere stehen, liegen, ruhen und leben in ihren eigenen Fäkalien; Bedürfnisse wie Bewegung und Sozialverhalten werden ihnen dabei gänzlich verwehrt - das ist körperliche und seelische Folter und gehört abgeschafft".
In mehreren Betrieben zeigen die Aufnahmen Logo-Schilder oder Milchtransporter bekannter Molkerei-Unternehmen und eines Bio-Verbandes.
Hintergrundinformationen: Anbindehaltung von Rindern: Nicht zumutbares körperliches und psychisches Leid
Das Ausüben arteigener Bedürfnisse ist bei Tieren - ebenso wie beim Menschen, Grundvoraussetzung für Wohlbefinden. Die Anbindehaltung verwehrt dies den Rindern jedoch gänzlich: Sie können sich ein Leben lang oder die meiste Zeit ihres Lebens nicht fortbewegen, ungehindert ruhen, ihre Nahrung durch Grasen auf einer Wiese aufnehmen, ihre Körper pflegen und pflegen lassen und mit Artgenossen interagieren. Die massive Einschränkung dieser und weiterer natürlicher Bedürfnisse schränkt das Verhaltensrepertoire der Tiere in einer Form ein, die es ihnen unmöglich macht, sich an eine solche Haltungsumwelt anpassen zu können. Das führt zu erheblichem körperlichem und psychischem Leid [1]. Hinzu kommen haltungsbedingte Verletzungen wie eingewachsene Ketten, Quetschungen am Hals, Gelenks- und Euterentzündungen, Klauenprobleme und Verwahrlosung durch die haltungsbedingt meist katastrophalen und für die Tiere äußerst belastenden Hygienezustände [2].
Aktuelles Bildmaterial finden Sie hier: https://www.flickr.com/photos/animalrightswatch/albums/72177720317166707
Bei Interesse an Video-Material kontaktieren Sie uns gerne.
Animal Rights Watch e.V. (ARIWA) deckt durch investigativen Journalismus die grausamen Zustände in der Tierwirtschaft auf. Mit bundesweit rund 25 Ortsgruppen setzt sich ARIWA für das Ende jeglicher Tierausbeutung ein. Durch regelmäßige TV- sowie Print- und Online-Veröffentlichungen macht die Tierrechtsorganisation das Leid und die Unterdrückung von landwirtschaftlich genutzten Tieren sichtbar und fordert durch Aufklärungsarbeit Tierrechte statt Reformen.
Quellen:
[1] Hahn/ Kari, NuR 2021, 43, 599: Leiden Nutztiere unter ihren Haltungsbedingungen? - Zur Ermittlung von Leiden in Tierschutzstrafverfahren. Online abrufbar unter: https://link.springer.com/article/10.1007/s10357-021-3890-7 (15.05.24).
[2] Expertise For Animals (2023): Die Ketten lösen: Eine umfassende Untersuchung der Anbindehaltung von Rindern. Online abrufbar unter: http://ots.de/kRcOzl (15.05.24).
Weitere Informationen:
https://www.ariwa.org/rinder-in-anbindehaltung
Pressekontakt:
Scarlett Treml,
Tel.: 0176 21488180,
E-Mail: presse@ariwa.org
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