EnBW Energie Baden-Württemberg AG
EnBW Chef bedauert Verzicht auf Zeitplan für europäische Energiemarkt- Liberalisierung
Karlsruhe (ots)
Goll: Kartellamt soll als Regulierungsinstanz die Behinderungen des Strommarktes bekämpfen
"Klimaschutzdiskussion wird zur Erlangung neuer Subventionen missbraucht" - EnBW Bilanzpressekonferenz in Karlsruhe
Das Bundeskartellamt soll als Regulierungsinstanz die Behinderungen und Schikanen auf dem deutschen Strommarkt bekämpfen. Dies forderte der EnBW Vorstandsvorsitzende Gerhard Goll am Freitag in Karlsruhe. Noch immer bremse ein Teil der Stadtwerke und regionalen Netzbetreiber mit überhöhten Durchleitungspreisen und bürokratischen Hemmnissen den Wettbewerb zulasten der Verbraucher, begründete Goll am Freitag auf der EnBW Bilanzpressekonferenz 2001 seinen Vorstoß. "Das Monopol besteht faktisch noch vielerorts fort."
Die Hoffnung, die zum Jahreswechsel 1999/2000 wirksam gewordene "Verbändevereinbarung II" werde endlich bundesweit den Durchbruch zu einem fairen und funktionierenden Wettbewerb auf dem deutschen Strommarkt bringen, sei enttäuscht worden. "Deshalb führt auch in Deutschland kein Weg an einem verbindlichen Regelwerk für den Netzzugang und an einer staatlichen Regulierungsinstanz vorbei", so der EnBW Vorstandsvorsitzende. Die Schaffung einer neuen Behörde sei nicht nötig: "Das Bundeskartellamt beschäftigt sich seit der Liberalisierung des deutschen Strommarktes im April 1998 mit Blockaden des Wettbewerbs durch missbräuchliche Praktiken von Netzbetreibern - das Kartellamt bräuchte nur noch den Auftrag und das rechtliche Instrumentarium, um kompetent und wirksam die Aufgabe der Regulierungsinstanz übernehmen zu können."
Gerhard Goll sieht sich mit seiner Forderung nach einer Regulierungsinstanz im Einklang mit den Vorschlägen der EU-Kommission für eine Vollendung der europäischen Energiemärkte - und mit der Praxis in den meisten EU-Ländern. Dass die jüngste Konferenz der EU-Regierungschefs in Stockholm die Entwürfe aus Brüssel für einen verbindlichen Zeitplan zur vollständigen Energiemarktliberalisierung in Europa bis 2005 auf Druck Frankreichs und Deutschlands nur "zur Kenntnis genommen" habe, nannte Goll einen "Fehler und Rückschritt." Dabei hätten wohl auch völlig sachfremde Erwägungen und die Einflussnahme von markthemmenden Kräften eine Rolle gespielt.
Unredliche Argumente und massive Interessendurchsetzung bestimmen nach Überzeugung des EnBW Vorstandsvorsitzenden auch die Klimaschutz-Diskussion in Deutschland: "Das Thema Klimaschutz wird von Verbänden und Unternehmen mit dem Ziel der Erlangung weiterer Subventionsmilliarden missbraucht." Die Kernenergie durch zusätzliche Verbrennung von Gas oder Kohle ersetzen zu wollen und dies auch noch als Klimaschutz auszugeben sei "ökonomischer Unsinn und ökologischer Schwindel."
EnBW Geschäftsverlauf im Zeichen von Wachstum und Konsolidierung
Der Geschäftsverlauf der EnBW stand im Jahr 2000 und im 1. Quartal 2001 ganz im Zeichen von Wachstum und Konsolidierung. Der Jahresabschluss bestätige die Planungen des Unternehmens und biete keine Überraschungen. Gewachsen sei die EnBW Gruppe aber nicht nur durch Beteiligungserwerbe und die Übernahme der unternehmerischen Führung bei der Neckarwerke Stuttgart AG. "Wir haben unsere Kundschaft durch überzeugende Leistungen, faire Preise und partnerschaftlichen Umgang gehalten und auch in erheblichem Umfang neue Kunden hinzugewonnen", betonte der EnBW Vorstandsvorsitzende. Als Beispiele nannte Gerhard Goll "die Fortsetzung der Erfolgsgeschichte von Yello Strom" mit mittlerweile mehr als 600.000 Kunden, aber auch die wachsenden Absatz- und Umsatzzahlen der deutschen und ausländischen Vertriebsniederlassungen der EnBW.
Die EnBW werde ihren Weg der aktiven und kundennahen Marktentwicklung und -gestaltung konsequent fortsetzen, versicherte Gerhard Goll. Dies gelte für die Begleitung und Betreuung der Kunden in ganz Deutschland und den sich mehr und mehr öffnenden Märkten Europas - etwa in Spanien und Italien, wo sich die EnBW derzeit um energiewirtschaftliche Partnerschaften bemühe. Dies gelte aber auch für das Stammgebiet der EnBW: Gemeinsam mit Stadtwerken arbeite die EnBW an einem Partnerschaftskonzept für Baden-Württemberg. Markt und Wettbewerb böten für eine Bündelung der Kompetenzen von EnBW und Stadtwerken völlig neue Dimensionen.
Wichtigster Partner der EnBW in Europa sei und bleibe die Electricité de France (EDF), so der EnBW Chef. Nach der im Februar 2001 vollzogenen kapitalseitigen Unterlegung der langjährigen und guten Zusammenarbeit von EDF und EnBW arbeiteten beide Unternehmen bereits an einer Vereinbarung über die Vertiefung der Kooperation.
Planmäßig liefen auch die Vorbereitungen für eine verstärkte Zuwendung der EnBW zum Kapitalmarkt, berichtete Gerhard Goll. Wie mit einem Teil der kommunalen Aktionäre der EnBW vereinbart, werde die EnBW deren Aktien im Rahmen eines qualifizierten, kursunschädlichen Verfahrens im Jahre 2002 an die Börse bringen.
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