Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV)
BLLV-PM Nr. 1: "Deutsches Schulbarometer tiefrot: Wir wollen Bildung gestalten statt Mängel verwalten!“
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Anbei erhalten Sie die aktuelle Pressemitteilung Nr. 1/2023 zu den Ergebnissen des aktuellen Deutschen Schulbarometers "Deutsches Schulbarometer tiefrot: Wir wollen Bildung gestalten statt Mängel verwalten!“
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Mit freundlichen Grüßen
Birte Pretz
Assistenz Presse
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Pressemitteilung
Nr. 1 / München, 18.01.2023
Deutsches Schulbarometer „tiefrot“
„Wir wollen Bildung gestalten statt Mängel verwalten!“
München – Die Robert Bosch Stiftung hat im Deutschen Schulbarometer erstmals Schulleitungen befragt. Drängendstes Problem ist mit Abstand der Personalmangel. BLLV-Präsidentin Fleischmann fordert, der Staat müsse seine Pflichtaufgabe erfüllen, damit Bildung gelingen kann. Die repräsentative Stichprobe umfasste insgesamt 1.055 Schulleiterinnen und Schulleiter, die vom 31. Oktober bis zum 16. November 2022 befragt wurden. Im Rahmen der deutschlandweiten Studie wurden die Ergebnisse für Bayern teils gesondert ausgewiesen.
Was nicht wundert: Der massive Personalmangel überlagert fast alle anderen Probleme und Sorgen der Schulen. Zwei Drittel (67 Prozent) der Schulleitungen in Deutschland sehen im fehlenden pädagogischen Personal die größte Herausforderung für ihre Schule. Gerade hier sind die Zahlen je nach Schulart und Bundesland teils sehr unterschiedlich, aber die Tendenz ist eindeutig.
Dazu BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk: „Für uns ist klar, dass das Kernproblem in ganz Deutschland, und eben auch in Bayern, der Personalmangel ist. Schulleiterinnen und Schulleiter kommen kaum mehr zu ihren Kernaufgaben, nämlich zur Begleitung der Lehrerinnen und Lehrer, der Schülerinnen, Schüler und Eltern im Rahmen der Schulentwicklung. Stattdessen, und das ist jetzt die reale Erfahrung aus vielen Gesprächen mit unseren Kolleginnen und Kollegen, schlagen sich die Schulleitungen mit etwas herum, was eigentlich Pflichtaufgabe des Staates ist, nämlich Unterricht zur Verfügung zu stellen und entsprechendes Personal zu rekrutieren.“
Personalmangel extrem
Dennoch spielen Themen wie Digitalisierung, Bürokratie und die eigene Arbeitsbelastung der Schulleitungen eine wichtige Rolle in der Befragung. Vor allem in Schulen in sozial benachteiligter Lage sind laut der aktuellen Ergebnisse die Lernrückstände trotz Corona-Aufholprogrammen gravierend. Ebenfalls äußerst bedenklich: Rund die Hälfte der Schulleitungen gibt an, aktuell keine weiteren neu zugewanderten Schülerinnen und Schüler mehr aufnehmen zu können.
Dazu Simone Fleischmann: „Wenn es an die Kapazitätsgrenzen geht, dann müssen wir uns die Frage stellen was in ganz Bayern los ist, nicht nur im schulischen Setting: Wie geht es gesamtgesellschaftlich in Deutschland und in Bayern weiter mit der Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund? Wenn es mehr Schülerinnen und Schüler gibt, dann brauchen wir mehr Unterricht und mehr Unterricht braucht mehr Lehrer. Das ist in dem Fall eine klare Ansage an die Politik. Es fallen keine Lehrer vom Baum.“
Auswege aus der Misere
Patentrezepte gibt es keine – gute Ansätze aber viele. Beispielsweise auch zu den abgefragten Themen Bürokratie und Digitalisierung. Denn natürlich würde es die Schulleitung entlasten, wenn sie viele bürokratische Prozesse nicht 110-prozentig selbst erledigen müsste, wie das aktuell oft der Fall ist. Hier würde natürlich mehr Verwaltungspersonal helfen, wofür in Bayern auch kürzlich wieder zusätzlich Stellen geschaffen wurden.
Einzellösungen werden es aber nicht richten, so Simone Fleischmann: „Was ist jetzt am dringendsten nötig? Dass wir alle zusammen verstehen, was nicht mehr geht. Wir müssen auf Kernaufgaben fokussieren, auf zentrale Anliegen und uns nicht in Kleinigkeiten verlieren. Wir brauchen Politiker, die uns den Rücken stärken. Die müssen hinter uns stehen – links, rechts und vor uns. Wir dürfen als Lehrerinnen keinesfalls die Dummen sein, die es irgendwie nicht schaffen. Wir wollen nämlich Nachwuchs haben. Wieso sollte denn jemand Lehramt studieren, wenn wir dauernd sagen ‚Wir schaffen es nicht‘? Also da ist jetzt die Politik gefragt. Seit Jahrzehnten ist es das leidige Thema des Personalmangels. Man muss jetzt wirklich in die Tasche greifen, Man muss Geld locker machen. Wir brauchen Stellen, wir müssen Personal rekrutieren und längerfristig die Lehrkräftebildung ändern. Und wenn wir das alles nicht so schnell hinkriegen dann müssen wir die Tatsache annehmen, dass es jetzt nicht mehr geht. Und Wahrheit und Ehrlichkeit, das fordern wir jetzt von der Politik.“
Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) ist mit über 67.000 Mitgliedern der größte Bildungsverband in Bayern. Er vertritt Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten sowie Beschäftigte in der Schulverwaltung und in den Sozial- und Erziehungsberufen. Das Credo des BLLV: Lehrerinnen und Lehrer sind die Experten der Praxis. Sie nehmen eine herausragende pädagogische und gesamtgesellschaftliche Verantwortung wahr.
Der BLLV ist Meinungsführer und Reformmotor in der bayerischen Bildungspolitik. Mit seinen progressiven Positionen zu Themen wie Bildungsgerechtigkeit, Inklusion, individueller Förderung und Demokratiepädagogik unterstreicht er die zentrale gesellschaftspolitische Bedeutung von Bildung im 21. Jahrhundert. Grundlage dieser Programmatik des BLLV ist ein ganzheitliches Menschenbild und Bildungsverständnis: Bildung ist Förderung des jungen Menschen mit Herz, Kopf und Hand. Mehr Informationen finden Sie unter www.bllv.de.
V.i.S.d.P.: Simone Fleischmann; Kontakt: BLLV-Pressereferat, Telefon: (089) 72 1001-28, pressereferat@bllv.de
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