Initiative Faktor Lebensqualität
Pressemeldung Initiative Faktor Lebensqualität vom 22.06.2022 - Dramatische Versorgungsprobleme bei ableitenden Inkontinenzhilfen
Änderungen der Versorgungsverträge für ableitende Inkontinenz-Produkte bei der AOK Nordwest führen bei Betroffenen zu teils gravierenden Nachteilen. Die Initiative „Faktor Lebensqualität“ fordert einheitliche Standards, um die lebensnotwendige Versorgung und die Lebensqualität der Betroffenen zu sichern.
Berlin, 22. Juni 2022 | Durch neue Verträge der AOK Nordwest mit Versorgern für ableitende Inkontinenz-Produkte kommt es zu teilweise erheblichen Versorgungs- und Qualitätsproblemen für betroffene Patient:innen. „Uns liegen Berichte über unkorrekte und ungeeignete Versorgungen mit Harninkontinenz-Produkten vor, die nicht nur die Lebensqualität der Betroffen erheblich einschränken, sondern auch zu medizinischen Komplikationen geführt haben. Das ist ein unhaltbarer Zustand“, sagt Juliane Pohl von der Initiative „Faktor Lebensqualität“. Die AOK Nordwest hat neue Verträge für die Versorgung mit Inkontinenz-Produkten abgeschlossen. Für manche Betroffene bedeutet das einen Wechsel des bisherigen Versorgers. Die Kassen haben dabei die Lebensqualität der Versicherten vergessen.
Gesundheitliche Probleme durch falsche Produkte
Die Erfahrungen, die Patient:innen mit den neuen Versorgern gemacht haben, betreffen die Lieferung von falschen und qualitativ schlechteren Kathetern, die zum Teil nicht sachgemäß und unhygienisch verpackt gewesen seien. Außerdem habe es keine sachkundige Beratung beim neuen Versorger gegeben und vereinbarte Liefertermine seien nicht eingehalten worden, geht aus den Berichten hervor. Um die Versorgungssituation wieder auf den vorherigen, bewährten Zustand zu bringen, seien Aufzahlungen durch die Betroffenen ins Spiel gebracht worden – in einem Fall sogar in Höhe des Einkaufspreises des Produktes. „Dies widerspricht völlig dem bestehenden Versorgungsanspruch der Patient:innen, die auf die Hilfsmaterialien medizinisch zwingend angewiesen sind“, so Pohl von der Initiative „Faktor Lebensqualität“. In einem Fall hat die schlechtere Versorgung nach dem Erfahrungsbericht zu Hautproblemen geführt. In einem anderen war nach dem als Stress beschriebenen Kontakt mit der Krankenkasse wegen einer anderen Erkrankung eine stationäre Aufnahme im Krankenhaus erforderlich.
Preisdumping zu Lasten der Betroffenen
„Für die von Inkontinenz betroffenen Menschen ist eine ihren Bedürfnissen entsprechende Versorgung gesundheitlich unerlässlich. Diese darf auch nicht davon abhängen, ob die Patient:innen für andere Produkte aus eigener Tasche aufzahlen können. Es ist Aufgabe der Krankenkassen, in ihren Verträgen mit den Versorgern eine ausreichende Qualität der Versorgung und der Produkte zu gewährleisten“, sagt Pohl. Bei den neuen Verträgen der AOK Nordwest scheint aus Sicht der Initiative „Faktor Lebensqualität“ vor allem der niedrigste Preis ausschlaggebend gewesen zu sein. „Damit sind aber Versorgungsprobleme programmiert, wie sich jetzt einmal mehr herausstellt. Außerdem werden damit die Anforderungen an eine qualitätsorientierte Dienstleistung im Zusammenhang mit der Produktlieferung unterlaufen“, so Pohl. Qualitative Versorgungsschwierigkeiten, die vom Gesetzgeber mit der Abschaffung der Ausschreibungen adressiert worden sind, treten durch das aktuelle Preisdumping in Verträgen einzelner Krankenkassen erneut auf.
Konkrete Hilfe für Betroffene
Sollte es nach einem Versorgerwechsel Probleme bei der Lieferung, der Beratung oder der Kostenübernahme kommen, rät die Initiative "Faktor Lebensqualität" dringend dazu, sich darüber zu beschweren. Was in einem solchen Fall zu tun ist und welche Hilfen es dafür gibt, erklärt die Initiative in einem neuen Flyer: https://www.faktor-lebensqualitaet.de/fl-de/isk-aktuelles/flyer-kasse-klemmt-2022
Krankenkassen müssen Qualität liefern
Vor dem Hintergrund der Welt-Kontinenz-Woche vom 20. bis 26. Juni 2022 weist die Initiative „Faktor Lebensqualität“ darauf hin, dass neben der Aufklärung der Betroffenen auch im Gesundheitssystem ein angemessener Umgang mit dem Thema Inkontinenz nötig ist. Die Initiative „Faktor Lebensqualität“ bietet Menschen Hilfe, die auf einen künstlichen Darmausgang (Stoma) oder ableitende Produkte (z.B. Katheter) bei Harn-Inkontinenz angewiesen sind. „Ziel der bundesweiten Aktionswoche zur Inkontinenz ist es, das Thema aus der Tabuzone zu holen. Eng damit verbunden ist aber auch, den Betroffenen dies zu ermöglichen. Wenn Krankenkassen hier auf Einsparpotentiale schielen, dann versperren sie den Patient:innen den Weg zu den in ihrer Situation unbedingt nötigen und zur Verfügung stehenden Hilfsmaterialien“, so Pohl von der Initiative „Faktor Lebensqualität“. Positive Beispiele für die Möglichkeiten im Umgang mit Inkontinenz zeigen einige dieser Patient:innengeschichten (https://www.faktor-lebensqualitaet.de/fl-de/versorgung1/patientengeschichten1) auf der Webseite der Initiative.
Qualität klar definieren
Die Initiative „Faktor Lebensqualität“ fordert zur Sicherung der Versorgungsqualität im Bereich Inkontinenz und Stoma ein externes, bundesweit einheitliches, transparentes und verbindliches Qualitätscontrolling der Versorgung und der Verträge. Dies muss auf Qualitätsvereinbarungen für die Produkte, die Versorgung und die weitere Leistungserbringung basieren, auf die sich Hersteller, Versorgende und medizinische und versorgerische Fachgesellschaften im Konsens verständigen müssen. „Dafür streben wir einen dauerhaften Runden Tisch aller Beteiligten aus Politik, Krankenkassen, Herstellern, Versorgenden und medizinischen und versorgerischen Fachgesellschaften an, um die Herausforderungen einer guten Versorgung zu lösen“, sagt Pohl von der Initiative „Faktor Lebensqualität“.
Initiative "Faktor Lebensqualität" zur Verbesserung der ableitenden Inkontinenz- und Stoma-Versorgung
In Deutschland sind etwa 250.000 Menschen wegen schwerwiegender Funktionsstörungen des Darms oder der Blase auf die dauerhafte Versorgung mit Stoma- und ableitenden Inkontinenzartikeln (Kathetern) angewiesen. Ihr Leben wird dadurch nachhaltig beeinflusst, sind sie doch in allen Lebenslagen mit ihrer Einschränkung konfrontiert. Auf die Anliegen dieser Patienten macht jetzt die Initiative "Faktor Lebensqualität" aufmerksam. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, für deren spezifische Interessen einzutreten und einen Beitrag für die Verbesserung ihrer Hilfsmittel-Versorgung zu leisten. Die Initiative wird unter dem Dach des BVMed von führenden deutschen Herstellern und Leistungserbringern betrieben. Sie wurde 2013 gegründet und vereint die Hilfsmittel-Unternehmen für die Stoma- und Blasenkatheter-Versorgung.
Kontakt
Initiative Faktor Lebensqualität c/o Fischoeder Kommunikationsberater Kadettenweg 6 12205 Berlin Telefon: +49 30 28044697 E-Mail: lebensqualitaet@fischoeder-kommunikationsberater.de http://www.faktor-lebensqualitaet.de