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Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ)

Junge Roma-Aktivist:innen gegen Hassrede im Internet
Von der Stiftung EVZ gefördertes Projekt in der Tschechischen Republik geht gegen Antiziganismus im Netz vor

Prag, Brüssel, Berlin (ots)

Proaktiv gegen Hassrede im Netz: 20 junge Rom:nja in der Tschechischen Republik gehen das mit Unterstützung der Stiftung EVZ an. Die Gruppe aus Studierenden und Freiwilligen meldet und überwacht diskriminierende Äußerungen im Internet, entwickelt Inhalte, liefert Gegenargumente und schafft eine Beweisgrundlage für rechtliche Schritte.

Die Gruppe ist Teil eines gemeinsamen Projekts des Europäischen Zentrums für die Rechte der Rom:nja (European Roma Rights Centre, ERRC), des Forums für Menschenrechte und der tschechischen NGO ROMEA. Es zielt darauf ab, Hassreden im Internet zu bekämpfen und rechtliche Klagen gegen Inhaltsanbieter einzureichen. Das Projekt wird von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) unterstützt.

"Es besteht oft ein direkter Zusammenhang zwischen Hassreden im Internet und realen Hassverbrechen gegen Rom:nja", sagte ERRC-Präsident Dorde Jovanovic. "Hasskommentare im Internet sind nicht nur ein Abbild des Antiziganismus im Netz, in vielen Fällen stiften sie sogar zu weiteren Verbrechen gegen Rom:nja an - vor allem, wenn sie von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens stammen, die den Anti-Roma-Hass für politische Zwecke nutzen. Unsere Roma-Aktivist:innen sind die Antwort darauf: Sie werden aktiv gegen diejenigen, die den Hass fördern, und gegen diejenigen, deren Aufgabe es sein sollte, ihn zu beseitigen."

Heute, am Tag des Roma-Widerstands betonen die jungen Roma-Aktivist:innen, wie wichtig es ist, angesichts von Hassreden aktiv zu werden. Der Genozid an den Rom:nja ist eine Erinnerung daran, was letztlich passieren kann, wenn man zulässt, dass solcher Hass ungehindert gedeiht. Das ERRC hat zahlreiche Fälle dokumentiert, in denen Online-Hassreden zu sehr realen Konsequenzen für das Leben von Rom:nja geführt haben.

"Jeden Tag sehe ich auf Facebook Hassreden gegen Rom:nja. Diese Leute denken, wenn sie sich hinter dem Computer verstecken, müssen sie nicht mit den Konsequenzen rechnen. Ich glaube, dass es in Zukunft effektivere Möglichkeiten geben wird, diese Leute zur Verantwortung zu ziehen. Das ist der Grund, warum ich mich an diesem Projekt als Freiwilliger bei ROMEA beteilige. Wir müssen uns auf die Hassrede konzentrieren und versuchen, sie auf jede erdenkliche Weise zu bekämpfen", sagte Frantisek Német, einer der Freiwilligen und Student der Künstlichen Intelligenz an der Tschechischen Technischen Universität in Prag.

"Ich denke, dass dieses Projekt wirklich wichtig ist, weil es zeigt, wie gefährlich das Internet sein kann. Ich bin wirklich überrascht, dass es so viele Hassreden gegen Rom:nja gibt, besonders jetzt, wo Roma-Flüchtlinge aus der Ukraine in die Tschechische Republik kommen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Grausamkeit der Menschen, die Hassreden auf Facebook posten, aus der Frustration ihres eigenen Lebens kommt. Es muss mehr darüber berichtet werden, und es muss auf diesen sozialen Websites mehr kontrolliert werden. Ich denke, dass es mehr Projekte wie dieses geben muss", sagte Veronika Banová, eine Freiwillige und Jurastudentin an der Westböhmischen Universität.

Dieses Projekt baut auf der von Freiwilligen geleiteten Arbeit des ERRC zur Bekämpfung des digitalen Antiziganismus in Albanien, Serbien, der Türkei und der Ukraine auf. Es zielt darauf ab, eine digitale Gemeinschaft von Aktivist:innen gegen Hassreden aufzubauen, die zusammenarbeiten, um gefährlicher Rhetorik entgegenzuwirken, die ihre Gemeinschaften bedroht.

"Uns hat der grenzüberschreitende, partizipative und strategische Ansatz des Projektes überzeugt. Hatespeech im Netz endet nicht an Ländergrenzen, Gegenrede sollte es auch nicht. Die Freiwilligen schreiben gegen diskriminierende Posts an und schaffen damit: Bewusstsein für Ausgrenzung von Rom:nja und Handlungsoptionen gegen Antiziganismus - online wie offline", so Dr. Andrea Despot, Vorstandsvorsitzende der Stiftung EVZ.

Hintergrund zum Roma Resistance Day

Der Tag des Roma-Widerstands wird jedes Jahr am 16. Mai von Rom:nja in ganz Europa sowie von Organisationen der Zivilgesellschaft und internationalen Institutionen wie dem Europarat begangen.

Er erinnert an einen Aufstand von Roma-Insassen im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, der sich im Mai 1944 ereignet haben soll (einige Zeug:innen legen das Datum auf den August). Dem Bericht zufolge erhielten die SS-Wachen am 16. Mai 1944 den Befehl, ein Lager von Auschwitz zu liquidieren, in dem etwa 6.000 Rom:nja festgehalten wurden. Sie stießen auf den Widerstand der Häftlinge, die sich mit improvisierten Waffen wie Schaufeln, Holzstücken und Eisenrohren bewaffnet hatten. Die Lagerwachen zogen sich zurück, und die Roma-Häftlinge überlebten noch mehrere Monate, während derer bis zu 3. 000 in andere Lager verlegt wurden. Am 2. August wurden fast alle der verbliebenen Häftlinge (vor allem ältere Menschen und Kinder) in Birkenau ermordet. Der 16. Mai ist zum Symbol für die Widerstandsfähigkeit der Rom:nja geworden.

Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ)

Auftrag der Stiftung EVZ ist es, die Erinnerung an das Unrecht der nationalsozialistischen Verfolgung lebendig zu halten, die daraus erwachsende Verantwortung im Hier und Heute anzunehmen und die Zukunft aktiv zu gestalten. Zentrales Motiv der Stiftungsgründung im Jahr 2000 war die Auszahlung humanitärer Ausgleichsleistungen an ehemalige Zwangsarbeiter:innen des NS-Regimes - ein Meilenstein der deutschen Aufarbeitung. Heute fördert die Stiftung über ihre Handlungsfelder Bilden und Handeln Projekte, die den Überlebenden nationalsozialistischer Verfolgung, der Völkerverständigung und der Stärkung von Menschenrechten dienen.

Mehr Informationen

Pressekontakt:

Jonathan Lee
Advocacy & Communications Manager
European Roma Rights Centre
jonathan.lee@errc.org
+32 (0) 49 288 767 9

Stefan Balog
Volunteer Coordinator
ROMEA
stefan.balog@romea.cz

Alexandra Dubová
Chair
Forum for Human Rights
dubova@forumhr.eu
+42 (0) 725 548 872

Katrin Kowark
Stiftung Erinnerung, ­Verantwortung und Zukunft (EVZ)
M +49 (0)151 500 470 64
kowark@stiftung-evz.de

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