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2022: Ein bedeutendes Jahr für München, 90% Ökostrom, Abschied von Kohle und Kernenergie

2022: Ein bedeutendes Jahr für München, 90% Ökostrom, Abschied von Kohle und Kernenergie
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München (ots)

Kyoto-Protokoll 1997, Pariser Klimaabkommen 2015, UN-Klimakonferenz Glasgow 2021 - die internationale Gemeinschaft hat den Kampf gegen die globale Klimaerwärmung zwar schon lange aufgenommen, die beschlossenen Schritte sind jedoch noch zu zaghaft und die Ergebnisse ernüchternd. Um die Emissionen zu reduzieren und die Erderwärmung zu stoppen, sind ambitionierte Ziele zwar wichtig, vor allem aber benötigt es die Entschlossenheit, die dafür notwendigen Maßnahmen umzusetzen.

"Deshalb definieren wir einen klaren Pfad, wie München klimaneutral wird", sagt Oberbürgermeister Reiter: "Dazu gehören die klimaneutrale Fernwärme, der Umstieg von Erdgas und Heizöl auf Wärmepumpen und andere erneuerbare Alternativen, der Ausschluss fossiler Brennstoffe über Festsetzungen in Bebauungsplänen, der Strom aus erneuerbaren Energien sowie die klimaschonende Mobilität. Das sind Meilensteine für den Klimaschutz in München, Meilensteine nicht zuletzt auch für die Stadtwerke München."

Ökostrom: von unter 5% auf 90% in 12 Jahren

Deutlich vor Fukushima und der deutschen Entscheidung zum Atomausstieg hat die Stadt München die Weichen für eine klimafreundliche Energiezukunft gestellt.

Oberbürgermeister Dieter Reiter: "Im Jahr 2009 haben die Stadt und ihr kommunales Unternehmen, die Stadtwerke München, gemeinsam beschlossen, das Ende der konventionellen Stromerzeugung einzuläuten. Damit hat München Weitblick bewiesen. Die SWM haben den Ausbau der erneuerbaren Energien konsequent vorangetrieben - die sichere und klimaschonende Versorgung der Millionenstadt immer vor Augen. Mit ihren Projekten in München und der Region, in Deutschland und in Europa haben sie das gesetzte Ziel, ab 2025 so viel Ökostrom in eigenen Anlagen zu erzeugen, wie München verbraucht, schon heute nahezu erreicht. Das ist eine Erfolgsgeschichte 'made in Munich'. Von dem fundamentalen Umbau der konventionellen Stromerzeugung auf erneuerbare Energien profitieren nicht nur die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt, sondern durch die CO2-Vermeidung auch das globale Klima. Dahinter stehen nicht nur der entschlossene Wille der Landeshauptstadt, sondern auch milliardenschwere Investitionen."

Dr. Florian Bieberbach: "Mit der Ausbauoffensive Erneuerbare Energien haben die SWM ihre Ökostromproduktion von rund 350 Millionen Kilowattstunden auf inzwischen 6,3 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr gesteigert. Damit decken wir ab dem Jahr 2022 90% des gesamten städtischen Stromverbrauchs, also von Haushalten, Gewerbe, Industrie, öffentlichem Sektor sowie U-Bahn-, Tram- und E-Bus-Betrieb. Auf das Erreichte sind wir stolz. Wir betreiben inzwischen rund 60 Ökostromanlagen in und um München, darunter Wasserkraftwerke, Photovoltaikanlagen, Wind- und Geothermiekraftwerke sowie ein Biomasse-Heizkraftwerk. Dazu kommen in Deutschland und Europa Onshore- und Offshore-Windparks, Solarparks und ein Solarthermiekraftwerk. Wir sind zuversichtlich, unser Ziel 2025, 100% Ökostrom für ganz München, zu erreichen. Aber auch die letzten zehn Prozent erfordern noch viel Engagement im Endspurt. Zudem gehen Prognosen davon aus, dass in den Jahren danach der Strombedarf ansteigen wird, vor allem aufgrund der E-Mobilität und des vermehrten Einsatzes von Wärmepumpen. Deshalb haben wir unser Ziel erweitert. Auch das Mehr an Strombedarf wollen wir mit Ökostrom abdecken und werden deshalb die Ausbauoffensive weiter vorantreiben."

Erdgas überbrückt Kohleausstieg im HKW Nord - Perspektive Wasserstoff

Am Standort in Unterföhring werden Strom und Fernwärme im umweltschonenden Kraft-Wärme-Kopplungsprozess erzeugt. Dabei werden die eingesetzten Energieträger, derzeit Müll und Kohle, bestmöglich zur Strom- und Fernwärmeerzeugung ausgenutzt. Ein wichtiger Baustein der SWM Klimastrategie ist der schnelle Ausstieg aus der Kohlenutzung im Heizkraftwerk Nord (Block 2), um den CO2-Ausstoß deutlich zu senken. Die Herausforderung dabei: Der Block 2 ist laut Bundesnetzagentur stromseitig systemrelevant, darf also nicht ersatzlos abgeschaltet werden. Zudem ist der Betrieb des HKW Nord für die zuverlässige Münchner Fernwärmeversorgung unverzichtbar.

Helge-Uve Braun: "Um trotz dieser Herausforderungen einen raschen Kohleausstieg auch im Sinne des Bürgerbegehrens von 2017 realisieren zu können, prüfen wir die Möglichkeit einer Umrüstung des Blocks 2 auf Erdgas. Dazu führen wir schon seit geraumer Zeit Tests durch, die die geänderte Fahrweise berücksichtigen. Die ersten Ergebnisse dieser Untersuchung stimmen uns zuversichtlich. Deshalb gehen wir davon aus, dass wir bereits zur Heizsaison 2022/23 den Kohleblock auf Erdgas umstellen und uns damit in München von der Kohlenutzung endgültig verabschieden können. Damit reduzieren sich die CO2-Emissionen am Standort HKW Nord bereits erheblich. Den Einsatz von Erdgas sehen wir als notwendige Brückentechnologie, außerdem ist der Standort aufgrund der bestehenden Infrastruktur bestens geeignet. Die längerfristige Zukunft dieses Standorts wird in absehbarer Zeit eine erneuerbare sein. Möglich sind neben dem Einsatz von Wasserstoff auch die Nutzung von Geothermie sowie der Betrieb von Wärmespeichern."

Neuausrichtung der Spirit Energy - Erdgasförderung läuft mittelfristig aus

Das Gasförderunterunternehmen Spirit Energy, an dem die SWM und die Bayerngas gemeinsam 31% halten, wird neu ausgerichtet. Es hat 2021 den Verkauf seiner norwegischen Gas- und Ölfelder und eines britischen Feldes eingeleitet, er wird im Jahr 2022 abgeschlossen sein. Mit dem Verkauf werden nahezu alle Felder mit einer anteiligen Produktion von Öl abgegeben. Damit reduziert die Spirit Energy ihre Ölförderung um rund 95%. Das verbleibende Geschäft soll mit einer geänderten Strategie weitergeführt und auf die Anforderungen der Energiewende ausgerichtet werden. Der Fokus wird auf der sicheren und wirtschaftlichen Förderung der bestehenden Gasreserven liegen. Damit wird die Erdgasproduktion der Spirit unmittelbar wesentlich reduziert und voraussichtlich innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre sukzessive auslaufen. Darüber hinaus soll, soweit möglich, die vorhandene Infrastruktur für nachhaltige und klimaschonende Aktivitäten genutzt werden, wie etwa die Wasserstofferzeugung mit anschließender CO2-Einlagerung (blauer Wasserstoff), oder die Wasserstoff-Speicherung in ausgeförderten Gaslagerstätten (grüner Wasserstoff).

Dr. Florian Bieberbach: "Ich freue mich über die neue, klimaverträgliche und zukunftsfähige Strategie der Spirit Energy. Der Verkauf der norwegischen Felder reduziert unser Engagement im Bereich der Gasförderung spürbar, de facto bedeutet dies auch das Ende der Ölförderung. Dies ist ein weiterer Schritt auf dem Weg der SWM Dekarbonisierungsstrategie."

Kernkraftwerk Isar 2 geht am 31.12.2022 vom Netz

Die SWM sind historisch bedingt zu 25% am KKI 2 beteiligt. 1982 hatte die Stadt die Verträge zur Beteiligung unterschrieben, 1988 ging der Reaktor ans Netz.

In den 1990er-Jahren wurden die SWM vom Stadtrat beauftragt, ihren Anteil am KKI 2 zu verkaufen. Trotz intensiver Bemühungen konnte der Verkauf nicht realisiert werden (u.a. wegen Laufzeitunsicherheit, Bayerische Gemeindeordnung). Der Stromanteil der SWM wird vollständig an der Strombörse verkauft.

Am 6. Juni 2011 beschloss die Bundesregierung das Aus für acht Kernkraftwerke und einen stufenweisen Atomausstieg bis 2022. Isar 2 wird als letzter Meiler am 31.12.2022 stillgelegt. Der Rückbau der Anlage soll 2023 beginnen und voraussichtlich 2039 enden. Die Kosten dafür sind vollständig über Rückstellungen der SWM gedeckt.

2022 - ein bedeutendes Jahr für München

Gemeinsamer Einsatz für verbesserte Rahmenbedingungen

Oberbürgermeister Dieter Reiter: "Um unsere Ziele weiterhin erfolgreich umsetzen zu können, müssen auch die Klimaschutzziele auf bayerischer Ebene verschärft werden. In Bayern müssen jetzt die Weichen für den Bau von deutlich mehr und auch neuen Windrädern und Solaranlagen gestellt werden. Denn es ist unstrittig, dass die Energiewende gelingen muss. Dabei dürfen wir uns aber nicht nur auf Regularien und Gesetze fokussieren. Alle relevanten Akteur*innen müssen künftig deutlich engagierter auf die Bürger*innen zugehen und ihnen die für den Klimaschutz notwendigen Maßnahmen vermitteln."

Dr. Florian Bieberbach: "Zentraler Knackpunkt für den Erfolg der Energiewende ist und bleibt die Akzeptanz in Bevölkerung und Wirtschaft, und zwar nicht nur für die grundsätzlichen Ziele, sondern auch für die erforderlichen Maßnahmen. Hier ist es an der Politik, allen Beteiligten klar zu machen, dass die notwendigen Schritte getan werden müssen, um unsere ambitionierten Klimaschutzziele erreichen zu können. Statt der Haltung 'Not in my backyard' brauchen wir mehr 'In my backyard, please!' In der Praxis zeigt sich vielfach, dass eine hohe Akzeptanz der Windenergie vor Ort dafür sorgen kann, dass Vorhaben reibungslos genehmigt und umgesetzt werden können. Für den Ausbau der Erneuerbaren Energien wird außerdem eine ehrliche Diskussion über den Ausbau der Stromnetze erforderlich sein. Und für die Versorgungssicherheit brauchen wir nach dem Ausstieg aus der Kohleverstromung und der Kernkraft auch weiterhin Gaskraftwerke zur Stromerzeugung, die perspektivisch auf Wasserstoff umgestellt werden können. Als kommunales Energieunternehmen, das sich der Energiewende verschrieben hat, werden wir die Stadt in allen Schritten zur Klimaneutralität unterstützen und uns gemeinsam für die zwingend erforderlichen Rahmenbedingungen in Berlin und Brüssel einsetzen."

Bildmaterial kann bei der Meldung auf www.swm.de/presse heruntergeladen werden.

Ein Film zeigt die Entwicklung und die Projekte der Ausbauoffensive Erneuerbare Energien von 2008 bis heute: https://youtu.be/9WQ6pOYXK1I

Pressekontakt:

Bettina Hess, SWM Pressesprecherin, 089/2361-5042, presse@swm.de

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