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Wie war das damals? - Legenden-Podcast mit Günter Netzer

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Fußballikone Günter Netzer im Legenden-Podcast „Wie war das damals?“: „Breitner war meine Rettung“ +++ „Bernabéu sagte zu mir: Hinaus!“ +++ „Ich verdanke Weisweiler alles“ +++ „Ich war kein Revoluzzer“

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

bitte beachten Sie nachstehende Pressemitteilung:

Fußballikone Günter Netzer im Legenden-Podcast „Wie war das damals?“: „Breitner war meine Rettung“ +++ „Bernabéu sagte zu mir: Hinaus!“ +++ „Ich verdanke Weisweiler alles“ +++ „Ich war kein Revoluzzer“

Warum Paul Breitner seine Rettung war und wie seine Zeit bei Real Madrid im Sommer 1973 mit der Vertragsverhandlung im Büro von Santiago Bernabéu begonnen hat, erzählt Günter Netzer im Legenden-Podcast des Deutschen Fußballmuseums („Wie war das damals?“). Der erste Director’s Cut von Manuel Neukirchner mit gleich vier Folgen – Feldherr und Freigeist, Playboy und Pragmatiker, Rebell und Realist, Popstar und Pionier – ist ab sofort auf allen gängigen Podcast-Plattformen abrufbar.

Darüber hinaus verrät Netzer das letzte Geheimnis um seine legendäre Selbsteinwechslung im DFB-Pokalfinale 1973. Warum er und nicht Gerd Müller den vorentscheidenden Elfmeter im EM-Viertelfinale 1972 gegen England in Wembley geschossen hat. Was passierte, als Trainer Hennes Weisweiler bei einer neuerlichen Fehde mit ihm Berti Vogts als Vermittler einsetzte. Wie er als aktiver Spieler zunächst das Stadionmagazin Fohlenecho vermarktet hat und in der Folge zum Geschäftsmann wurde. Wie Weisweiler reagierte, als er ihn über die Eröffnung seiner eigenen Diskothek Lovers‘ Lane informiert hat. Wie er neben den Sportreportern auch die Feuilletonisten erreichte. Warum die spontane Reise zu einer Hochzeit mit Frank Sinatra und Elvis Presley in Las Vegas auch in Hollywood hätte verfilmt werden können. Wofür er Paul McCartney bewundert. Was es mit seinen langen Haaren auf sich hatte. Und warum es in seiner Selbst- und der Fremdwahrnehmung mitunter erhebliche Unterschiede gibt.

Die vierteilige Netzer-Reihe ist im Zuge der neuen Blockbuster-Ausstellung NETZER – DIE SIEBZIGERJAHRE. Der erste Popstar des deutschen Fußballs im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund entstanden. Diese wird am 8. April 2025 für das Publikum eröffnet und läuft bis Oktober 2025.

Das Begleitbuch zur Ausstellung erscheint im Verlag Die Werkstatt:

Manuel Neukirchner: Netzer. Die Siebzigerjahre. Verlag Die Werkstatt, Bielefeld, 1. Auflage 2025. 272 Seiten. Mit einer biografischen und historischen Rückschau auf Günter Netzer und die Siebzigerjahre sowie mit einem großen Zeitzeugeninterview mit Günter Netzer in vier Kapiteln. Zahlreiche, unveröffentlichten Fotografien, 39,90 €, ISBN 978-3-7307-0744-9

Der Podcast „Wie war das damals?“ aus dem Deutschen Fußballmuseum erscheint monatlich, u.a. auf Spotify, Apple Podcasts und YouTube:

https://open.spotify.com/show/7wzDMrwOwhxUnXfK5VoHed

Die nächsten Gäste bei „Wie war das damals?“ sind:

10. April, 19 Uhr: Oliver Bierhoff

15. Mai, 19 Uhr: Guido Buchwald

Aufgezeichnet werden die regulären Episoden im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund. Karten für das Live-Publikum gibt es auf www.fussballmuseum.de/kulturprogramm

Hier einige Aussagen von Günter Netzer im Wortlaut:

Folge 1, Feldherr und Freigeist:

Zu feuilletonistischen Elogen auf seine Person: „Das ist große Klasse, was dort steht. Das ist wirklich eine Ehrbezeugung, die besser nicht zu bezeichnen ist. Ob ich wirklich so gut war, weiß ich wirklich nicht; jedenfalls nicht in allen Spielen. Aber: Ich habe das Besondere angestrebt, das Besondere im Fußball, und so zu agieren, wie es meinem Charakter entspricht. Das ist in meinem Unterbewusstsein geschehen. Das habe ich selbst nicht gewusst. Ich habe das einfach gefühlt. Der Trainer hat meine Fähigkeiten gesehen – und mich machen lassen. Das war, glaube ich, das Entscheidende.“

„Fußball war sehr viel Instinkt und Intuition. Die großen Spieler waren zum überwiegenden Teil Instinkt-Fußballer.“

„Der Feuilletonist hat eine andere Sicht. Er beschreibt mich in einer Art und Weise, wie ein Fußballreporter das nicht schreiben könnte – die Leute draußen es aber auch nicht gewohnt sind, zu lesen. (…) Es war etwas Besonderes für mich, die Feuilletonisten erreicht zu haben, und damit ein anderes Genre. Dass die sich plötzlich mit dem Fußball beschäftigt haben, war schon sehr gut; dass die sich dann aber auch noch mit mir in Persona beschäftigt haben, das war eine große Auszeichnung für mich. Das ist der Gipfel des Lobes, was Karl Heinz Bohrer da geschrieben hat.“

Zur Formulierung „Aus der Tiefe des Raumes“: „Ich habe mir da keine Gedanken gemacht. Ich wollte einfach nur von hinten nach vorne laufen – da standen ein paar im Wege, die ich überwinden musste – und dann wurde es eine Situation, die außergewöhnlich war. Sie ist aber einfach aus der Situation und meinen Fähigkeiten entstanden. Einem Fußballreporter wäre diese Aktion nicht so aufgefallen, das wäre nicht so bebildert oder beschrieben worden, wie Karl Heinz Bohrer das gemacht hat.“

„Ich wollte den Elfmeter (zum 2:1 im EM-Viertelfinale 1972 gegen England in Wembley, Anm. d. Red.) auch nicht schießen. Gerd Müller war vorgesehen. Aber: Jeder Spieler erkennt selbst, in welcher Verfassung er ist, und ein solch große Aufgabe, die wollte er nicht übernehmen. Er hat um die Situation gewusst, dass es wahrscheinlich eine entscheidende Situation für das ganze Spiel sein wird – und hat sich versteckt. Wir konnten ihn nicht finden. Irgendwo war er hinter irgendwem versteckt. Und dann hat der Helmut Schön von draußen immer wieder gerufen und gezeigt, dass ich das jetzt machen soll. (…) Franz Beckenbauer hat nachher zu mir gesagt: ‚Bist Du eigentlich verrückt gewesen in dem Augenblick, dass Du die Verantwortung übernommen hast.‘ Da habe ich nur geantwortet: ‚Ja, Du Feigling hättest das nie übernommen.‘“

„Ich hatte Glück bei diesem Elfmeterschuss. Unter normalen Umständen wäre der Ball vor der Linie liegen geblieben. Aber in dem Moment geht er dann einen halben Meter hinter die Linie.“

„Ich habe ihm (Trainer Hennes Weisweiler) vorgeworfen: ‚Die da drüben, diese Bayern, die spielen einen Fußball, der ist ökonomisch. Die strengen sich nicht mal besonders an. Das ist aber etwas, was zum Erfolg geführt hat. Und wir Gladbacher werden überall gelobt, wir seien die beste Mannschaft, und stehen für diesen wunderbaren Fußball. Aber was steht denn unter dem Strich? Die anderen (die Bayern) werden Deutscher Meister, die anderen werden Pokalsieger.‘ Das war etwas, was in Gladbach verändert werden musste. Und der Trainer war schwer zu überzeugen, hat sich letztlich aber der Mehrheit angeschlossen. Er hat die Abwehr verstärkt und dann wurden wir auf Anhieb Deutscher Meister. Denn all die anderen Dinge waren trotzdem noch vorhanden, aber wir hatten plötzlich auch eine stabile Abwehr.“

„Er (Hennes Weisweiler) hat einen Sinn für junge Spieler gehabt, die er entwickelt hat, denen er geholfen hat. Er hat gesagt: ‚Du hast so schlecht gespielt; 25, 30 Fehlpässe – aber ich verlange von Dir, dass Du auch den 31. Pass spielst. Ignoriere das, sonst habe ich Dich verloren und dann können wir das nicht weiterführen, was wir hier initiiert haben.‘“

„Ich verdanke ihm (Hennes Weisweiler) alles. Er hat Gladbach gemacht, er hat mich gemacht.“

„Weisweiler sagte: ‚Abseits ist, wenn das lange Arschloch zu spät abspielt.‘“

„Und dann hat er (Trainer Hennes Weisweiler) den Berti Vogts in die Mitte gestellt. Rechts stand Weisweiler und links stand ich. Dann hat Weisweiler zum Berti gesprochen und hat gesagt: ‚Sag deinem Kapitän das und das. Und wo er so lange geblieben ist. Und so weiter. Drei Wochen war er jetzt nicht da, hat beim Training gefehlt.‘ Und dann habe ich zum Berti Vogts gesprochen statt zum Weisweiler: ‚Sag deinem Trainer, ich musste mich von ihm erholen.‘ Dann ist der Berti davongelaufen und hat gesagt: ‚Das sage ich nicht.‘ Das muss man sich mal vorstellen. Ein Wahnsinn. Wir standen nebeneinander und dann sagt der Berti: ‚Das sage ich nicht‘ und rennt davon.“

Folge 2, Playboy und Pragmatiker:

Zur Eröffnung der Diskothek Lovers‘ Lane: „Dann kam der Höhepunkt: Das war die Diskothek. Ich habe den führenden Barkeeper in Mönchengladbach kennengelernt. Und der kam plötzlich auf die Idee: ‚Lass uns doch zusammen eine Diskothek machen‘. Ganz in Schwarz, in schwarzem Lack und mit Möbeln. (…) Ich habe dann den Weisweiler informiert, bin zu ihm gegangen und habe gesagt: ‚Herr Weisweiler, ich muss Sie wenigstens informieren. Ich eröffne übermorgen dahinten eine Diskothek, und Sie sind herzlich eingeladen‘. Dann hat er nur gesagt: ‚Das ist das Ende‘. Der hat gedacht, ich stehe mit den Gästen da jede Nacht an der Theke und saufe flaschenweise, um Umsatz zu machen. Tatsächlich habe ich meine beste Zeit als Fußballer gehabt. Ich bin zweimal Fußballer des Jahres hintereinander geworden. Das war eine wunderbare Zeit. Ich habe in der Ecke gestanden und habe die Leute studiert. Das ist unfassbar wichtig für mich gewesen.“

Zur Selbsteinwechslung im DFB-Pokalfinale 1973: „Die (Fans) haben gedacht: ‚Dieser sture Weisweiler, jetzt wechselt der den immer noch nicht ein.‘ Die wussten nicht, dass der mich einwechseln wollte. Der Christian Kulig – einer der talentiertesten Spieler, die wir in Deutschland gehabt haben – kam völlig erschöpft auf mich zu, fällt vor meinen Füßen zu Boden. Ich sage: ‚Christian, kannst du nicht mehr?‘ ‚Ich kann nicht mal mehr aufstehen‘, hat der gesagt. Rein instinktiv habe ich mir die Trainingshose ausgezogen, die Trainingsjacke ausgezogen. Die Zuschauer haben das gemerkt und haben gejubelt: ‚Und endlich, der Weisweiler hat das eingesehen usw.‘ Ich bin an der Bank vorbeigelaufen und habe gesagt: ‚Ich spiel dann jetzt.‘ Was sollte der auch machen?“

Folge 3, Rebell und Realist:

Zum Wechsel zu Real Madrid: „Dann kam es zu Verhandlungen in Madrid. Und dann hat der Bernabéu gefragt: ‚Was würden Sie denn gerne hier verdienen?‘ ‚350.000 Mark‘, sagte ich. Dann hat der Bernabéu nur gesagt: ‚Hinaus!‘ Ich ging wie ein Trottel da zu der Tür. Und kurz vor der Tür, wie in den schlechten amerikanischen Filmen, werde ich dann gerufen: ‚Kommen Sie wieder zurück.‘ Ich bin dann zurückgetrottet an den Schreibtisch. Und dann sagt der Bernabéu – und das war so unfassbar: ‚Was ist es Ihnen wert, für Real Madrid zu spielen?‘ Ungewöhnlich. Ich bin trotzdem darauf reingefallen und sage: ‚300.000‘, also 50.000 weniger, was viel Geld war für mich. ‚Geht auch nicht‘, sagte er. Dann habe ich gesagt: ‚Warum nicht?‘ ‚Ja, die drei muss weg.‘ Dann haben wir uns geeinigt auf 295.000 Mark. Der hat aus lauter Protest und Enttäuschung den Raum verlassen. Und hat dann seinem Sekretär gesagt: ‚Schreibt den Vertrag.‘ Und so ging ich von Gladbach zu Real Madrid.“

Folge 4, Popstar und Pionier:

Zu Fremd- und Selbstwahrnehmung seiner Person: „Dass ich so in der Nähe der 68er angesiedelt wurde – was natürlich nicht der Fall war; da entstand das Wort Rebellion, Revolutionär; dabei habe ich mich nur mit meinem Trainer gestritten, auseinandergesetzt und auch Aktionen gegen ihn gemacht; das war eine persönliche Fehde, die dem Gesamtwohl gedient hat – das ging mir alles viel zu weit. Aber: Ich konnte darüber schmunzeln, weil ich wusste, das hat ja keinen Wahrheitsgehalt so in der Form. Wie die das gesehen haben, fand ich bemerkenswert. Aber es war nicht so.“

Zu seiner Lebensleistung: „Ich bin privilegiert. Ich bin nicht nur dankbar, ich bin demütig. Das ist für mich die höchste Steigerung der Würdigung. Und ich fühle mich so privilegiert, dieses Leben mit meiner Familie zu haben. Mit diesen Voraussetzungen des Erfolges, die ich genutzt habe. Das ist ein fast komplettes Leben. Das ist nicht zu glauben. Daran denke ich ab und zu, was mich hier und da getroffen hat. Und deswegen habe ich auch keine Probleme gehabt, älter zu werden – denn es war ja so viel schon da.“

Bei Interesse an den entsprechenden O-Tönen wenden Sie sich bitte per Mail an nils.hotze@fussballmuseum.de.

Mit freundlichen Grüßen

DFB-Stiftung Deutsches Fußballmuseum gGmbH
Königswall 21, 44137 Dortmund
Presse & Kommunikation
Tel +49 231 476466-26, Fax +49 231 476466-66
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