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Deutsches Zentrum für Altersfragen

Im Alter ohne Kinder: kein Mangel an Unterstützung

Berlin (ots)

Die Kinderlosigkeit ist seit den 50er Jahren gestiegen. Was bedeutet dies für die soziale Integration und das Wohlbefinden im Alter? Die Analysen von Elke Hoffmann und Laura Romeu Gordo vom Deutschen Zentrum für Altersfragen zeigen: Die Netzwerke kinderloser älterer Personen sind nicht kleiner als bei Müttern und Vätern gleichen Alters, aber unterschiedlich in ihrer Struktur. Anstelle der Familie werden deutlich umfangreichere Netzwerke mit Freundinnen und Freunden, Bekannten und ferneren Verwandten gepflegt. Und auch notwendige Hilfestrukturen im Alter gehen damit einher. Ein Mangel an Unterstützung ist für diese Personen größtenteils nicht sichtbar. Und hinsichtlich Einsamkeit, Depressivität und Lebenszufriedenheit bestehen keine Unterschiede zwischen Kinderlosen und Eltern, die auf das Fehlen von Kindern zurückzuführen wären.

Ab dem Geburtsjahrgang 1950 gibt es in Deutschland einen starken Anstieg kinderloser Frauen und Männer. Dieser verlief in Ost- und Westdeutschland zeitversetzt und auf unterschiedlichen Niveaus. Im Westen erreicht die Kinderlosigkeit unter den 1967 geborenen Frauen den bisher höchsten Anteil von 22 %, im Osten gab es einen schnellen Anstieg erst seit dem Geburtsjahrgang 1962 bis auf den bisher höchsten Wert von rund 11 % des Geburtsjahrganges 1967 (Datenbasis Mikrozensus). Diese Ende der 1960er-Jahre geborenen und zu einem großen Teil kinderlos gebliebenen Frauen und Männer sind gegenwärtig etwa 50 Jahre alt und damit noch relativ jung. Die zunehmende Verbreitung von Kinderlosigkeit im Altersruhestand, von der in etwa 15 Jahren nahezu jede fünfte westdeutsche und jede zehnte ostdeutsche Person betroffen sein wird, ist also vor allem ein Phänomen der nächsten Jahrzehnte.

Auswertungen von Daten des Deutschen Alterssurveys geben einen Einblick in die Lebenssituation kinderloser Personen im Alter. Sie beziehen sich auf 50- bis 75-jährige, in privaten Haushalten lebende Personen. Die Daten zeigen, dass ältere Frauen und Männer ohne Kinder über gut funktionierende soziale Netzwerke verfügen. Sowohl jene mit Kindern als auch jene ohne Kinder pflegen im Durchschnitt mit etwa vier Personen enge Beziehungen. Unterschiede werden sichtbar, wenn nach Beziehungen zu Personen gefragt wird, die nicht zum engeren Familienkreis (Kinder, Enkel, Partner) gehören. Sowohl kinderlose ältere Frauen (87 %) als auch Männer (76 %) berichteten öfter als Eltern (69 % der Mütter und 58 % der Väter) über enge oder sehr enge Beziehungen zu ferneren Verwandten, Freunden, Bekannten und sonstigen Personen. Das heißt, nicht die Größe, jedoch die Struktur der persönlichen sozialen Netzwerke ist davon geprägt, ob sich ein Leben mit oder ohne Kinder ergibt.

Stehen Kinder oder Partner als Ressource bei Kinderlosen nicht zur Verfügung, wird in sehr viel größerem Umfang als von Müttern und Vätern intensiver Kontakt mit ferneren Verwandten und Freunden gepflegt. Das ist zu beobachten, wenn es um Ratschläge für wichtige persönliche Entscheidungen geht, um emotionale Aufmunterung oder auch um Hilfen bei Arbeiten im Haushalt. Wenn beispielsweise Trost oder Aufmunterung gebraucht werden, würden 62 % der kinderlosen Frauen dieses bei Freunden oder Bekannten suchen, während das nur bei 45 % der Mütter infrage käme. Bei Hilfe- und Unterstützungsbedarf wegen gesundheitlicher Beeinträchtigungen würden sich fünf Prozent der Väter, aber 43 Prozent kinderloser Männer an fernere Verwandte wenden.

"Eine einseitig negative Sicht auf kinderlose Erwachsene als sozial isoliert und mit einem Mangel an Unterstützung entspricht nicht der Realität", sagt Elke Hoffmann, eine der Autorinnen der Studie.

Gleiches gilt für das Wohlbefinden im Alter. Kinderlosigkeit führt nicht zwangsläufig dazu, einsam und unzufrieden zu altern. In der Ausprägung von Einsamkeit, Depressivität und Lebenszufriedenheit sind bei älteren Menschen mit und ohne Kindern keine Unterschiede nachweisbar, die sich auf Kinderlosigkeit zurückführen ließen. Ohnehin berichtet auch nur eine Minderheit älterer Frauen (8 %) und Männer (10 %), einsam zu sein. Sind Unterschiede in den emotionalen Ressourcen messbar, dann erklären sie sich durch spezifische soziodemografische Strukturen dieser beiden Gruppen, nicht jedoch durch Kinderlosigkeit an sich.

Die Analysen sind detailliert veröffentlicht und mit ausführlichem Grafikmaterial abrufbar unter: http://ots.de/y33yT2

Die Ergebnisse beruhen auf dem Deutschen Alterssurvey (DEAS) aus dem Jahr 2014, einer bundesweit repräsentativen Studie der 40- bis 85-jährigen Wohnbevölkerung. Der DEAS wird seit 1996 in regelmäßigen Abständen unter wissenschaftlicher Leitung des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA) durchgeführt. Gefördert wird die Studie durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)

Pressekontakt:

Presseanfragen richten Sie bitte an die Pressestelle des Deutschen
Zentrums für Altersfragen
Stefanie Hartmann
Deutsches Zentrum für Altersfragen
Manfred-von-Richthofen-Str. 2
12101 Berlin
https://www.dza.de/presse.html
stefanie.hartmann@dza.de
Tel.: 030 / 260 740 25
Fax: 030 / 260 740 33

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