Deutsches Zentrum für Altersfragen
Bedrohung durch den Klimawandel: Bei den Über-40-Jährigen sorgen sich Eltern genauso sehr wie Kinderlose
Berlin (ots)
Zukünftige Generationen werden zunehmend stärker unter den Folgen des Klimawandels leiden als wir heute. Da liegt die Annahme nah, dass ältere Menschen mit Kindern sich mehr sorgen als gleichaltrige Kinderlose, weil sie in ihre Bewertung auch die verbleibende Lebenszeit ihrer Nachkommen miteinbeziehen. Dem ist nicht so, wie eine aktuelle Studie des Deutschen Zentrums für Altersfragen zeigt.
Im Deutschen Alterssurvey wurde die Frage gestellt "Bei der folgenden Frage geht es darum, wie sich die Klima-Krise auf Sie persönlich und Ihr Umfeld auswirkt und wie Sie diese erleben. Inwiefern empfinden Sie die Klima-Krise als Bedrohung?". Der Grad der Bedrohung konnte auf einer Skala von 1 (überhaupt keine Bedrohung) bis 10 (extreme Bedrohung) angegeben werden.
Einige Ergebnisse lagen im Einklang mit den Erwartungen: Frauen sorgen sich mehr als Männer; Menschen, die sich krank fühlen, mehr als gesunde. Überrascht hat die Forscherinnen allerdings der Grad der empfundenen Bedrohung nach familiärer Situation: Menschen in der zweiten Lebenshälfte mit Kindern (aber ohne Enkelkinder) fühlten sich stärker von der Klimakrise bedroht als diejenigen mit Enkelkindern (Mittelwert 6,03 vs. 5,62).
Untersucht wurden auch Personen, die weder Kinder noch Enkelkinder haben. Hier fanden sich keine signifikanten Unterschiede zu den beiden anderen Gruppen.
Dr. Mareike Bünning führt aus: "Die Ergebnisse sind nicht auf das höhere Alter von Großeltern zurückzuführen. Nach Alter zeigen sich keine Unterschiede in der wahrgenommenen Bedrohung durch den Klimawandel und auch wenn man Alter und Generationenfolge gleichzeitig berücksichtigt, bleibt der Unterschied zwischen Eltern und Großeltern bestehen."
Aber wie lässt sich dieser Unterschied erklären? Mareike Bünning: "Hier können wir zurzeit nur mutmaßen. Ein Teil der Erklärung könnte sein, dass die Enkelkinder überwiegend im betreuungsintensiven Alter sind, während die eigenen Kinder - auch dann wenn sie selbst noch keine Kinder haben - überwiegend älter sind. Bei jüngeren Kindern steht oft die Bewältigung des Alltags im Vordergrund, während Eltern und Großeltern von älteren Kindern vielleicht mehr zeitliche Ressourcen haben, um über die Zukunft nachzudenken."
Hinzu kommt, dass Kinder, die sich selbst um das Klima sorgen und für Klimaschutz engagieren, ihre Eltern für dieses Thema sensibilisieren und inspirieren können, sich ebenfalls zu engagieren. Auch dies ist ein Mechanismus, der womöglich erst greift, wenn die Kinder - oder auch Enkelkinder - ein gewisses Alter erreicht haben, selbst um die Folgen des Klimawandels wissen und sich eine Meinung dazu gebildet haben. Um die Befunde abschließend einordnen zu können, bedarf es allerdings weiterer Untersuchungen.
Die detaillierten Ergebnisse sind nachzulesen in: Bünning, M., Hagen, C. & Simonson, J. (2024). Wahrgenommene Bedrohung durch den Klimawandel in der zweiten Lebenshälfte [DZA Aktuell 01/2024]. Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen. [DZA Aktuell 01/2024]. Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen. Online: https://ots.de/W3zFT2
Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) ist eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen in der zweiten Lebenshälfte. Im Rahmen der Studie werden seit mehr als zwei Jahrzehnten Menschen auf ihrem Weg ins höhere und hohe Alter regelmäßig befragt. Der Deutsche Alterssurvey wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).
Eine Grafik zur Pressemitteilung steht hier zur Verfügung, eine englische Version der Pressemitteilung hier.
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