Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen
"Elternschule" - Therapeuten und Ärzte von Fachgesellschaften widersprechen der Kritik an den Behandlungsmethoden
Gelsenkirchen (ots)
In einer aktuellen Stellungnahme zum Dokumentarfilm "Elternschule" attestiert die Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie (DGVT) der Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen, dass ihre Therapie in Einklang mit den "aktuellen Leitlinien zur Behandlung frühkindlicher psychischer Störungen" steht und verhaltenstherapeutisch orientierte Strategien in der Elternberatung und der kindbezogenen Therapie leitlinienkonform umgesetzt werden. "Die gezeigten Ausschnitte aus den Elterngesprächen wirken durchgängig wertschätzend und ressourcenorientiert", betont Prof. Michael Borg-Laufs von der DGVT und bedauert, dass es so scheint, "dass die um den Film aufgekommene Debatte auch ausgenutzt wird, um vermeintlich überwundene Schulenstreits wieder neu aufleben zu lassen."
Die DGVT widerspricht den Vorwürfen von Gewalt nachdrücklich: "In den konsequenten Strategien, die im Film gezeigt werden, Gewalt und Kindeswohlgefährdung zu erkennen, verharmlost wirkliche Kindeswohlgefährdungen und reale Gewalt gegen Kinder", so Prof. Dr. Michael Borg-Laufs. "Auch wenn häusliche Gewalt in unserer Gesellschaft insgesamt rückläufig ist, leiden immer noch viele Kinder unter furchtbaren Bedingungen. Hier sind die alltägliche Gewalt, die alltägliche Vernachlässigung, unter der immer noch zu viele Kinder leiden, zu nennen. Deren real kindeswohlgefährdende und gewaltvolle Lebensbedingungen durch die gleiche Begriffswahl mit den im Film gezeigten Szenen zu verbinden, ist völlig unangemessen."
Die Essener Staatsanwaltschaft sah keinen Einlass, weiter gegen die Klinik wegen möglicher Freiheitsentziehung und Gewalt zu ermitteln. In dem Film sei nichts zu sehen, was als Straftat zu werten wäre, so die Ermittlungsbehörde. Diese Auffassung bestätigte auch das NRW-Gesundheitsministerium in der vergangenen Woche (22.11.2018). Die Bezirksregierung Münster hatte die Klinik zuvor bei einer unangemeldeten Kontrolle überprüft und keine Rechtsverstöße erkennen können. "Alle Vorwürfe sind substanzlos", so Klinikgeschäftsführer Werner Neugebauer.
Prof. Dr. Julian Schmitz und Prof. Dr. Martina Zemp, Sprecher der Interessengruppe Klinische Kinder- und Jugendpsychologie und Psychotherapie der Fachgruppe Klinische Psychologie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) treffen im Zusammenhang mit der "Elternschule" die Aussage: "Für einfache Erklärungsansätze, die solche Regulationsprobleme alleinig auf einzelne Faktoren zurückführen, wie negative Bindungserfahrungen, gibt es aktuell keine wissenschaftlichen Belege. Vielmehr legen Forschungsstudien ein Entstehen der genannten Störungen aus einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Faktoren wie biologischen und genetischen Risiken, ungünstigen Lernerfahrungen, einer starken elterlichen Belastung, einem auffälligen Temperament des Kindes und ungünstigem Erziehungsverhalten nahe."
Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen kommen in ihrer Stellungnahme zu dem Schluss, dass "die Kolleginnen und Kollegen (...) in der Gelsenkirchener Kinder- und Jugendklinik fachlich fundierte Arbeit leisten." Es wird betont, dass das Team der Klinik in Gelsenkirchen sehr wertschätzend mit den Familien umgehe und versuche, keine Schuldzuweisungen auszusprechen. "Es wird stets darauf geachtet, dass keine akuten Notsituationen entstehen. Des Weiteren wird auf unnötige Überforderung verzichtet; ganz im Gegenteil, dem Kind wird die Möglichkeit zur Stressregulation überhaupt erst gegeben." Auch die Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Psychosomatik (AGPPS) bescheinigt der Gelsenkirchener Klinik "wissenschaftlich anerkannte verhaltenstherapeutische, systemische und gesprächspsychotherapeutische Elemente zum Einsatz" kommen zu lassen.
Stellungnahmen:
https://www.dgvt.de/aktuelles/ www.agpps.de/ www.klinische-psychologie-psychotherapie.de/ https://www.bdp-verband.de/
Kontakt:
Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen Sabine Ziegler sabine.ziegler@bergmannsheil-buer.de www.kjkge.de
Bundesgeschäftsstelle Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie (DGVT) e.V. Prof. Dr. Michael Borg-Laufs dgvt@dgvt.de
Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Psychosomatik (AGPPS) der Deutschen Gesellschaft Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) Guido Bürk sekretariat@agpps.de
Deutsche Gesellschaft für Psychologie (Fachgruppe Klinische Psychologie) Universität Leipzig - Institut für Psychologie Prof. Dr. Julian Schmitz julian.schmitz@uni-leipzig.de
Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (VPP) Louisa Tomayer presse@bdp-verband.de
Dipl.-Psych. Dr. Johanna Thünker Stellv. Vorstandsvorsitzende des VPP thuenker@vpp.org
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