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Die Proteste gingen von Israelis aus, nicht von Nordafrikanern

Berlin (ots)

Im Internet wird ein Video verbreitet, das angeblich randalierende nordafrikanische Migranten in Israel zeigt. Im Begleittext bei Twitter heißt es: «Wegen des Todes eines Äthopiers [sic], der einen Polizisten mit Steinen attackierte, gingen Tausende nordafrikanische Migranten in Israel auf die Straße.» Angeblich hetzten sie «Einheimische durch die Straßen».

BEWERTUNG: Die Proteste gingen von Israelis aus.

FAKTEN: Für das Video wurden Aufnahmen aus verschiedenen Quellen zusammengeschnitten. (http://dpaq.de/blH5g, http://dpaq.de/qg96n) Ein Hinweis auf Nordafrikaner findet sich dort nicht.

In dem 40-sekündigen Film sieht man ein brennendes Auto, Auseinandersetzungen mit Polizisten und Menschen, die ein Auto aufs Dach kippen. Im Untertitel heißt es: «Nordafrikanische Migranten terrorisieren Israel!» und «Das sind die nordafrikanischen Migranten, die angeblich gegen Gewalt demonstrieren!»

Auf Nachfrage gab der Urheber des Tweets eine angebliche Quelle für seine Behauptungen an. In dem von ihm verlinkten Artikel bei «israel-nachrichten.org» ist jedoch ebenfalls nicht von nordafrikanischen Migranten die Rede. Nach der Beerdigung eines erschossenen 18-Jährigen, heißt es, «demonstrierten äthiopische Israelis im Land, blockierten wichtige Autobahnen und kämpften mit der Polizei» (http://dpaq.de/KmMvV).

Äthiopien liegt in Ostafrika, nicht in Nordafrika. Seit der Gründung Israels wanderten viele Äthiopierinnen und Äthiopier jüdischer Herkunft oder jüdischen Glaubens ein, verstärkt seit Anfang der 1980er Jahre (http://dpaq.de/Bey3a). Der Staat gewährt diesen Menschen grundsätzlich die israelische Staatsbürgerschaft. Ende 2017 hatten nach Angaben des Statistikbüros rund 149 000 Israelis äthiopische Wurzeln.

Viele äthiopischstämmige Israelis fühlen sich aufgrund ihrer Hautfarbe diskriminiert. Sie kritisieren vor allem das Verhalten der Polizei. «Es gibt dort Kriminelle und das System und die Führung tun nichts», zitiert «tagesschau.de» eine Demonstrantin. «Die Folge sind Tote. Zunächst im Januar und jetzt schon wieder.» (http://dpaq.de/OAQCx)

Am 30. Juni hatte nach Polizeiangaben in der Hafenstadt Haifa ein Polizist in seiner Freizeit einen Streit beobachtet. Er habe die sich streitende Gruppe angesprochen, welche ihn daraufhin mit Steinen beworfen habe. Er habe um sein Leben gefürchtet und geschossen. Augenzeugen berichteten laut israelischen Medien, der Polizist sei nicht in Gefahr gewesen und habe die Jugendlichen mit der Waffe bedroht (http://dpaq.de/U4hFw).

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Links:

Tweet von @henrykstoeckl: https://twitter.com/henrykstoeckl/status/1146528618031517697

Archivierter Tweet von @henrykstoeckl: https://web.archive.org/save/https:/twitter.com/henrykstoeckl/status/1146528618031517697

Von @henrykstoeckl verlinkter Artikel: https://web.archive.org/save/http://www.israel-nachrichten.org/archive/43141

Äthiopische Einwanderer in Israel: http://dpaq.de/Bey3a

Artikel über die Ausschreitungen bei tagesschau.de: http://dpaq.de/OAQCx

Artikel über die Ausschreitungen bei nzz.ch: http://dpaq.de/U4hFw

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Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com

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