All Stories
Follow
Subscribe to dpa-Faktencheck

dpa-Faktencheck

Zitat über Vergewaltigungen ist «Unsinn» - Kölns Oberbürgermeisterin hat das nicht gesagt

Berlin (ots)

Im Netz sorgt ein angebliches Zitat von Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker für Aufregung. Obwohl keine Quelle genannt wird, empören sich viele über die vermeintlichen Ratschläge der Politikerin: Wenn Frauen nachts zu Hause blieben, würde es weniger Vergewaltigungen geben, soll Reker dem unter anderem bei Facebook verbreiteten Sharepic zufolge gesagt haben (http://dpaq.de/CQf2w).

BEWERTUNG: Reker hat diesen Satz nie gesagt. «Völliger Unsinn», heißt es dazu aus der Pressestelle der Stadt Köln.

FAKTEN: Das derzeit im Netz verbreitete Sharepic geht vermutlich auf eine ältere Version zurück, bei der am rechten unteren Rand ein Schriftzug zu erkennen ist: «In Satira by Uwe Ostertag». (http://dpaq.de/2S44i)

Nach eigener Aussage betreibt Uwe Ostertag mit solchen Posts «Satire». (http://dpaq.de/wo1vo) Gemeint ist: Frei erfundene Aussagen werden mit Fotos von Personen verknüpft. Viele Menschen nehmen solche Fälschungen für bare Münze.

Ob das Reker-Sharepic tatsächlich auf Ostertag zurückgeht, ist unklar. Das Originalfoto stammt von dem dpa-Fotografen Federico Gambarini und ist mehrfach im Internet zu finden, zum Beispiel hier http://dpaq.de/Lk88N und hier http://dpaq.de/fqiiR.

Zu der angeblichen Aussage Rekers sagte eine Sprecherin der Stadt Köln der Deutschen Presse-Agentur: «Das ist völliger Unsinn, das Zitat ist eine reine Erfindung».

Auch die Faktenchecker von Mimikama kamen zu dem Ergebnis, dass das angebliche Reker-Zitat eine Fälschung ist. (http://dpaq.de/h1VxC)

Kritik hatte Reker für eine Äußerung kurz nach der Kölner Silvesternacht 2015/16 geerntet. Nach den sexuellen Übergriffen hatte sie empfohlen, Frauen sollten zu Fremden besser «eine Armlänge» Abstand halten. «Ich hätte mir im Nachhinein diese unglückliche Aussage mit der Armlänge ersparen können», sagte Reker später dazu.

Einen Tag vor ihrer Wahl im Oktober 2015 war sie bei einem Messerattentat lebensgefährlich verletzt worden. Das Oberlandesgericht Düsseldorf verurteilte den rechtsextremistischen Täter zu 14 Jahren Haft.

   ---

Links:

Facebook-Post: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=389949688569877&set=a.155170952047753&type=3&theater (archiviert: http://dpaq.de/CQf2w)

Ursprüngliches Sharepic (archiviert): https://web.archive.org/web/20190919093612/https://pp.userapi.com/c849224/v849224939/928b8/w17_dm-vmYw.jpg

Artikel über Ostertag in der «Frankfurter Allgemeinen» (archiviert): https://web.archive.org/web/20140911022540/http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/hass-im-netz-ich-bin-der-troll-13139203.html?printPagedArticle=true#pageIndex_0

Unbearbeitetes Foto auf Zeit.de: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-06/henriette-reker-gutachter-attentaeter-voll-schuldfaehig

Unbearbeitetes Foto beim Bayerischen Rundfunk (archiviert): https://web.archive.org/web/20190919133839/https://www.br.de/nachricht/reker-attentat-urteil-100.html

Faktencheck von Mimikama (archiviert): https://web.archive.org/web/20190920103400/https://www.mimikama.at/allgemein/fakezitat-vergewaltigungen/

   ---

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com

© dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH. Die vorstehenden Inhalte sind urheberrechtlich geschützt. Jegliche Nutzung von Texten, Grafiken und Bildern ohne vertragliche Vereinbarung oder sonstige ausdrückliche Zustimmung der dpa ist unzulässig. Dies gilt insbesondere für die Verbreitung, Vervielfältigung und öffentliche Wiedergabe sowie Speicherung, Bearbeitung oder Veränderung. Alle Rechte bleiben vorbehalten.

More stories: dpa-Faktencheck
More stories: dpa-Faktencheck
  • 18.09.2019 – 13:41

    Es wird der Versenkung der «Wilhelm Gustloff» gedacht

    Berlin (ots) - Das deutsche Schiff «Wilhelm Gustloff» wurde am 30. Januar 1945 von einem sowjetischen U-Boot in der Ostsee versenkt. In einem Post wird behauptet, dass kein «Vertreter der Bundesrepublik» jemals der Menschen gedacht habe, die dabei ums Leben kamen. BEWERTUNG: Es hat offizielle Gedenkfeiern an Jahrestagen des Untergangs der «Wilhelm Gustloff» gegeben. Darüber hinaus wurde im Bundestag an die Opfer ...

  • 18.09.2019 – 13:30

    Auf Island war es noch nie erlaubt, Türken zu töten

    Berlin (ots) - Von Zeit zu Zeit werden auf Island alte Gesetze abgeschafft. Im Internet wird behauptet, dass eines davon Türken auf isländischem Boden für vogelfrei erklärt habe. Angeblich soll es nach einem Feldzug im Jahr 1627 entstanden und dann für lange Zeit in Vergessenheit geraten sein. «Bis zu den 1970er Jahren», so heißt es, sei es in dem Land daher legal gewesen, Türken zu töten. (http://dpaq.de/f60OX; ...

  • 16.09.2019 – 16:39

    Martin Schulz hat diesen Satz nicht gesagt

    Berlin (ots) - Immer wieder werden Politikern Zitate unterstellt. Auch die SPD ist davon betroffen. Einem Beitrag in den sozialen Medien zufolge soll der ehemalige Kanzlerkandidat Martin Schulz gesagt haben: «Der Tod von einigen Deutschen ist ein kleiner Preis für die Sicherheit tausender Syrer» (http://dpaq.de/QnARQ). BEWERTUNG: Das Zitat stammt nicht von Martin Schulz. FAKTEN: Das angebliche Zitat von Martin Schulz ...