Das Eis in der Arktis schmilzt weiter
Berlin (ots)
Dass die arktische Meereisdecke durch die Erwärmung der Erde immer weiter zurückgeht, versetzt Forscher rund um den Globus seit Jahren in Aufruhr. Dennoch versucht das Portal «sciencefiles.org», naturwissenschaftliche Fakten als «Klimahysterie» abzuwerten und behauptet, die Eisdecke der Arktis nehme sogar zu (http://dpaq.de/KY8jb).
BEWERTUNG: Nach dem sommerlichen Minimum dehnt sich das Meereis in der Arktis zwar in jedem Jahr wieder aus. Der Zuwachs während der Gefriersaison hat jedoch in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen.
FAKTEN: Im Oktober 2019 dehnte sich das arktische Eis nach Angaben des Instituts für Umweltphysik der Universität Bremen um 5,44 Millionen Quadratkilometer aus - 443 000 Quadratkilometer weniger als im Oktober 2012. Das ist mehr als die gesamte Fläche Deutschlands, das gut 357 000 Quadratkilometer groß ist. Bisher war 2012 das Jahr mit der geringsten Ausdehnung des Meereises im Oktober gewesen (http://dpaq.de/JcA2r).
Die Meereisphysiker des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Potsdam sprechen in ihrem Bericht vom 21. November 2019 daher von einem «Rekordminimum» (http://dpaq.de/tJ9R3).
«Noch nie im Zeitraum der kontinuierlichen Meereisbeobachtung haben wir zu diesem Zeitpunkt im Jahr so wenig Meereis in der Arktis beobachtet», sagt Christian Haas, Leiter der Sektion Meereisphysik am AWI. «Das ist ein beunruhigender Prozess, der vermutlich durch den zunehmenden Wärmeeintrag durch den Ozean und die atmosphärische Zirkulation in die Arktis verursacht wird.»
Zwar wird auf dem Portal «sciencefiles.org» behauptet, im Vergleich zu den Vorjahren sei «sogar eine leichte Zunahme der Eisfläche» festzustellen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Eine Grafik des AWI und der Universität Bremen zeigt, wie die Ausdehnung des Meereises seit 40 Jahren zurückgeht (Abbildung 4: http://dpaq.de/tJ9R3).
Tatsache ist: Noch nie seit Beginn der Satellitenbeobachtungen war die Ausdehnung des Meereises in einem Oktobermonat so gering wie 2019. Aus Sicht der Meereisforscher beim AWI liegt die Ursache vermutlich in der in diesem Jahr besonders hohen Wassertemperatur. Der Arktische Ozean war um bis zu 4 Grad Celsius wärmer als der langjährige Mittelwert, heißt es.
«Die Arktis ist ein Hotspot des Klimawandels», sagt auch Professor Florian Seitz von der Technischen Universität München. «Durch die steigenden Temperaturen gehen die Gletscher Grönlands zurück, gleichzeitig schmilzt das Meereis.» (http://dpaq.de/V1S4t)
Ähnlich dramatisch ist die Lage auf der Südhalbkugel: Im Juni 2018 schrieb die Weltraumbehörde Nasa, die Eisschmelze in der Antarktis habe sich seit 2012 verdreifacht (http://dpaq.de/vHGsY).
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Links:
Artikel bei «sciencefiles.org» (archiviert): https://web.archive.org/web/20191206101628/https://sciencefiles.org/2019/11/11/schmelzende-arktis-der-nachste-klimahoax-der-baden-geht-arktische-amplifizierung-wird-hoffnungslos-uberschatzt-studie/
Grafik zur Oktober-Meereis-Ausdehnung: https://data.meereisportal.de/maps/latest/extent_mittel_10_n.png
Meereisportal: https://www.meereisportal.de/archiv/2019-kurzmeldungen-gesamttexte/meereisausdehnung-in-der-arktis-auf-rekordminimum/
Nasa-Bericht von 2018: https://climate.nasa.gov/news/2749/ramp-up-in-antarctic-ice-loss-speeds-sea-level-rise/
Professor Florian Seitz in der «Zeit»: https://www.zeit.de/news/2019-07/16/meeresspiegel-in-der-arktis-steigt-weiter
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