All Stories
Follow
Subscribe to dpa-Faktencheck

dpa-Faktencheck

Die Schutzmaterialien wurden aus Projektmitteln vor Ort gekauft

Berlin (ots)

Über einen Tweet des Auswärtigen Amtes zu Corona-Schutzausrüstung für Palästinenser empören sich derzeit einige Nutzer in sozialen Netzwerken. "Das ist ein Skandal!", schreibt etwa ein AfD-Parlamentarier auf Twitter und klagt: "Wir liefern #Schutzkleidung und #Masken in den Nahen Osten und unsere Krankenschwestern betteln um Material, um ihre Arbeit in unseren Krankenhäusern erledigen zu können!" (http://archive.is/5uEil) Auf Facebook schreibt ein weiterer AfD-Abgeordneter, Außenminister Heiko Maas "ignoriert die katastrophale Versorgungslage unserer Mediziner und verschenkt großspurig Schutzkleidung an die Hamas". (http://dpaq.de/vZkFT) Die deutsche Regierung trage damit "offen seine Israel-feindliche Gesinnung zur Schau" [sic], echauffiert sich der Pegida-Gründer Lutz Bachmann. (http://dpaq.de/hrnE1)

BEWERTUNG: Die genannten Schutzmaterialien wurden nicht in die palästinensischen Gebiete geliefert, sondern vor Ort gekauft. Es gab keine aktuellen Mehrausgaben, weil die Versorgung mit Schutzkleidung im Rahmen eines jahrelangen Programmes zur Stärkung der palästinensischen Polizei - und nicht der islamistischen Hamas - erfolgt.

FAKTEN: Am 6. April twitterte das Auswärtige Amt, Deutschland habe für die Polizei der Palästinensischen Selbstverwaltung "Schutzkleidung und Infomaterial zur Verfügung gestellt, um auch weiterhin Sicherheit zu gewährleisten und die Bevölkerung für das Virus zu sensibilisieren". (http://archive.is/shKf2) Einige Nutzer verstanden den Tweet offenbar so, als habe das Ministerium Masken aus Deutschland in den Nahen Osten verfrachtet. Das Auswärtige Amt erklärte deshalb bereits am 7. April in mehreren Tweets, dass keine Ausrüstung von Deutschland aus in die palästinensischen Gebiete geliefert worden sei. Die Materialien stammten zum Teil aus regionaler Produktion. (http://archive.is/NXLoe)

Ein Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), die die Bundesregierung in der Entwicklungszusammenarbeit unterstützt, bestätigte dies der Deutschen Presse-Agentur. Die Schutzanzüge und das Desinfektionsmittel wurden demnach im Westjordanland hergestellt. Die bisher bereitgestellten Masken, Handschuhe und Sprühpumpen stammten aus China, Malaysia und Vietnam.

Die Ausgaben dafür seien aus dem laufenden Budget einen GIZ-Programmes zur Stärkung der palästinensischen Polizeistrukturen bestritten worden, teilte der Sprecher mit. Das Programm, in Auftrag gegeben vom Auswärtigen Amt, läuft insgesamt bereits seit 2010 und befindet sich derzeit in der vierten Phase, die 2018 begann. (http://dpaq.de/VBq8b)

Neben Ländern wie Deutschland kooperiert auch die israelische Armee mit der Palästinensischen Autonomiebehörde, um Palästinenser in der Corona-Krise mit Schutzmaterialien zu versorgen. (http://dpaq.de/cUJ3N)

   ---

Links:

Tweet von Hugh Bronson, MdA der AfD in Berlin: https://twitter.com/HughBronson_AfD/status/1247851506130452481 (archiviert: http://archive.is/5uEil)

Facebook-Post von Uwe Witt, MdB der AfD: https://www.facebook.com/WittUw/posts/1500078043486322 (archiviert: http://dpaq.de/vZkFT)

Facebook-Post: https://www.facebook.com/lutziges/photos/a.112130913723870/129381645332130/?type=3&theater (archiviert: http://dpaq.de/hrnE1)

Facebook-Post von Lothar Maier, MdB der AfD: https://www.facebook.com/672862506221605/posts/1459518207556027

Tweet des Auswärtigen Amtes: https://twitter.com/AuswaertigesAmt/status/1247143751413370881 (archiviert: http://archive.is/shKf2)

Informationen der GIZ zum Programm zur Stärkung der palästinensischen Polizeistrukturen: https://www.giz.de/de/weltweit/18101.html (archiviert: http://dpaq.de/VBq8b)

Antwort des Auswärtigen Amtes auf Twitter: https://twitter.com/AuswaertigesAmt/status/1247581663967809538 (archiviert: http://archive.is/q4mNu)

Überblick über Antworten des Auswärtigen Amtes auf Twitter (archiviert): http://archive.is/NXLoe

Blog der Botschaft Israels in Berlin: http://www.botschaftisrael.de/2020/04/06/israelis-und-palaestinenser-bekaempfen-covid-19-gemeinsam/ (archiviert: http://dpaq.de/cUJ3N)

   ---

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com

© dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH. Die vorstehenden Inhalte sind urheberrechtlich geschützt. Jegliche Nutzung von Texten, Grafiken und Bildern ohne vertragliche Vereinbarung oder sonstige ausdrückliche Zustimmung der dpa ist unzulässig. Dies gilt insbesondere für die Verbreitung, Vervielfältigung und öffentliche Wiedergabe sowie Speicherung, Bearbeitung oder Veränderung. Alle Rechte bleiben vorbehalten.

More stories: dpa-Faktencheck
More stories: dpa-Faktencheck
  • 09.04.2020 – 17:01

    Es gibt keine Einmalzahlung für alle, die zuhause bleiben

    Berlin (ots) - Auf Facebook werden Posts mit einer angeblichen Nachricht der Bundesregierung verbreitet: Wer zuhause bleibe, erhalte eine einmalige "Zahlung in Höhe von 359,00EUR", heißt es. Dazu wird ein Link geteilt, der angeblich zu einem Antragsformular führt. (http://dpaq.de/5uQd1) BEWERTUNG: Es gibt keine Einmalzahlung im Zusammenhang mit der Kontaktsperre und somit auch kein Antragsformular. Das Bundesamt für ...

  • 09.04.2020 – 12:27

    Fake-Seiten für Corona-Soforthilfe wollen an persönliche Daten

    Berlin (ots) - Unseriöse Angebote im Internet wollen die Notlage mancher Menschen in der Corona-Krise für sich ausnutzen. Täuschend echt aussehende Webseiten im Netz geben nun vor, dass man dort einen Antrag für Soforthilfen stellen kann. Erfragt werden unter anderem Steuernummern, die Personalausweisnummer oder Bankdaten. BEWERTUNG: Die Polizei warnt im ...

  • 09.04.2020 – 08:17

    Corona-Krise: Auch im Ramadan gelten für alle die gleichen Regeln

    Berlin (ots) - Mit Sorge erwarten Millionen Muslime weltweit den Ramadan, der Ende April beginnt. Wie der Fastenmonat in diesem Jahr ablaufen wird, ist wegen der Corona-Pandemie unklar. Nun kursiert in sozialen Netzwerken eine Information, die angeblich aus dem "Krisenzentrum für Berlin und Brandenburg" stammt: Falls zu Beginn des Ramadans "die Ausgangsbeschränkung ...