TV-Screenshot mit Prozentzahlen gefälscht
Berlin (ots)
17 Prozent Nein-Stimmen und 87 Prozent Ja-Stimmen? Ein in sozialen Medien verbreitetes Foto erweckt den Anschein, dass eine Umfrage des Nachrichtensenders n-tv zu unmöglichen Ergebnissen geführt hat. Die Fragestellung war demnach: "Trauen Sie den deutschen Medien?" (http://dpaq.de/zKcgA)
BEWERTUNG: Das Bild ist gefälscht. Die Frage, die Reihenfolge der Antworten und eine der Prozentangaben wurden nachträglich verändert.
FAKTEN: Die gefälschte Umfrage kursiert schon seit mehreren Jahren im Netz. Als die AfD-Politikerin Beatrix von Storch das Foto im Dezember 2017 bei Twitter postete, reagierte n-tv mit dem Hinweis: "Wenn etwas zu schön erscheint, um wahr zu sein, dann ist es manchmal einfach: nicht wahr. #FakeNews" (http://archive.vn/lsB95)
Doch der Ursprung des Screenshots liegt mehr als ein Jahr länger zurück. Mit einer Bildersuche findet man das Bild in leicht abgewandelter Form in einem Sputniknews-Artikel vom 19. Oktober 2016 (http://dpaq.de/lM0jZ). Hier lautet die Frage "Soll Putin Merkel in die Schranken weisen?" und die Ja- und Nein-Stimmen ergeben zusammen 100 Prozent. Außerdem sind hier - anders als in der angeblichen Umfrage zum Vertrauen in die Medien - die Ja-Stimmen als erstes aufgeführt.
Der Sputniknews-Artikel geht auf die Umfrageergebnisse ein und blickt auf das an dem Tag geplante Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin (http://dpaq.de/aba8C). Dafür, dass dieser Screenshot am 19. Oktober 2016 um 14.07 Uhr aufgenommen wurde, sprechen neben dem Bezug zu dieser Konferenz weitere Details:
In der linken unteren Ecke ist der aktuelle Wert des STOXX-Europe-50-Index (S50) mit 2841 angegeben. Auf der Seite Stoxx.com sind historische Kurse des europäischen Aktienindex abrufbar (http://dpaq.de/u5pP7). Der S50 betrug demnach am 19. Oktober 2016 sowohl um 14.05 Uhr als auch um 14.11 Uhr 2841 Punkte.
Rechts daneben ist die Schlagzeile "Obduktion soll Identität der Leiche klären" eingeblendet. Am 19. Oktober 2016 wurde nach einer Explosion bei BASF in Ludwigshafen eine Leiche gefunden. Wahrscheinlich bezieht sich die Einblendung auf dieses Unglück, denn um 14.07 Uhr war noch nicht klar, wer die Person war (http://dpaq.de/aQsUv).
Mit dem manipulierten Bild haben sich auch bereits die Faktenprüfer von Mimikama beschäftigt (http://dpaq.de/pwWty).
---
Links:
Beitrag: https://www.facebook.com/andy.wand.1656/posts/2555722361326635 (archiviert: http://archive.vn/elqKt)
Tweet von @ntvde: https://twitter.com/ntvde/status/943876273276821504 (archiviert: http://archive.vn/lsB95)
Sputniknews-Artikel vom 19.10.2016: https://de.sputniknews.com/politik/20161019313007538-putin-merkel-schranken/ (archiviert: http://dpaq.de/lM0jZ)
Artikel bei merkur.de: https://www.merkur.de/politik/wladimir-putin-in-berlin-live-ticker-besuch-bei-angela-merkel-zr-6860488.html (archiviert: http://dpaq.de/aba8C)
S50-Chart bei Stoxx: https://www.stoxx.com/index-details?symbol=SX5P
Artikel in der "Stuttgarter Zeitung": https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.explosion-in-ludwigshafen-drittes-todesopfer-bei-basf.56901cae-72cc-4c76-abbf-4416c666a9cb.html (archiviert: http://dpaq.de/aQsUv)
Artikel bei "Mimikama": https://www.mimikama.at/allgemein/trauen-sie-deutschen-medien/
---
Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com
© dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH. Die vorstehenden Inhalte sind urheberrechtlich geschützt. Jegliche Nutzung von Texten, Grafiken und Bildern ohne vertragliche Vereinbarung oder sonstige ausdrückliche Zustimmung der dpa ist unzulässig. Dies gilt insbesondere für die Verbreitung, Vervielfältigung und öffentliche Wiedergabe sowie Speicherung, Bearbeitung oder Veränderung. Alle Rechte bleiben vorbehalten.