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Es gibt laut Ministerium keine 60-Prozent-Quote für Erfolg der Corona-App

Berlin (ots)

Die offizielle Corona-Warn-App des Bundes soll helfen, vor möglichen Ansteckungen zu warnen. Ein Artikel schürt Zweifel an der Wirksamkeit. Das Bundesgesundheitsministerium setze für einen Erfolg der App voraus, dass "mindestens 60% der Handybesitzer" diese auch nutzen (http://dpaq.de/K8dGL).

BEWERTUNG: Das Bundesgesundheitsministerium oder Jens Spahn haben nie davon gesprochen, dass mindestens 60 Prozent der Handybesitzer die Corona-App nutzen müssen, damit diese ein Erfolg wird.

FAKTEN: Es finden sich keine Belege, dass das Bundesgesundheitsministerium oder Minister Jens Spahn gesagt haben, dass für einen Erfolg der App eine Quote von 60 Prozent der Handybesitzer Voraussetzung sei. Auch das Ministerium teilt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, dass man sich so nicht geäußert habe.

Spahn ging lediglich bei einer Pressekonferenz zur Vorstellung der App am 16. Juni 2020 zusammen mit Kanzleramtsminister Helge Braun nach einer Frage auf den Wert 60 Prozent ein (http://dpaq.de/p7nzA). Der Bundesgesundheitsminister verwies dabei auf eine Studie, die "davon ausging, dass man nur die App und sonst gar nichts hat". Spahn sagte: "Deswegen muss man diese 60 Prozent aus der Welt schaffen."

Braun sprach auf der Pressekonferenz im gleichen Zusammenhang von einer "Oxford-Studie". Wissenschaftler der britischen Universität haben im April 2020 - also vor Einführung der deutschen App - tatsächlich eine Simulation entworfen, nach der die Epidemie gänzlich gestoppt werden könne, "wenn ungefähr 60 Prozent der Bevölkerung die App nutzen". Mit weniger Nutzern könnten demnach immerhin noch die Fallzahlen reduziert werden (http://dpaq.de/nmwiX).

In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" Mitte Juni erläuterte die an der Studie beteiligte Wissenschaftlerin Lucie Abeler-Dörner den Wert von 60 Prozent noch einmal (http://dpaq.de/jcBfY). Demnach war in der Simulation "die App die einzige Maßnahme, um das Virus zu bekämpfen", denn man ging von der ursprünglichen britischen Strategie mit dem Ziel der "Herdenimmunität" aus. Die Bedingungen hätten sich in der Realität jedoch geändert. Abeler-Dörner zufolge fängt die App an zu wirken, "sobald 15 Prozent der Bevölkerung mitmachen".

Jens Spahn wiederum sagte in einem "Spiegel"-Interview Anfang Juli: "Die App ist ein Werkzeug von vielen, um neue Ausbrüche einzudämmen" (http://dpaq.de/9vhp9). Sein Ministerium schreibt auf dpa-Anfrage, dass es keine interne Quote oder Messgröße für den Erfolg der App gebe, sondern dass jeder Download zähle. Die von Spahn ebenfalls im "Spiegel"-Interview genannten rund 300 über die App gemeldeten Infektionen und die Downloadzahlen von über 15 Millionen (Stand: 7. Juli 2020) werte man als Erfolg.

Für die im geprüften Artikel aufgestellte Behauptung, "dass es nur rund 10 % der Bevölkerung sind, die dieser App wirklich trauen", gibt es keinen Beleg. Das Meinungsforschungsinstitut Civey erhebt seit Mitte Juni in einer repräsentativen Umfrage fortlaufend, wie hoch das Vertrauen in die App ist. Derzeit (Stand: 7. Juli 2020) geben 50,5 Prozent der Befragten an, sehr großes oder eher großes Vertrauen zu haben, wie Civey auf dpa-Anfrage mitteilt.

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Links:

Artikel auf "Philosophia Perennis": https://philosophia-perennis.com/2020/07/06/zu-wenig-downloads-spahns-corona-app-gigantischer-misserfolg/?fbclid=IwAR04vqBv5st9xVD4LmUI7ltP8H6AfxZokceJcN6U22Zq7c9s5gTT2RnLIMg (archiviert: https://archive.vn/TtvTw)

Äußerungen von Spahn und Kanzleramtsminister Helge Braun auf Pressekonferenz am 16. Juni 2020: https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/pressekonferenz-zur-vorstellung-der-corona-warn-app-1761058 (archiviert: https://archive.vn/NPINB)

Video der Pressekonferenz: https://www.bundesregierung.de/breg-de/mediathek/corona-warn-app-vorgestellt-1761032 (archiviert: http://dpaq.de/2rb1P)

Simulation der University of Oxford (April 2020): https://www.research.ox.ac.uk/Article/2020-04-16-digital-contact-tracing-can-slow-or-even-stop-coronavirus-transmission-and-ease-us-out-of-lockdown (archiviert: https://archive.vn/GvkfE)

Interview mit Oxford-Wissenschaftlerin in der "Süddeutschen Zeitung": https://www.sueddeutsche.de/digital/corona-app-oxford-studie-coronavirus-1.4937209 (archiviert: https://archive.vn/pEuNP)

"Spiegel"-Interview mit Jens Spahn (auf der Ministeriums-Seite): https://www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/interviews/interviews/spiegel-040720.html (archiviert: https://archive.vn/z8DQX)

"Stern"-Faktencheck zum Thema: https://www.stern.de/digital/corona-warn-app--muessen-wirklich-60-prozent-der-bevoelkerung-mitmachen--9302172.html (archiviert: https://archive.vn/3rSuU)

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Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com

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