Personalisierung der Behandlung psychischer Erkrankungen
Mittels App zur Therapieoptimierung
Berlin (ots)
Welche Patientin und welcher Patient braucht welche Behandlung zu welchem Zeitpunkt? Dies ist für die Behandlung von psychischen Erkrankungen eine der zentralen Fragen. Auch wenn eine Vielzahl an evidenzbasierten Behandlungsoptionen vorliegt, muss eine Behandlung an den individuellen Fall angepasst, also personalisiert werden.
Dies kann zunächst aufgrund des individuellen Fallkonzeptes geschehen, wobei der genauen Diagnose und den damit korrespondierenden störungsspezifischen Behandlungskonzepten eine besondere Bedeutung zukommt. Diese störungsspezifischen Verfahren haben eine gute Wirksamkeit, sind praxiserprobt und werden der Mehrzahl der Patientinnen und Patienten verlässlich helfen. Ein Teil wird aber nicht auf die angewendete Vorgehensweise ansprechen, was in der klinischen Versorgung häufig nicht früh genug erkannt wird und deshalb auch nicht in der weiteren Behandlung zeitnah berücksichtigt werden kann. Die Anpassung der Behandlung an die Patientin oder den Patienten darf deshalb nicht mit der Auswahl störungsspezifischer Interventionen enden.
Systematisches Verlaufsmonitoring
Dass ein systematisches Verlaufsmonitoring einen positiven Einfluss auf den Behandlungserfolg hat, ist in weit über 100 wissenschaftlichen Studien untersucht. Besonders Patientinnen und Patienten, die auf die Standardbehandlung nicht ansprechen, profitieren von einem solchen Vorgehen. "Bewegt sich die Behandlung nicht in die gewünschte Richtung, lässt sich das durch kontinuierliche Psychometrie rechtzeitig erkennen und die Therapie dann entsprechend anpassen", betont Privatdozent Dr. Lars Hölzel, Leitender Psychologe und wissenschaftlicher Leiter der Oberberg Parkklinik Wiesbaden Schlangenbad und der Tagesklinik Frankfurt am Main. Hierdurch kann schneller eine geeignete Behandlung gefunden und unnötig lange Behandlungen können verkürzt werden. Zwar empfehlen die Behandlungsleitlinien bei unterschiedlichen Indikationen längst die Verlaufsevaluation, aber im Klinikalltag wird dies selten systematisch umgesetzt.
Oberberg Psychometrie Testsystem (OPT)
Mit dem auf dem Programm "Status" der Vacay GmbH basierenden, selbst entwickelten "Oberberg Psychometrie Testsystem (OPT)" lassen sich standardisierte oder individuell auf die Patientin oder den Patienten zugeschnittene psychologische Fragebögen zusammenstellen, die von der Patientin oder dem Patienten per App oder Web-Interface unkompliziert ausgefüllt werden können. Die erhobenen Informationen werden datenschutzkonform erfasst, ausgewertet und stehen den behandelnden Therapeutinnen und Therapeuten grafisch aufbereitet zur Verlaufskontrolle und Therapiesteuerung zur Verfügung.
Wird beispielsweise bei einer Patientin oder einem Patienten mit einer rezidivierenden depressiven Störung festgestellt, dass es nach einer angemessenen Zeit zu keiner Verbesserung der Symptomatik gekommen ist, kann geprüft werden, welche Faktoren ein Ansprechen auf die Behandlung verhindern, wie etwa eine Störung der therapeutischen Beziehung, ein Motivationsproblem oder ein die Patientin oder den Patienten überforderndes therapeutisches Vorgehen. Durch die App können Patientinnen und Patienten auch nach der Entlassung aus der Klinik weiter Daten eingeben, sowohl zur Verlaufskontrolle bis zum Beginn einer ambulanten Weiterbehandlung als auch zur Durchführung von Katamnesen (Nachuntersuchungen).
Das OPT wird bereits in vielen Kliniken der Oberberg Gruppe eingesetzt und hat mit mehr als 160.000 durchgeführten Erhebungen seine Einführungsphase erfolgreich abgeschlossen. Es wird flächendeckend als Standard der Behandlungsplanung und -steuerung innerhalb der Gruppe etabliert. Als Teil der digitalen Strategie der Oberberg Gruppe gehört das OPT zu einem Maßnahmenportfolio, das die Vorzüge der Digitalisierung im Sinne einer wirksamen, innovativen und zeitgemäßen Behandlung nutzbar macht.
Tool zur Qualitätssicherung
Die durch das OPT gesammelten Falldaten und Daten zur Zufriedenheit werden aktiv zur Qualitätssicherung verwendet. So werden die anonymisierten Daten im Rahmen einer freiwilligen externen Qualitätskontrolle zusätzlich im Rahmen einer Kooperation mit dem Institut für Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE) analysiert und kritisch reflektiert.
"Eine konstante Qualitätssicherung und stetige Verbesserung der Versorgung ist vor allem dann gewährleistet, wenn wir tagesaktuell die Möglichkeit haben, die Qualität unserer Behandlungen zu überprüfen. Schließlich ist der bestmögliche Behandlungserfolg unser aller Ziel", betont Dr. Maren Kentgens, operative Geschäftsführerin der Oberberg Gruppe. Aktuell werden Behandlungsalgorithmen erarbeitet, die in Abhängigkeit vom jeweiligen Behandlungsverlauf die erfolgversprechendsten weiteren Interventionen aufzeigen und damit die Behandlerinnen und Behandler in ihrer Arbeit noch besser unterstützen.
Professor Dr. Mathias Berger, Vorsitzender des Scientific Boards der Oberberg Gruppe, sieht die Möglichkeit vielfältiger Forschungsprojekte zum digitalen Verlaufsmonitoring, wobei bereits Austausch und Planung mit mehreren Universitätskliniken laufen.
Über die Oberberg Gruppe: Die Oberberg Gruppe mit Hauptsitz in Berlin ist eine vor mehr als 30 Jahren gegründete Klinikgruppe mit einer Vielzahl an Fach- und Tageskliniken im Bereich Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie an verschiedenen Standorten Deutschlands. In den Kliniken der Oberberg Gruppe werden Erwachsene, Jugendliche und Kinder in individuellen, intensiven und innovativen Therapiesettings behandelt. Darüber hinaus existiert ein deutschlandweites Netzwerk aus Oberberg City Centers, korrespondierenden Therapeutinnen und Therapeuten und Selbsthilfegruppen.
Pressekontakt:
HOSCHKE & CONSORTEN (oberberg@hoschke.de) www.oberbergkliniken.de
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