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Verkehrsunfall-Opferhilfe Deutschland e.V. (VOD)

Verkehrsexpertentag 2024: Lkw-Unfälle vermeiden, Gefahren entschärfen

Köln (ots)

In Köln versammelten sich auf Einladung der Verkehrsunfall-Opferhilfe Deutschland e.V. (VOD) etwa 150 Fachleute aus ganz Deutschland zum Verkehrsexpertentag 2024. Sie befassten sich mit Unfallursachen für Unfälle im Güterverkehr und diskutierten Lösungsansätze. Die Forderungen der VOD streben sowohl Verbesserungen bei der Verkehrssicherheit an als auch beim Unfallopferschutz - ganz im Sinn der Vision Zero: Es gilt, Strategien zu entwickeln und umzusetzen, um schwere, vor allem tödliche Unfälle zu vermeiden.

Verkehrsunfälle mit Beteiligung des Güterverkehrs sind oft besonders schwerwiegend - vor allem für Personen, die mit dem Rad, zu Fuß oder mit dem Auto in Kollisionen mit tonnenschweren Trucks verwickelt sind.

In den vergangenen 20 Jahren hat sich der Güterverkehr in Deutschland verdoppelt. Täglich fahren bei uns etwa 1,3 Millionen Lkw auf den Autobahnen, davon circa ein Drittel mit ausländischen Kennzeichen. Der Gütertransport insgesamt wird weiter zunehmen, besonders quer durch das Transitland Deutschland.

Die Ursachen für Unfälle mit Nutzfahrzeugen sind vielfältig, beispielsweise Zeitdruck, hohe Arbeitsbelastung der Fahrerinnen und Fahrer, Ablenkung, Müdigkeit und mangelnde Stellplätze.

Seit der EU-Osterweiterung 2004 stehen die Kontrollorgane in Deutschland vor einer schwierigen Situation. Einige westliche Unternehmen haben beispielsweise ihre Flotten ausgeflaggt, um sich durch niedrigere Löhne und Sozialabgaben wirtschaftliche Vorteile zu verschaffen. Aufgrund des Preiskampfes greifen viele osteuropäische Betriebe sogar auf Beschäftigte aus Drittstaaten zurück, die oft mit Tageslöhnen ab 50 Euro abgespeist werden.

Deutlich wurde bei der Veranstaltung der VOD, dass eine allgemeine Verbesserung der Situation nur möglich ist, wenn in den Unternehmen des Güterverkehrs zuträgliche Arbeitsbedingungen herrschen und alle Beteiligten, vor allem die verantwortlichen Unternehmer, dafür sorgen, dass Sicherheit vorgeht.

Aber auch die Kontrolldichte auf Autobahnen, Landstraßen und innerorts muss erhöht werden - und die gibt es nicht kostenlos, sondern nur mit Erhöhung der Personal-Ressourcen bei der Polizei. Auch eine europaweite Harmonisierung der Bußgeldsätze verspricht Erfolg. Deutschland gilt in dieser Hinsicht immer noch als Billigland.

Bei Kontrollen muss auf Geschwindigkeitsübertretungen und mangelnden Abstand geachtet werden, aber auch auf Ladungssicherung, etwa auf Handhabungsfehler beim Umgang mit Zurrmitteln. Falsch gesicherte Ladung kann bei plötzlichen Lenk- und Ausweichbewegungen und beim Bremsen ins Rutschen geraten und so einen Unfall verursachen oder die Unfallfolgen verschlimmern.

Intelligente Stauwarnanlagen vor Dauerbaustellen, etwa auf Transitrouten mit hohem Lkw-Anteil, können tragische Auffahrunfälle an Stauenden reduzieren. Ebenfalls von Bedeutung sind Notbremsassistenten in Nutzfahrzeugen, die nicht ausgeschaltet werden können.

Die Tagesmüdigkeit von Fahrerinnen und Fahrern muss mit Hilfe betrieblicher Unterweisungen und Fortbildungen - etwa Fahrsicherheitstrainings - sowie betriebsärztlicher Beratungen angegangen werden. Bei der Bekämpfung der Müdigkeit am Steuer helfen regelmäßige Pausen, ausreichender Schlaf vor der Arbeit, eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung. Jeder Mensch weiß, wie schwer eine Umstellung der Lebensführung ist, doch sie kann lebensrettend sein - für einen selbst und für andere.

Der Einhaltung der Sozialvorschriften der Europäischen Union über Lenk- und Ruhezeiten kommt in diesem Zusammenhang große Bedeutung zu. Sie regeln, wie lange man ein Fahrzeug lenken darf und welche Fahrtunterbrechungen und Ruhezeiten dabei eingehalten werden müssen.

Ruhezeiten können nur eingehalten werden, wenn ausreichend viele und geeignete Stellplätze zur Verfügung stehen. Zurzeit fehlen in Deutschland etwa 20.000 dieser Plätze. Pro Nacht gibt es etwa 94.000 abgestellte Lkw. 74.500 Fahrer nutzen, laut Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenverkehr, dazu Rastanlagen - deren Kapazitäten betragen aber nur 51.600 Stellplätze. In der Not werden Ein- und Ausfahrten oder Halteverbotszonen für die Ruhezeiten genutzt, was höchst gefährlich ist und schon zu schlimmen Unfällen geführt hat.

Berufskraftfahrerinnen und -fahrer sind im Allgemeinen verantwortungsbewusst und beherzigen das Prinzip der Eigenverantwortung, davon ist die Verkehrsunfall-Opferhilfe Deutschland überzeugt. Die Bedeutung der "Fahreignung" wird weiter zunehmen. Medizinische Untersuchungen schützen sowohl die Gruppe der Fahrerinnen und Fahrer als auch alle anderen Personen, die am Straßenverkehr teilnehmen.

Pressekontakt:

Peter Schlanstein
pressestelle@vod-ev.org
Tel.: +49 (0)800 8063338
https://vod-ev.org

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