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Gesundheitsreport 2024: Bei chronischen Erkrankungen gibt es große Versorgungsunterschiede

Gesundheitsreport 2024: Bei chronischen Erkrankungen gibt es große Versorgungsunterschiede

Das Risiko für schwere Krankheitsverläufe ist regional unterschiedlich hoch. Auswertungen der AOK Rheinland/Hamburg weisen auf Probleme in der Versorgung hin.

Düsseldorf, 2. Mai 2024

Wie gelingt es, unerwünschte Folgen einer chronischen Erkrankung zu vermeiden? Wie sieht die Versorgungssituation in den Städten und Gemeinden des Rheinlands und in Hamburg aus? Hinweise darauf gibt der Gesundheitsreport 2024 der AOK Rheinland/Hamburg. Die Analysen zeigen, dass es bei der Versorgungslage noch Verbesserungspotenzial gibt. Nach medizinischer Einschätzung könnte die Zahl schwerer Krankheitsverläufe wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle durch eine konsequente fachärztliche Begleitung oder die Teilnahme an einem strukturierten Behandlungsprogramm verringert werden.

Der Gesundheitsreport untersucht in seinem Schwerpunktthema 2024 die Behandlungssituation bei chronischen Erkrankungen wie koronarer Herzkrankheit, Vorhofflimmern oder Diabetes. Dabei wird auch analysiert, wie gut es in den Regionen gelingt, schwere Verläufe zu vermeiden. Denn: Die koronare Herzkrankheit kann zu einem Herzinfarkt führen, Vorhofflimmern einen Schlaganfall auslösen und Diabetes kann Gefäße und Nerven schädigen und im schlimmsten Fall so entgleisen, dass eine Krankenhausbehandlung notwendig wird. Umso mehr kommt es auf den richtigen Umgang mit der Erkrankung an und hier insbesondere auf die ärztliche Begleitung und Therapie.

„Mit der Auswertung unserer Versorgungsdaten möchten wir einen Beitrag dazu leisten, die medizinische Versorgung vor Ort zu reflektieren und mögliche Versorgungslücken festzustellen“, sagt Günter Wältermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg. „Denn nur durch eine objektive Analyse kann es allen Beteiligten gelingen, Verbesserungspotenziale zu erkennen und gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten, von der die Menschen profitieren.“ Der aktuelle Gesundheitsreport zeige, dass Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen nicht überall gleich gut versorgt werden.

Regionaler Vergleich: mehr Herzinfarkte in Remscheid, weniger in Mülheim

8,6 Prozent der Bevölkerung ab 30 Jahren im Rheinland und in Hamburg leiden an einer koronaren Herzkrankheit (KHK). Die Herzkranzgefäße sind verengt, Atemnot oder Schmerzen im Brustbereich können auftreten. Das Herzinfarktrisiko ist deutlich erhöht. Die Auswertungen der AOK Rheinland/Hamburg zeigen, dass 7,7 Prozent der Versicherten mit einer koronaren Herzkrankheit innerhalb von sechs Jahren tatsächlich einen Herzinfarkt erlitten haben. Hier blickt der neue Gesundheitsreport auch in die Regionen: So kam es in Remscheid zu 28 Prozent mehr Infarkten, in Mülheim an der Ruhr und im Kreis Euskirchen hingegen zu 17 Prozent weniger als im Rheinland/Hamburg-Durchschnitt. Diese Zahlen sind risikoadjustiert. Das heißt, sie berücksichtigen Unterschiede in der Risikostruktur der Versicherten und machen so einen genaueren Vergleich möglich.

Einen Fokus haben die Expertinnen und Experten der AOK Rheinland/Hamburg auch auf die Versorgungssituation der Betroffenen gelegt: Von allen Versicherten mit koronarer Herzkrankheit nimmt nur etwa die Hälfte an einem strukturierten Behandlungsprogramm (Disease-Management-Programm, DMP) teil, 58 Prozent erhalten ausreichend empfohlene Medikamente und nur die Hälfte derjenigen, für die aufgrund ihrer Krankheitsschwere eine Mitbetreuung durch einen Kardiologen oder eine Kardiologin angebracht wäre, hatte tatsächlich einen entsprechenden Facharztkontakt. Die Teilnahme am DMP soll gewährleisten, dass auch in der hausärztlichen Praxis eine Behandlung gemäß aktuellen Therapiestandards erfolgt.

„Durch das strukturierte Behandlungsprogramm DMP-KHK werden Patientinnen und Patienten, die an koronarer Herzerkrankung leiden, aktiv in die Therapie eingebunden. Sie lernen, sich gesundheitsförderlich zu verhalten, eigenverantwortlich mit ihrer Erkrankung umzugehen und selbstbestimmt damit zu leben. Dazu gehören zum Beispiel die Vermeidung von Übergewicht und die Einbettung von körperlichen Aktivitäten in den Alltag“, sagt Dr. med. Sabine Forsch, Fachärztin für Innere Medizin bei AOK-Clarimedis. Ein weiteres Ziel des DMP sei es, so Dr. Forsch, die verschiedenen beteiligten ärztlichen Disziplinen zu vernetzen und die Behandlungsmaßnahmen aufeinander abzustimmen.

Proportional besonders viele Schlaganfälle im Kreis Kleve

8,6 Prozent der AOK-Versicherten ab 50 Jahren leiden an Vorhofflimmern (VHF). Bei dieser Herzrhythmusstörung schlägt das Herz unregelmäßig und häufig zu schnell. Dadurch können Blutgerinnsel entstehen, die Gefahr für Schlaganfälle ist erhöht. Studien zeigen, dass Vorhofflimmern nur bei zwei Dritteln der Betroffenen entdeckt wird. Nach den Daten der AOK Rheinland/Hamburg ist bei 6,8 Prozent der an VHF-Erkrankten innerhalb von sechs Jahren ein Schlaganfall durch ein Blutgerinnsel ausgelöst worden. Im Kreis Kleve waren 23 Prozent mehr Versicherte als im Durchschnitt betroffen, im Kreis Heinsberg 28 Prozent weniger.

Wie sieht die Behandlungssituation konkret aus? Studien zeigen, dass sich durch die Einnahme gerinnungshemmender Medikamente etwa zwei Drittel der blutgefäßbedingten Schlaganfälle verhindern lassen. Rund zwei von drei der dafür in Frage kommenden Betroffenen bekommen solche Medikamente.

Diabetes: Nur die Hälfte der Betroffenen bekommt ausreichend Medikamente

Jeder zehnte Erwachsene ist an Typ-2-Diabetes erkrankt. Ein hoher Blutzuckerspiegel schädigt auf Dauer Blutgefäße und Nerven. Gelingt es nicht, den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren, kommt es zu einer Unter- bzw. Überzuckerung – der Diabetes wird als entgleist bezeichnet. In diesen Fällen treten Symptome wie Übelkeit, Schweißausbruch, Verwirrtheit, starker Durst oder Müdigkeit auf. Im schlimmsten Fall kann es zu schweren Bewusstseinsstörungen und zum Koma kommen.

Teilweise kann der Blutzucker erst im Krankenhaus reguliert werden. Innerhalb von sechs Jahren wurde fast jede fünfte Person mit Typ-2-Diabetes stationär mit entgleistem Diabetes behandelt. In Duisburg und in Krefeld lag der Anteil 25 Prozent über dem Durchschnitt des Versorgungsgebiets, im Kreis Heinsberg hingegen 30 Prozent niedriger.

Drei Viertel aller Versicherten mit Typ-2-Diabetes nehmen an dem strukturierten Behandlungsprogramm teil, das die Behandlung in der hausärztlichen Versorgung nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft ausrichten soll. Nur etwa die Hälfte der Betroffenen hat im Jahr 2022 Diabetes-Medikamente in ausreichender Menge erhalten. Bei jeder dritten Person mit Typ-2-Diabetes hat die Erkrankung bereits Gefäße oder Nerven dauerhaft geschädigt.

„Eine Diabetes-Erkrankung bedarf einer optimalen medikamentösen Einstellung, denn dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte ziehen weitere Erkrankungen nach sich“, sagt Dr. med. Sabine Forsch, Fachärztin für Innere Medizin bei AOK-Clarimedis. „Aber auch über die richtige Medikation hinaus gibt es viele Ansätze, um Komplikationen und Folgeschäden zu vermeiden. Gemeinsam mit dem koordinierenden Arzt werden Therapieplan und -ablauf genau festgelegt. Ziel ist es, die Lebensqualität des Patienten oder der Patientin zu verbessern, Tipps zur Alltagsbewältigung zu geben und das Fortschreiten der Erkrankung und mögliche Folgeerkrankungen zu vermeiden. Besonders Menschen mit Typ-2-Diabetes profitieren von einem gesunden Lebensstil.“

Andere chronische Erkrankungen, auf die der Gesundheitsreport 2024 näher eingeht, sind Asthma, die chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD) und die chronische Nierenkrankheit.

Sozioökonomischer Status wirkt sich auf den Krankheitsverlauf aus

Grundsätzlich gilt: Der sozioökonomische Status hat maßgeblichen Einfluss auf den Verlauf chronischer Erkrankungen. Bei Bürgergeldbeziehenden kommt es häufiger zu schweren Krankheitsverläufen als bei Berufstätigen. So ist beispielsweise die Wahrscheinlichkeit, bei chronischer Nierenkrankheit dialysepflichtig zu werden, um 76 Prozent erhöht. Eine Krankenhausbehandlung mit einem entgleisten Typ-2-Diabetes ist um 51 Prozent wahrscheinlicher. Auch das Risiko für Akutereignisse wie Schlaganfall (+45 Prozent) und Herzinfarkt (+38 Prozent) ist deutlich höher.

Aber es gibt – neben den chronischen Erkrankungen – auch noch andere Schwerpunkte im aktuellen Gesundheitsreport der AOK Rheinland/Hamburg, darunter die Situation bei der ambulanten Notfallversorgung, die Krankenhausplanung sowie die Arzneimittelversorgung und Polypharmazie.

Zum Gesundheitsreport

Kernanliegen des jährlich erscheinenden Gesundheitsreports ist es, Auffälligkeiten in der Versorgung zu erfassen und darzustellen. Als einzige Krankenkasse in Deutschland bietet die AOK Rheinland/Hamburg eine umfassende Gesundheitsberichterstattung, die regional bis in einzelne Gemeinden und Stadtbezirke blickt.

Für den Gesundheitsreport werden überwiegend Routinedaten von Versicherten der AOK Rheinland/Hamburg ausgewertet. Rechnen Leistungserbringer ihre Leistungen mit der Krankenkasse ab, übermitteln sie eine Vielzahl an abrechnungsrelevanten Informationen, z.B. behandelte Krankheiten und erbrachte Leistungen. Diese Angaben können in Hinblick auf die gesundheitliche Lage und Gesundheitsversorgung analysiert werden. Die AOK Rheinland/Hamburg ist mit über drei Millionen Versicherten die größte Krankenversicherung in NRW und die zweitgrößte in Hamburg.

Den Gesundheitsreport 2024 finden Sie hier.

Unter diesem Link gibt es auch eine Weiterleitung zum „Gesundheitsreport interaktiv“, wo zahlreiche Auswertungsergebnisse zur interaktiven Betrachtung hinterlegt sind. Über Filter können ganz leicht die relevanten Themen auswählen werden, kleinräumig bis hinein in die Kreise und Städte.

Pressestelle AOK Rheinland/Hamburg – Die Gesundheitskasse
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