Mercedes-Benz Windsurf World Cup / Green Seven Summit
Yentel Caers neuer Freestyle-Weltmeister
Westerland/Sylt (ots)
- Lennart Neubauer, 15, überzeugt bei Sylt-Debüt - Green Seven Summit endet mit eindringlichem Appell:"Wenn es so weitergeht, saufen wir bald ab. Und Sylt mit uns."
Nach einem Tag Pause ging es am Mittwoch beim Mercedes-Benz Windsurf World Cup 2019 wieder ordentlich zur Sache. In einem spannenden Freestyle-Wettkampf wurde der neue Weltmeister gekrönt: Yentel Caers (B-16) aus Belgien konnte vom Scheitern seines Kontrahenten Youp Schmit (NB-12) profitieren und sicherte sich den 6. Platz, der zum Titel reichte.
Nachdem Schmit, erst vor wenigen Wochen am Knie operiert, seine Topform auf Sylt nicht finden konnte, reichte Caers der Sieg über Antoine Albert (NC-21) zu seinem ersten Weltmeistertitel. Mit seinen spektakulären Sprüngen und Drehungen begeisterte der Belgier am Brandenburger Strand und ließ sich nach dem spannenden Sieg über Albert, der ihm den Titel bescherte, gebührend feiern.
Für eine positive Überraschung sorgte in Westerland der erst 15-jährige Lennart Neubauer (G-734) aus Bremen, der bei seinem ersten Start auf Sylt direkt überzeugte. Das Nachwuchstalent konnte den ehemaligen Weltmeister Kiri Thode (NB-61) genauso bezwingen wie den Italiener Riccardo Marca (ITA-988), ehe er sich knapp geschlagen geben musste. "Es ist wirklich unglaublich, dass ich hier gegen meine Idole fahren kann und Kiri besiegen konnte, ist wirklich unfassbar! Ich bin super glücklich, wie das geklappt hat", freute sich der Youngster.
Aus deutscher Sicht konnte auch Niclas Nebelung (G-584) aus Kiel für ein gutes Ergebnis sorgen: Er kam mit einer soliden Leistung bis in Runde 2. Marco Lufen (G-2626) aus Düsseldorf hingegen schied bereits in Runde 1 aus.
Aus Anlass des diesjährigen Mercedes-Benz Windsurf World Cups Sylt waren am Montag und Dienstag hochrangige Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft auf der Klimaschutz-Veranstaltung Green Seven Summit zu Gast. Auf zahlreichen, gut besuchten Vorträgen und Diskussionsveranstaltungen ging es um die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels und mögliche Wege aus der Klimakrise. "Wir konnten erstmals wichtige Player aus den unterschiedlichsten Bereichen zusammenbringen - und das für das wichtigste Thema, das es derzeit gibt", freute sich Matthias Neumann, Geschäftsführer des Veranstalters Act Agency und Gründer der gemeinnützigen Gesellschaft blue life.
So sprach Prof. Dr. Karen Wiltshire, stellvertretende Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts und Mitgründerin von "Scientists for Future", über die bereits heute messbaren Auswirkungen der Erderwärmung auf unserem Planeten - und die deutschen Meere und Küsten: "Kein Meer hat sich so verändert wie die Nordsee. Wir konnten sehen, dass sie sich doppelt so schnell erwärmt wie die globalen Ozeane. Seit 1987 haben wir einen mittleren Temperaturanstieg von 3,6 Grad beobachtet. Wenn der Meeresspiegel weiter ansteigt, werden wir kein Watt mehr haben. Wir müssen Küstenschutz und Naturschutz verbinden, um das Wattenmeer zu schützen."
Prof. Dr. Maja Göpel, Generalsekretärin des wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung und Mitglied des Club of Rome, forderte, das Thema Klimaschutz schnellstens auf die Sicherheits-, Friedens- und Zukunftsagenda zu setzen. Die Politikökonomin rief Politik, Wirtschaft, aber auch jeden einzelnen Bürger zum Umdenken auf: "Wir können viele, viele Technologien und Geschäftsmodelle aus der Nische holen, wenn wir es endlich verbieten, auf Kosten der Umwelt und zukünftiger Generationen Profite zu machen. Die Wirtschaft stirbt nicht, wenn wir versuchen, sie nachhaltig mit unserer Gesellschaft und unserer Natur in Einklang zu bringen. Es braucht eine andere Form des Wirtschaftens! Und wir alle müssen uns fragen, was wollen wir bewahren und was wollen wir ändern. Wir brauchen Ehrlichkeit for Future!"
Prof. Dr. Fritz Reusswig, Leitender Forscher beim Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, erläuterte die Handlungsempfehlungen, die an seiner Einrichtung erarbeitet wurden - vom Abbau klimaschädlicher Subventionen bis zur Abschaffung der Stromsteuer. Klimaschutz solle zu einer kommunalen Pflichtaufgabe werden. Der Sozialwissenschaftler betonte, dass zivilgesellschaftliches Engagement entscheidend sei: "Wenn jeder Einzelne seinen individuellen CO2-Ausstoß um nur zehn Prozent reduziert, können wir bis 2045 klimaneutral sein!"
Allerdings sei es durch die derzeitigen Rahmenbedingungen oft schwierig, konsequent klimafreundlich zu handeln. Sein Appell: "Bitte, Politik, hilf uns, konsequent zu sein!" Prof. Dr. Martin Zimmer, Professor für Mangrovenökologie am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung in Bremen, betonte die Verantwortung von Wissenschaft und Forschung: "Wir Wissenschaftler müssen uns einmischen, gezielt und mit einer klaren Vision. Wir alle müssen bereit sein, mutige Entscheidungen zu treffen. Und wir müssen aktiv werden und die nötigen Technologien voranbringen. Viel zu lange waren wir untätig. Zurücklehnen und Entspannen können wir uns nicht mehr leisten!"
Conrad Albert, stellvertretender CEO der ProSiebenSat.1 Medien AG, sprach über die Rolle der Medien in der Klimadebatte. "Jeden Tag 100 Millionen Menschen im deutschsprachigen Raum mit unseren Programmen zu erreichen, ist ein Privileg - und eine große Verantwortung. Wir Medien müssen uns als Teil des gesellschaftlichen Diskurses begreifen."
Auch Unternehmen und NGOs, die bereits an konkreten Projekten zum Meeres- und Klimaschutz arbeiten, kamen zu Wort.
Peter Christmann, Founder & CEO des Orange Ocean e.V., mahnte: "Der Planet Erde stößt an seine Grenzen. Plastik ist ein Designfehler. Es wurde im Jahr 1850 entdeckt - und bis 2050 wird es mehr Plastik als Fische in unseren Meeren geben. Unsere Mission ist es, Bewusstsein und Achtsamkeit dafür zu schaffen."
Als Vertreter eines Vereins, der bereits begonnen hat, Plastikmüll mit speziellen Booten aus den Flüssen und Meeren zu fischen, sagte Jörn Anhalt vom "One Earth One Ocean e.V.": "Die Technologie, das Wissen und die finanziellen Möglichkeiten sind generell vorhanden. Jetzt ist es an der Zeit, die Vordenker und Macher zusammenzubringen, um diesen wundervollen Planeten zu retten."
Neben globalen Herausforderungen ging es auch um die lokalen Probleme auf der nördlichsten Insel Deutschlands. Manfred Uekermann vom Sylter Landschaftszweckverband berichtete über die konkreten Schritte, die auf der Insel bereits getan wurden und noch geplant seien. Für die Zukunft sei es unter anderem wichtig, die Photovoltaik zu fördern und das Hotel- und Gaststättengewerbe in Klimaschutzprogramme einzubinden. Silke Backsen, Bäuerin auf Pellworm, die zurzeit auf Initiative von Greenpeace die Bundesregierung verklagt, weil diese die Klimaziele 2020 nicht eingehalten hat, fand deutliche Worte: "Wenn es so weitergeht, saufen wir bald ab. Und Sylt mit uns." Auf der Abschlussveranstaltung im Alten Kursaal von Westerland beklagte sie die Furcht der Menschen vor Einschränkungen: "Ich verstehe die Angst vor Verboten nicht, wenn es um den Klimaschutz geht. Wir fahren ja auch nicht mehr ohne Gurt Auto und auch das Rauchverbot ist inzwischen ganz normal." Sie forderte Taten statt Worte: "Es wird inzwischen zum Glück ganz viel geredet. Aber das Wichtigste ist: Lasst uns endlich anfangen, etwas zu tun!"
Peter Douven, Geschäftsführer der Insel Sylt Tourismus-Service GmbH, fasste auf dem Podium seinen Eindruck der Veranstaltung zusammen: "Es war toll, dass hier wissenschaftlicher Input allgemein verständlich vermittelt wurde. Mein Ziel war: Möglichst konkret zu werden um deutlich zu machen, womit wir leben müssen und wo die wesentlichen Themen bewegt werden müssen. Klar ist, wir müssen den Energiewandel hinkriegen. Und jeder kann seinen Teil dazu beitragen."
Uli Hauser, Buchautor, Journalist und derzeit Stipendiat der Stiftung Mercator, der gemeinsam mit Matthias Neumann den Green Seven Summit organisiert hatte, forderte alle Beteiligten auf, die Veranstaltung als Startschuss für eine große Bewegung zu verstehen: "Sylt sollte sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren: Wind und Wellen und Weite. Diese Insel macht Lust auf Bewegung. Es wäre so schön, wenn nicht mehr das eigene Auto das wichtigste Fortbewegungsmittel wäre, sondern die eigenen Füße."
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