Studie: Private-Equity-Fonds müssen Wertsteigerungspläne ihrer Portfolios wegen Corona anpassen
84 Prozent haben staatliche Hilfe in Anspruch genommen
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Studie: Private-Equity-Fonds müssen Wertsteigerungspläne ihrer Portfolios wegen Corona anpassen / 84 Prozent haben staatliche Hilfe in Anspruch genommen
Die Coronakrise hat auch die Private-Equity-Szene getroffen. In einer aktuellen Untersuchung der Unternehmensberatung Andersch FTI und des Centers for Corporate Transactions and Private Equity (CCTPE) der HHL Leipzig Graduate School of Management haben 56 Prozent der befragten PE-Unternehmen angegeben, dass es bei Unternehmen in ihrem Portfolio zu Liquiditätsengpässen gekommen ist. Die Hälfte (50 Prozent) glaubt, dass die Krise die Liquidität ihres Portfolios langfristig negativ beeinflusst. 69 Prozent werden die bestehenden Wertsteigerungspläne ihrer Portfoliounternehmen aufgrund von Corona zukünftig anpassen.
- 38 Prozent brauchten staatliche Unterstützung zur akuten Liquiditätssicherung
- PE-Fonds rücken näher an das operative Management heran
- Nahezu alle, die Staatshilfen in Anspruch genommen haben, haben Kurzarbeit angemeldet (96 Prozent)
"Die Fonds sind in der Krise schon deutlich näher an das geschäftsführende Management herangerückt. Und sie werden diese Nähe jetzt noch weiter ausbauen", sagt Dr. Martin Schneider, Experte bei Andersch FTI für Private Equity und einer der Verfasser der Untersuchung. So kündigen 56 Prozent in der Untersuchung ein umfangreicheres Liquiditäts-Reporting ihrer Portfoliounternehmen an. 63 Prozent gehen zudem davon aus, dass ihre Unternehmen langfristig beim Liquiditätsmanagement mehr Unterstützung benötigen werden. Höhere Finanz-Reserven vorhalten wollen künftig aber nur knapp ein Drittel (28 Prozent) der Befragten.
Martin Schneider sagt: "Viele PE-Fonds werden große Mühe haben, ihre Exit-Pläne durchzuhalten. Sowohl was die zeitliche Dimension aber auch die relevanten Kennzahlen ihrer Portfoliounternehmen angeht. Damit könnten sie die Renditeerwartungen ihrer Investoren verfehlen. Darum werden in den nächsten Wochen und Monaten die Fonds häufiger als aktive Eigentümer in die Geschicke ihrer Geschäftsführungen eingreifen, als dies in einer Zeit des konstanten Wachstums der Fall war. Dabei haben sie schon in der laufenden Krise nicht vor operativen Maßnahmen zurückgeschreckt."
Eingeleitete operative Maßnahmen könnten langfristig positiven Effekt auf Wertsteigerung haben
87 Prozent der Umfrageteilnehmer haben operative Maßnahmen zur Sicherung der Liquidität bei ihren Unternehmen eingeleitet. Davon stellen 85 Prozent geplante Investitionen aktiv auf den Prüfstand, 74 Prozent haben Budgetkürzungen vollzogen und knapp zwei Drittel (63 Prozent) haben aktiv ihr Working Capital optimiert. 81 Prozent haben rollierende Liquiditätsplanungen eingeführt. Insgesamt zeigen sich nahezu alle Unternehmen (96 Prozent), die operative Maßnahmen ergriffen haben, mit dem Erfolg zufrieden.
"Wenn man einen positiven Effekt der Krise benennen will, dann ist es sicherlich der, dass einige Maßnahmen ohnehin notwendig gewesen wären - sie aber jetzt auch ohne größeren Widerstand seitens des Managements wirklich durchgesetzt werden konnten", sagt Martin Schneider. "Dadurch kann es in einigen Fällen, trotz der bereits erwähnten verhaltenen Zukunftsprognosen, auch dazu kommen, dass Bewertungen sich nach der Krise deutlich besser entwickeln. Die Situation ist für die Fonds auch eine Chance, jetzt nachhaltig auf eine weitere konsequente Umsetzung dieser Maßnahmen und Folgeprojekte zu drängen."
38 Prozent benötigten akute Liquiditätshilfe - und haben auch vom Staat Unterstützung akzeptiert
Vier von fünf Fonds haben angegeben (84 Prozent), dass ihre Beteiligungsunternehmen staatliche Hilfen in Anspruch genommen haben - bei 65 Prozent war dies mindestens bei der Hälfte ihrer Portfoliounternehmen der Fall. Dabei bestanden diese staatlichen Leistungen bei 96 Prozent aus Kurzarbeit, bei 67 Prozent aus Steuerstundungen, und 54 Prozent haben KfW-Darlehen in Anspruch genommen. Die Hälfte hat Steuererstattungen aus Steuervorauszahlungen erwirkt, 46 Prozent Sozialversicherungsbeiträge gestundet. Insgesamt haben allerdings nur knapp mehr als ein Drittel (38 Prozent) angegeben, dass es sich um kurzfristig unbedingt notwendige, akute Liquiditätshilfen gehandelt hat. Der Großteil (96 Prozent) hat die staatliche Unterstützung zusätzlich oder ausschließlich als vorsorgliche Maßnahme angefordert.
Professor Dr. Bernhard Schwetzler, Inhaber des Lehrstuhls für Finanzmanagement und Banken an der HHL Leipzig, sagt: "Genau wie die Unternehmen, die sich nicht im Besitz von Private-Equity-Investoren befinden, haben die jeweiligen Portfolios rasch reagiert und mögliche Zukunftsrisiken minimiert, indem sie sich ebenfalls mit staatlich geförderter Liquidität ausgestattet haben. Seit der 'Heuschrecken-Debatte' hat sich zwar viel getan, dennoch ist möglicherweise mit gesellschaftlicher Kritik zu rechnen. Diese halte ich jedoch für nicht gerechtfertigt. Private Equity ist heute deutlich offener und transparenter geworden und inzwischen stark im regionalen Mittelstand engagiert. Durch die Unterstützung werden somit mittelständische Arbeitsplätze gesichert und die deutsche, mittelständisch geprägte Wirtschaftsstruktur gestärkt." 55 Prozent der PE-Fonds hat zudem angegeben, dass ihre Beteiligungsunternehmen auch nicht-staatliche, finanzwirtschaftliche Möglichkeiten ergriffen hat: bspw. die Aufnahme neuer, privater Kredite.
Über die Studie:
Die Studie 'Auswirkungen Covid-19 auf PE-Portfoliounternehmen' ist in Zusammenarbeit zwischen der Unternehmensberatung Andersch FTI und des Centers for Corporate Transactions and Private Equity (CCTPE) an der HHL Leipzig Graduate School of Management entstanden. Es konnten die Antworten von insgesamt 32 im DACH-Raum beheimateten PE-Fonds zu ihrer aktuellen Situation in der Coronakrise ausgewertet werden. Der Fokus lag auf PE-Fonds mit aktiven Portfolios mit bis zu zehn Unternehmen (66 Prozent). 41 Prozent der Fonds sind im Small-Cap-Bereich einzuordnen, 59 Prozent im Mid-Cap. Die Umfrage wurde anonymisiert und mit standardisierten Fragen nach akademischen Standards über einen Zeitraum von 3,5 Wochen im August 2020 durchgeführt. Leiter der Untersuchung sind Gero Güllmeister (Partner) und Dr. Martin Schneider (Senior Manager) von Andersch FTI sowie Prof. Dr. Bernhard Schwetzler, Inhaber des Lehrstuhls für Finanzmanagement und Banken an der HHL Leipzig, sowie Dr. Benjamin Hammer, Executive Director des CCTPE. Die vollständige Auswertung finden Sie im Anhang.
Über Andersch FTI:
Andersch FTI ist eine Unternehmensberatung, die ihre Mandanten in der Entwicklung und Umsetzung tragfähiger Zukunfts-/Performance- sowie Restrukturierungskonzepte unterstützt. Andersch FTI wird in Situationen aktiv, in der Unternehmen sich mit operativen oder finanzwirtschaftlichen Herausforderungen beschäftigen müssen - oder noch weit davor, um frühzeitig Geschäftsmodell, Organisation und Prozesse zukunftsfähig auszurichten. Ein besonderer Schwerpunkt ist die Erstellung von unabhängigen Entscheidungsgrundlagen für angestrebte (Re-)Finanzierungen.
Zu den Mandanten zählen mittelständische Unternehmen und Konzerne, die international agieren. Andersch FTI ist Teil der international agierenden FTI-Gruppe (NYSE: FCN) mit mehr als 5.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Über das Center for Corporate Transactions & Private Equity (CCTPE):
Das CCTPE ist ein renommierter Think Tank für Private Equity Buyouts an der HHL Leipzig Graduate School of Management - einer der führenden Business Schools in Europa. Ziel des Think Tank ist es, qualitativ hochwertige Forschungsergebnisse zu fördern und eine Plattform für renommierte Wissenschaftler und Branchenexperten zu bieten. Das CCTPE wurde 2017 mit Hilfe der Unterstützung zahlreicher Institutionen ins Leben gerufen, u.a. durch die Andersch FTI, Astorius, AssetMetrix, Börsen-Zeitung (WM Gruppe), CARLSQUARE, EY, Hauck & Aufhäuser, Neuberger Berman, Nordic Capital, Palero Capital, Skadden, Arps, Slate, Meagher & Flom, The Boston Consulting Group und ValueTrust Financial Advisors.
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