Kantar-Untersuchung: Wegen des Kriegs in der Ukraine haben 42 Prozent der Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau Aufträge storniert
22 Prozent im produzierenden Gewerbe mussten Produktion unterbrechen
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Kantar-Untersuchung: Wegen des Kriegs in der Ukraine haben 42 Prozent der Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau Aufträge storniert / 22 Prozent im produzierenden Gewerbe mussten Produktion unterbrechen
29 Prozent der deutschen Unternehmen im produzierenden Gewerbe mussten aufgrund des Kriegs in der Ukraine Aufträge ihrer Kunden stornieren. Besonders betroffen ist der deutsche Maschinen- und Anlagenbau: Dort haben 42 Prozent der befragten Unternehmen angegeben, Aufträge gestrichen zu haben. Zum Vergleich: Im sonstigen produzierenden Gewerbe war dies bei jedem vierten Unternehmen (26 Prozent) der Fall. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Befragung im deutschen produzierenden Gewerbe des Marktforschungsinstituts Kantar Public im Auftrag der Unternehmensberatung FTI-Andersch.
- Alle betroffenen Unternehmen mit weniger als 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben die bestehenden Geschäftsbeziehungen zu russischen Lieferanten unterbrochen, bei größeren Unternehmen sind es 67 Prozent
- 49 Prozent der befragten Unternehmen bauen aktiv neue Lieferanten auf
- Nahezu jedes dritte größere Unternehmen (29 Prozent) will die absolute Anzahl aktiver Lieferanten jedoch zugleich reduzieren
Drei von vier Unternehmen (75 Prozent) haben die Beziehungen zu russischen Lieferanten bis Juni 2022 bereits abgebrochen, weitere 14 Prozent planen dies zukünftig. Im Falle von ukrainischen Lieferanten mussten 28 Prozent die Abnahme einstellen und damit die Beziehungen unterbrechen.
Eine weitere fatale Folge: 22 Prozent der befragten Unternehmen haben angegeben, die Produktion zumindest zeitweise unterbrochen zu haben. In dem Fall waren nur 14 Prozent der Maschinen- und Anlagenbauer betroffen, wohingegen ein Viertel (24 Prozent) des restlichen produzierenden Gewerbes einen Produktionsstopp anordnen musste.
„Diese aktuellen Zahlen belegen, wie stark der Ukraine-Konflikt deutsche Schlüsselindustrien aufgrund ihrer hohen Verflechtung insbesondere mit russischen Zulieferern bereits unter Druck gesetzt hat“, sagt Florian Warring, Experte für Einkauf und Supply Chain Management bei FTI-Andersch, der auf Restrukturierung, Business Transformation und Transaktionen spezialisierten Beratungseinheit von FTI Consulting in Deutschland.
Entflechtung vor allem für größere Unternehmen aufgrund höherer Lieferketten-Komplexität schwieriger
„Trotz der harschen wirtschaftlichen Einschränkungen hat eine Mehrheit auch aus persönlicher Überzeugung die Kontakte zu russischen Unternehmen abgebrochen“, sagt Florian Warring. Auffällig: Vor allem kleinere Unternehmen mit weniger als 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern waren hier sehr konsequent. Alle befragten Unternehmen haben ihre Beziehungen zu Russland beendet. Bei Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist dies bei 67 Prozent der Fall gewesen.
Florian Warring sagt: „Diese Erkenntnis sollte nicht zu vorschnellen Urteilen führen. Wir beobachten bei unseren Mandanten durchweg sehr intensive Bemühungen, das Mögliche zu tun, um Solidarität mit der Ukraine zu zeigen. Eine unmittelbare Entflechtung gerade bei größeren Unternehmen, die über deutlich komplexere Lieferketten mit vielen Vorlieferanten verfügen, ist nicht immer kurzfristig realisierbar.“ 18 Prozent der befragten Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern planen dementsprechend, ihre Beziehungen zu russischen Lieferanten innerhalb der nahen Zukunft einzustellen.
Absolute Lieferantenanzahl soll verringert werden, um bei einzelnen Lieferanten höhere Prioritäten zu erhalten
Die Konsequenz der Einstellung von Beziehungen zu Lieferanten in Russland und der Ukraine: 61 Prozent der befragten Unternehmen nutzen bereits Alternativlieferanten, 49 Prozent bauen aktiv neue Lieferanten auf. Allerdings gibt es erneut einen Unterschied zwischen kleineren und größeren Unternehmen. Während 59 Prozent der Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern neue Lieferanten aufbauen, ist dies nur bei 39 Prozent der Unternehmen mit weniger als 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Fall.
„Der Aufbau neuer Lieferantenpartnerschaften ist für kleinere Unternehmen, die oftmals über geringere Abnahmemengen verfügen, deutlich schwieriger“, sagt Florian Warring. Hinzu kommt, dass die größeren Unternehmen durch weitere Konsolidierung ihrer Mengen die eigene Priorität bei ihren etablierten Lieferanten nochmal erhöhen: So will nahezu jedes dritte größere Unternehmen (29 Prozent) die absolute Anzahl aktiver Lieferanten nicht erhöhen, sondern reduzieren. Bei kleineren Unternehmen planen diesen Schritt nur 15 Prozent der Befragten.
„Die Nachfragemacht durch weitere Bündelung zu erhöhen, kann für größere Unternehmen durchaus eine sinnvolle Strategie sein“, sagt Florian Warring. „Allerdings dürfen sie dabei nicht ihre eigenen, zum Teil kleineren Lieferanten in der Wertschöpfungskette aus den Augen verlieren: Gelingt es diesen wiederum nicht, bei ihren Vor-Lieferanten entsprechend mit Gütern und Dienstleistungen versorgt zu werden, kommt irgendwann auch die Produktion der größeren Abnehmer ins Stocken. Wir raten Unternehmen darum, spätestens jetzt die gesamte Supply Chain mit allen Wertschöpfungsstufen und Unterlieferanten transparent zu machen und zu prüfen, wo innerhalb dieser Kette den eigenen Partnern Unterstützung angeboten werden kann. Neben der gemeinsamen Beschaffung ausgewählter Güter und Dienstleistungen spielt hierbei vor allem auch die aktive Begleitung hinsichtlich des Einsatzes alternativer Materialien und Herstellungsverfahren eine wichtige Rolle.“
Über die Untersuchung von Kantar Public:
Das Marktforschungsunternehmen Kantar Public hat im Auftrag der Unternehmensberatung FTI-Andersch im Rahmen der Studie ‚Supply Chain Barometer 2022‘ 100 Unternehmen in Deutschland aus dem Bereich ‚Produzierendes Gewerbe‘ mit einem Schwerpunkt in ‚Maschinen- und Anlagenbau‘ (50 Unternehmen) telefonisch zu Herausforderungen und daraus resultierenden Maßnahmen in den Lieferketten befragt.
Der Umsatz der Unternehmen beträgt mindestens 50 Mio. Euro. 30 (rund ein Drittel) der befragten Unternehmen erwirtschaften im Jahr mehr als 500 Mio. Euro. Die prozentualen Angaben wurden anhand ihres Anteils am produzierenden Gewerbe nach Sub-Branchen gewichtet. Zeitraum der Befragung ist das zweite Quartal 2022 (Mai/Juni).
Für einen detaillierteren Einblick in die Daten kommen Sie gern direkt auf FTI-Andersch zu.
Über FTI-Andersch:
FTI-Andersch ist eine Unternehmensberatung, die ihre MandantInnen in der Entwicklung und Umsetzung tragfähiger Zukunfts-/Performance- sowie Restrukturierungskonzepte unterstützt. FTI-Andersch begleitet aktiv Unternehmen, die sich mit operativen oder finanzwirtschaftlichen Herausforderungen und Veränderungsprozessen beschäftigen müssen – oder frühzeitig Geschäftsmodell, Organisation und Prozesse zukunftsfähig ausrichten möchten.
Zu den MandantInnen zählen insbesondere mittelständische Unternehmen und Konzerne, die international agieren. FTI-Andersch ist Teil der international FTI-Consulting-Gruppe (NYSE: FCN) mit mehr als 7.000 MitarbeiterInnen.
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