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Verian-Untersuchung: Die Insolvenzwelle kommt – das sagt jedes vierte Unternehmen
So reagieren die Unternehmen jetzt

Verian-Untersuchung: Die Insolvenzwelle kommt – das sagt jedes vierte Unternehmen / So reagieren die Unternehmen jetzt
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Verian-Untersuchung: Die Insolvenzwelle kommt – das sagt jedes vierte Unternehmen / So reagieren die Unternehmen jetzt

Eins von vier (25 Prozent) Unternehmen sieht in seiner Branche den Beginn einer Insolvenzwelle oder erwartet diese innerhalb der nächsten 24 Monate. Die deutschen Unternehmen steuern gegen: Rund die Hälfte (47 Prozent) befinden sich aktuell in einer Restrukturierung oder planen diese kurzfristig. Sie bereiten sehr konkret den Ausfall möglicher Kunden und Lieferanten vor. Ein signifikanter Anteil prüft mögliche Übernahmen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Befragung des Marktforschungsinstituts Verian (zuvor: Kantar Public) im Auftrag der Unternehmensberatung FTI-Andersch in den Branchen Automobil, Maschinen- und Anlagenbau, Konsumgüter und Handel.

  • Jeweils mehr als ein Viertel (26 Prozent) der Unternehmen im Bereich Maschinen- und Anlagenbau und Konsumgüter befinden sich ganz akut in einer Restrukturierung
  • 57 respektive 52 Prozent der befragten Industrie- und Handelsunternehmen wollen Investitionen zurückstellen
  • Jeder vierte der befragten Händler (24 Prozent) sieht Chancen für Übernahmen in der eigenen Branche

Besonders ausgeprägt: Im Bereich Handel (Non-Food) sehen oder erwarten 34 Prozent der Befragten eine Insolvenzwelle. In der Konsumgüter- (26 Prozent) und Automobilindustrie (24 Prozent) sind das jeweils ein Viertel, im Bereich Maschinen- und Anlagenbau 14 Prozent.

Unabhängig davon, ob die Befragten die Insolvenzen bereits als „Welle“ bezeichnen, haben zwei von drei Unternehmen im Handel (60 Prozent) angegeben, häufiger oder sogar deutlich häufiger (zwölf Prozent) Insolvenzen in der eigenen Branche zu sehen, in der Konsumgüterindustrie beobachten das 46 Prozent (deutlich häufiger: sechs Prozent), im Bereich Automotive (deutlich häufiger: zwölf Prozent) und im Maschinen- und Anlagebau (deutlich häufiger: vier Prozent) jeweils 40 Prozent.

„Wir sehen bisher keine Insolvenzwelle, sehr wohl aber deutlich ansteigende Pegel“, sagt Christian Säuberlich, Senior Partner und Sprecher des Vorstands von FTI-Andersch, der auf Restrukturierung, Business Transformation und Transaktionen spezialisierten Beratungseinheit von FTI Consulting in Deutschland. „Die Ergebnisse unserer Untersuchung zeigen, dass ein signifikanter Anteil der Unternehmen die nächsten 24 Monate als große Herausforderung einordnet. Und es könnte auch noch schwieriger werden, denn bis Ende 2025 stehen viele Refinanzierungen an. Das könnte für viele Unternehmen noch ein Moment der Wahrheit werden. Was mich dennoch optimistisch stimmt: Nahezu die Hälfte der Unternehmen steuern aktiv gegen und haben wichtige Restrukturierungen und Transformationen eingeleitet, um sowohl diese schwierige Phase zu überstehen als auch sich langfristig neu auszurichten.“

Unternehmen aus Branchen mit geringerer Insolvenzerwartung sind häufiger in der Restrukturierung

Auf die drohende Welle reagieren die befragten Unternehmen auf drei Arten: Restrukturierungen, konkrete Maßnahmen für Ausfälle und Prüfung von Übernahmechancen.

Die Hälfte (47 Prozent) der Unternehmen setzt gerade auf Restrukturierungen im eigenen Unternehmen und plant diese. Jeweils mehr als ein Viertel (26 Prozent) der Unternehmen im Bereich Maschinen- und Anlagenbau und Konsumgüter befinden sich ganz akut in einer Restrukturierung, im Handel sind es 22 Prozent, in der Automobilindustrie jeder fünfte Befragte (18 Prozent).

Jeweils deutliche Mehrheiten bereiten sich mit konkreten Maßnahmen auf Ausfälle von Kunden und Lieferanten in der eigenen Branche vor. In der Industrie fokussieren die Unternehmen vor allem auf Maßnahmen zur Sicherung ihrer Lieferkette: 71 Prozent erschließen neue Lieferanten, 67 Prozent führen ein regelmäßiges Screening ihrer Lieferanten durch – und 65 Prozent wollen auf der Kundenseite jetzt neue Märkte erschließen. Im Handel ein anderes Bild: Sieben von zehn Unternehmen (70 Prozent) fokussieren sich vor allem auf das Bilden finanzieller Reserven, um Umsatzverluste auszugleichen. Nur die Hälfte (48 Prozent) untersucht jetzt die Zulieferstruktur.

Christian Säuberlich sagt: „Die Zahlen bestätigen das, was wir auch in der Praxis sehen. Vor allem in Unternehmen, die finanziell robuster aufgestellt sind, finden viele Restrukturierungen mit dem Ziel statt, erst gar nicht in die Krise zu kommen. Im Handel und der Automobilindustrie dagegen gibt es diese Restrukturierungen ebenfalls, allerdings viel häufiger schon in akuter Insolvenznähe oder aus einer Insolvenz heraus.“

Starke Marktteilnehmer suchen jetzt nach Übernahmezielen

Es gibt auch die deutschen Unternehmen, die in der jetzigen Situation Chancen sehen – nicht nur aus dem Ausland. Diese loten gerade aufgrund der erwarteten Insolvenzen verstärkt Übernahmen aus. 62 Prozent der Unternehmen in der Konsumgüterindustrie sehen in der drohenden Insolvenzwelle Chancen für Übernahmen, 42 Prozent in der Automobilindustrie und 29 Prozent im Maschinen- und Anlagenbau sowie fast jeder Vierte der befragten Händler (24 Prozent).

„Das sind die Unternehmen, die in der Vergangenheit ihre Hausaufgaben gemacht haben und heute eine starke Stellung in ihren Branchen haben. Gewisse Konsolidierungsbestrebungen in den Branchen können dazu dienen, künftig besser zu skalieren und gestärkt am Markt aufzutreten“, sagt Christian Säuberlich. „Wir beobachten zudem einen weiteren Treiber von Unternehmensübernahmen: Immer mehr Unternehmer finden aktuell keine Nachfolger mehr, unter anderem infolge des demographischen Wandels.“

Mehrheit will Investitionen zurückstellen – das erschwert das Angehen der langfristigen Herausforderungen

Die Untersuchung von Verian offenbart, dass aber nicht nur kurzfristige Probleme zu bewältigen sind, sondern auch langfristige Herausforderungen in Angriff genommen werden müssen. Größte strukturelle Herausforderung bleibt der Arbeitskräftemangel (das sagen in der Industrie: 81 Prozent; Handel: 80 Prozent), gefolgt von Bürokratie (Industrie: 73 Prozent; Handel: 80 Prozent). Dem produzierenden Gewerbe machen zudem weiterhin die Energiepreise zu schaffen (69 Prozent), dem Handel die Veränderung des Kaufverhaltens und die allgemeine Konsumlaune (70 Prozent).

„Natürlich muss das Überleben vor Zukunftsmaßnahmen priorisiert werden“, sagt Christian Säuberlich. „Klar ist aber auch: Wer jetzt nicht gleichzeitig die langfristige Transformation direkt mit in den Fokus nimmt, der droht nach einer akuten Überlebensphase gleich wieder nicht ausreichend wettbewerbsfähig zu sein. Das gilt auch für Unternehmen, die jetzt noch vermeintlich gesund durch diese Zeit gehen.“

Dass Unternehmen beherzt in Zukunft investieren, lässt sich auf Basis der Untersuchung nicht für eine Mehrheit feststellen. 57 respektive 52 Prozent der befragten Industrie- und Handelsunternehmen wollen Investitionen zurückstellen. Und mit ganz großer Innovation beschäftigen sich – erstaunlicherweise – die meisten Unternehmen anscheinend gerade gar nicht: 75 Prozent sind zu der Einschätzung gekommen, dass Künstliche Intelligenz für sie gerade nur eine geringe oder sogar keine (23 Prozent) Relevanz hat. Christian Säuberlich sagt: „Das kurzfristige Zurückstellen von Investitionen kann in unsicheren, wirtschaftlich angespannten Phasen temporär sinnvoll sein. Bei längerem Investitionsstau drohen jedoch signifikante Einbußen im Bereich der Wettbewerbsfähigkeit.“

Über die Untersuchung von Kantar Public:

Das Marktforschungsunternehmen Verian (früher: Kantar Public) hat im Auftrag der Unternehmensberatung FTI-Andersch im Rahmen der Studie ‚German Economic Pulse 2024‘ 200 Unternehmen in Deutschland aus den Branchen Automobil, Maschinen- und Anlagenbau, Konsumgüter und Handel telefonisch zu aktuellen Themenstellungen um wirtschaftlichen Ausblick, Restrukturierung, Insolvenzen, Refinanzierungen und sonstigen strukturellen Herausforderungen befragt.

Der Umsatz der Unternehmen beträgt mindestens 50 Mio. Euro. Rund ein Viertel der befragten Unternehmen erwirtschaften im Jahr mehr als 500 Mio. Euro. Zeitraum der Befragung ist das zweite Quartal 2024.

Über FTI-Andersch:

FTI-Andersch ist eine Unternehmensberatung, die ihre Mandanten in der Entwicklung und Umsetzung tragfähiger Zukunfts-/Performance- sowie Restrukturierungskonzepte unterstützt. FTI-Andersch begleitet aktiv Unternehmen, die sich mit operativen oder finanzwirtschaftlichen Herausforderungen und Veränderungsprozessen beschäftigen müssen – oder frühzeitig Geschäftsmodell, Organisation und Prozesse zukunftsfähig ausrichten möchten.

Zu den Mandanten zählen insbesondere mittelständische Unternehmen und Konzerne, die international agieren. FTI-Andersch ist Teil der FTI-Consulting-Gruppe (NYSE: FCN) mit mehr als 8.000 MitarbeiterInnen weltweit.

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