Europäischer Hunger nach Soja muss nachhaltig gestillt werden - Maria Noichl, MdEP
Am heutigen Donnerstag, den 19. Oktober 2023, hat das Plenum des Europäischen Parlaments eine neue Europäische Proteinstrategie auf den Weg gebracht, um das europäische Futterprotein-Defizit anzugehen.
„Die Europäische Union hat ein ganz konkretes Problem: Den Hunger nach pflanzlichen Futterproteinen, wie etwa Soja, für die intensive Tierhaltung. Der Import von Millionen Tonnen dieser Pflanze aus Drittstaaten bringt uns in eine gefährliche Abhängigkeit und ist einer der Haupttreiber für Landnutzungsänderungen in Südamerika. Urwälder werden dort zu Sojafeldern, damit wir in Europa Billigfleisch erzeugen können. Dies führt vielfach zu Umweltproblemen, wie der Kontaminierung des Grundwassers durch Pestizide, Bodenerosion, Wassermangel und Entwaldung, ganz zu schweigen von den negativen gesellschaftlichen und gesundheitlichen Folgen, die durch schwache Landbesitzrechte, Landraub, Zwangsvertreibung und andere Menschenrechtsverletzungen verschärft werden“, unterstreicht die agrarpolitische Sprecherin der SPD-Europaabgeordneten Maria Noichl.
„Es ist daher allerhöchste Zeit, dass die Europäische Union eine eigene, und vor allem nachhaltige, Proteinstrategie auf den Weg bringt. Die Weidehaltung, als naturnächste Form der Tierhaltung, muss ebenso wie der nachhaltige Umbau von intensiver Tierhaltung im Zentrum stehen. Denn in Europa stehen immer weniger Flächen für die Landwirtschaft zur Verfügung, was auch ein Grund dafür ist, warum das Defizit nicht einfach mit der heimischen Produktion ersetzt werden kann. Daher fordern wir einen EU-Aktionsplan für eine größere Produktion und einen höheren Konsum von pflanzlichen Proteinen für den Menschen“, so die SPD-Europaabgeordnete.
„Das Europäische Parlament sprach sich auch für meinen Vorschlag für eine europäische Weidestrategie aus. Des Weiteren fordern wir von der Europäischen Kommission eine Kennzeichnung, die den ökologischen Fußabdruck von Lebensmitteln deutlich macht. Wir müssen zukünftig zudem sicherstellen, dass unsere Produzent:innen vor Importen besser geschützt werden. Die EU-Kommission muss sich dieses Problems endlich annehmen“, fordert die agrarpolitische Sprecherin der SPD-Europaabgeordneten.
„Gute Ansätze der Proteinstrategie wurden leider im Plenum durch eine Mehrheit für die Forderung nach einer schnellen Umsetzung der Neuen Gentechnik konterkariert. Daher konnte die SPD-Delegation im Europäischen Parlament dem Bericht am Ende nicht zustimmen. Die Neue Gentechnik, die sogenannten neuen Züchtungsverfahren, ist nicht die Lösung für unsere überzogene Fleischproduktion und den zu hohen Konsum, das daraus resultierende Futterprotein-Defizit und den damit einhergehenden Problemen. Sondern sie birgt vielmehr altbekannte Risiken, wie den Angriff auf unser Vorsorgeprinzip, einen Anstieg von Patenten auf Saatgut und das mögliche Ende der Koexistenz zwischen gentechnikfreier und Gentechnik-basierter Landwirtschaft. Die Aufweichung unserer europäischen Gentechnikgesetzgebung lehnen wir ab“, so die SPD-Europaabgeordnete.
Mit freundlichen Grüßen
Jonas Eschenburg
Parlamentarischer Referent
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Maria Noichl
Mitglied des Europäischen Parlaments
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