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Hungerstreik in türkischen Gefängnissen
medico international organisiert Medikamentenspende

Frankfurt/Türkei (ots)

Der mehrmonatige Hungerstreik politischer
Häftlinge in der Türkei gegen die Einrichtung moderner
Hochsicherheitsgefängnisse fordert täglich neue Todesopfer. Die
Regierung verweigert weiterhin das Gespräch mit den
Hungerstreikenden.
Erschreckende Zahlen
Der langjährige Projekt-Partner der Frankfurter Hilfsorganisation
medico international, der türkische Menschenrechtsverein IHD, legte
am 26. April eine Zwischenbilanz der Auseinandersetzungen um die
Situation der politischen Gefangenen vor und rief zu
Medikamentenspenden aus dem Ausland auf.
Nach Angaben des IHD sind aktuell ca. 400 Gefangenen weiterhin in
einem unbefristeten Hungerstreik, 2000 Gefangenen befinden sich in
einem Solidaritätshungerstreik. 200 Gefangene wurden unterdessen in
Krankenhäuser verlegt und unterliegen der staatlich angeordneten
Zwangsernährung. 95 von ihnen befinden sich, wie uns die
IHD-Mitarbeiterin Elif Caglar im Telefongespräch bestätigte, "an der
Schwelle zu Tod". Darüber hinaus haben mittlerweile 20 Gefangene
Anzeige erstattet, da sie den staatlichen Sicherheitskräften
vorwerfen in den neuen Haftanstalten mehrmals mit einem
Polizeiknüppel vergewaltigt worden zu seien. Im Zuge des
Hungerstreiks und der fortgesetzten Verfolgung von Protestaktionen
seitens demokratischer Organisationen seien innerhalb der letzten
Monate 2145 Angehörige der Hungerstreikenden festgenommen worden. 58
von ihnen befinden sich weiterhin in Haft. Bei 120 der freigelassenen
Personen wurden, laut Angaben des IHD, Spuren von Folter
nachgewiesen, die sie in der Polizeihaft erlitten hatten. Weiterhin
wurden seit Beginn des Jahres die Büros von 18 demokratischen
Organisationen von Polizeikräften teilweise mehrmals durchsucht; 4
Vereine bzw. Organisationen wurden verboten.
"Dialog mit Gehörlosen"
Elif Caglar erklärte im Gespräch gegenüber medico international,
dass die jüngste Ankündigung des Justizministeriums den
Anti-Terror-Paragraphen reformieren zu wollen, "angesichts der
Dramatik und des täglichen Sterbens keinerlei wirkliches Angebot
enthalte", da der in Aussicht gestellte Zugang der Gefangenen zu
Gemeinschaftsräumen nach wie vor einer "Einzelfallprüfung durch die
Gefängnisleitung" unterliegen würde. Die jüngsten
Vermittlungsbemühungen seitens des Menschenrechtsvereins
charakterisierte Caglar mit den Worten: "Wir führen einen Dialog mit
Gehörlosen. Wir erwarten täglich neue Todesmeldungen. Viele Häftlinge
werden bleibende Schäden behalten. Das Gewissen der Öffentlichkeit
ist verletzt, aber die herrschende politische Macht stellt sich
taub." Hinsichtlich der Forderungen der Hungerstreikenden erklärte
Frau Caglar: "Die Forderungen der Gefangenen sind keinesfalls
unerfüllbar oder überzogen. Die Gefangenen verlangen ein definitives
Ende der Einzelhaft in den neu errichteten
Hochsicherheitsgefängnissen sowie ein Ende der fortwährenden
Übergriffe durch das Sicherheitspersonal. Das Justizministerium muss
endlich in einen direkten Dialog mit den Gefangenen treten."
medico überbringt Medikamentenspende der Firma Merck in die Türkei
Weiter erklärte Frau Caglar, dass angesichts der medizinischen
Situation der Gefangenen, die in Krankenhäuser verlegt wurden, der
IHD-Menschenrechtsverein sich mit einem Aufruf an die internationale
Öffentlichkeit gewandt habe, durch Medikamentenspenden die
gesundheitliche Situation der Gefangenen zu verbessern. "Gerade
Vitaminpräparate benötigen wir dringend, da viele Gefangene an einer
völligen Auszehrung leiden und die Präparate in der Türkei nur unter
großer  Mühe und zu hohen Preisen zu bekommen sind. Uns ist bekannt,
dass ca. 20 Gefangene mittlerweile unwiderruflich ihr Gedächtnis
verloren haben." so der IHD gegenüber medico international.
medico international entspricht dieser Bitte und hat aktuell unter
Mithilfe einer freundlichen Medikamentenspende durch die Firma Merck
Vitaminpräparate in die Türkei transferiert.
Für weitere Informationen oder Kontakte zum medico-Mitarbeiter vor
Ort (bis 2. Mai erreichbar) wenden Sie sich bitte an:
medico-Pressestelle
Katja Maurer
eMail:  info@medico.de
Internet: www.medico.de
Telefon: 0171 122 12 61 oder 069 - 53 05 65 47, 069 - 9443829

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