Innovativer Gelenkeingriff lässt Tänzerin wieder hoffen
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Ein Leben ohne Tanz, für Denise Ludwig unvorstellbar. Dann hält ihr rechtes Knie der athletischen Beanspruchung nicht mehr stand. Die damals 21-Jährige leidet unter chronischen Gelenkschmerzen. Nach fünf Jahren und zahlreichen Therapieversuchen profitiert sie von einem innovativen Verfahren, das bundesweit derzeit nur am Helios Klinikum Krefeld angeboten wird - und trainiert bereits für ihr Comeback.
Ihre Leidenschaft ist das Tanzen, seit Denise Ludwig vier Jahre alt ist. Als Sechsjährige wechselt sie in den Leistungssport, erst in die Kinder-, später in die zweite Bundesliga. Ihr Sport bedeutet der 22-Jährigen alles. Vor fünf Jahren allerdings meldet sich ihr Knie mit ersten Beschwerden, Schwellungen und Schmerzen, seit zwei Jahren auch im Ruhezustand. "Ich musste mich immer weiter einschränken. Sprünge, Drehungen und bestimmte Bewegungen am Boden wurden erst zur Tortur, später unmöglich", berichtet die Solingerin. "Mein behandelnder Orthopäde hat mir ans Herz gelegt, mit dem Tanzen aufzuhören. Das kam für mich allerdings nicht in Frage, da noch zwei Turniere anstanden. Seit Mai (2019) bin ich jetzt allerdings komplett raus." Wiederkehrende Gelenkergüsse und Schmerzen am Sehnenansatz der Kniescheibe zwingen Denise Ludwig schließlich zu sportlicher Abstinenz und Ruhe.
Bandagen, Einlagen, Physiotherapie - alle konservativen Verfahren erzielen keine wirkliche Besserung. Der abermalige ärztliche Rat: Nehmen Sie Schmerzmittel und kein Sport! "Nach zwei Monaten konnte ich nicht mehr. Was war das für eine Perspektive, mit Anfang zwanzig ständig Schmerzmittel einzunehmen?" Den Ausweg sollte eine Operation bringen. Weitere Meinungen werden eingeholt und mit betäubenden Spritzen die Wirkung einer operativen Nervenausschaltung (Denervation) auf den Prüfstand gestellt. "Der dritte Orthopäde, zu dem ich geschickt wurde, hat mir dann eröffnet, dass der chronische Schaden in meinem Knie irreparabel ist. Ab diesem Zeitpunkt war meine Tänzerkarriere abgehakt, die Bühne ist bildlich zersprungen", erinnert sich Denise Ludwig, die unter dem Patellaspitzensyndrom, auch 'Jumpers Knee' genannt, leidet. In einem ausführlichen Gespräch erfährt sie, welche Behandlungsoptionen jetzt in Frage kommen. "Neben einer Knorpelzelltransplantation oder einer operativen Nervenausschaltung berichtete er mir von einer neuen Methode, die sich etwas verrückt, aber sehr vielversprechend anhörte."
Mit Befunden, MRT-Bildern und dem Hinweis auf das innovative Verfahren stellt sich Denise Ludwig wenige Tage später im Helios Klinikum Krefeld bei Prof. Marcus Katoh vor. "Die genaue Ursache für chronische Gelenkschmerzen hat der Medizin lange Rätsel aufgegeben. Jetzt gibt es zunehmend Hinweise darauf, dass chronische Fehlbelastungen und Entzündungsreize dazu führen, dass sich krankhafte Gefäße auf der Ebene der Kapillaren entwickeln. Mit diesen bilden sich neue, ebenfalls krankhafte Nervenenden, die den Schmerzreiz übermitteln und die Beschwerden verursachen. Auf Schmerzmedikamente reagieren sie deutlich schlechter oder gar nicht, weshalb oft nur bedingt eine Linderung zu erzielen ist", erklärt der Chefarzt des Institutes für diagnostische und interventionelle Radiologie den Zusammenhang. Konservative und operative Therapien erzielen nicht immer eine zufriedenstellende Wirkung.
"Das innovative Verfahren der therapeutischen Gelenkembolisation stammt aus Japan, wo es bereits seit mehreren Jahren erfolgreich zum Einsatz kommt", berichtet der Spezialist mit japanischen Wurzeln, der dieses innovative Therapieverfahren mit nach Krefeld gebracht hat. Auch Denise Ludwig entscheidet sich dafür: "Nachdem mir Herr Prof. Katoh alles erklärt hat, habe ich nur noch gefragt wann." Einige Tage später ist es soweit. Wach und ein wenig aufgeregt verfolgt sie wie Prof. Katoh unter örtlicher Betäubung einen dünnen Katheter mit einem Durchmesser von unter einem Millimeter über die Leistenarterie einführt. Der so genannte Mikro-Katheter wird filigran mit Hilfe eines noch dünneren Drahtes gesteuert und bis zu den Zielgefäßen am rechten Knie vorgeschoben. Die Navigation erfolgt mit Hilfe einer hochmodernen Angiographie-Anlage, die selbst feinste Gefäße darstellen kann. Am Ziel angekommen wird in diese Gefäße Kontrastmittel injiziert. Die pathologischen Gefäße, die das Schmerzareal versorgen, fallen dann durch eine 'Kontrastmittelwolke' auf. Genau hier erfolgt die Injektion kleinster Partikeln, die diese Gefäße verschließen. "Durch eine gezielte Unterbindung, also Embolisation, der Mikrozirkulation verringern wir die Überversorgung der krankhaften Nerven, Gelenkbinnenhäute oder Sehnen. Dazu nutzen wir Mikropartikel mit einer Größe von weniger als 100 µm, als Plombe", erläutert der erfahrene Spezialist den Ablauf der Intervention. Der positive Effekt: Durch die Normalisierung der Blutversorgung wird die Stimulierbarkeit der übersensiblen Nerven reduziert oder gar unterbunden und das Einschwemmen von Botenstoffen, die die Entzündung unterhalten, verringert.
Auch bei Denise Ludwig stellte sich nach wenigen Tagen eine deutliche Linderung ein: "Wenige Tage nach dem Eingriff konnte ich mein Bein wieder durchstrecken und beugen, ohne dass es spannt oder zieht. Auch in die Hocke gehen ist wieder möglich. Der Druck und die Spannung unterhalb der Kniescheibe sind noch spürbar, aber die Schmerzen beeinträchtigen mich nicht mehr", berichtet die Sportlerin. "Im Herbst möchte ich mit einer anderen Tänzerin als Duo antreten. Das ist jetzt mein großes Ziel." Schon bald, wenn es die Corona-Regeln zulassen, soll das gemeinsame Training starten.
Weitere Informationen:
Auf dem Bild (Prä-Corona aufgenommen):
Prof. Dr. med. Marcus Katoh (Chefarzt interventionelle Radiologie, links), Denise Ludwig (Patientin, mitte) und Prof. Dr. med. Clayton Kraft (Chefarzt Orthopädie, rechts) / Foto: Simon Erath
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