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Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe und katho beklagen Notstand: „Der Fachkräftemangel ist in allen Angebotsformen deutlich bemerkbar“

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Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe und katho beklagen Notstand: „Der Fachkräftemangel ist in allen Angebotsformen deutlich bemerkbar“

Die Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen als bundesweit größte Anbieterin des Studiengangs Soziale Arbeit ist besorgt über den Fachkräftemangel in der Kinder- und Jugendhilfe. +++ Hochschulen und Praxisvertreter_innen fordern von der Landespolitik, dass duale Studienplätze und modulare Weiterbildungsangebote ausgebaut werden, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.

Gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern rückt die katho den zunehmenden Fachkräftemangel in der Kinder- und Jugendhilfe in den Fokus. De facto können derzeit viele Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe ihre benötigten Hilfen und Betreuungsangebote nicht im notwendigen Umfang ausbauen, weil die offenen Stellen nicht besetzt werden können. Dazu gehören Einrichtungen der Schulsozialarbeit, der Offenen Ganztagsschulen, der Jugend- und Kinderheime, der ambulanten Hilfen zur Erziehung, der Allgemeinen Sozialen Dienste (ASD) der Jugendämter oder Pflegekinderdienste. Das führte bereits dazu, dass Einrichtungen ihre Angebote sogar abbauen mussten, obwohl es einen dringenden Bedarf an Unterstützung gibt.

Bereits im Dezember 2022 trafen sich Dekanin Heike Wiemert vom Fachbereich Sozialwesen am Standort Köln, Rektor Hans Hobelsberger und Verantwortliche aus Praxiseinrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe im Raum Köln-Bonn-Leverkusen, um sich über die Folgen der personellen Unterbesetzung in der praktischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen auszutauschen und Gegenmaßnahmen zu besprechen. „Der Fachkräftemangel ist in allen Angebotsformen deutlich bemerkbar“, sagte Sacha Dinspel von der Caritas Jugendhilfe-Gesellschaft CJG St. Ansgar (Hennef) bei dem gemeinsamen Treffen in Köln. Das bestätigte auch Christoph Ahlborn (Stiftung Die Gute Hand, Kürten). Für ihn haben sich „die schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet“. Er musste 2022 sogar Wohngruppen schließen und Betreuungsplätze abbauen. Hinzukommen überlastete Mitarbeitende und eine erhöhte Fluktuation.

Auch im Bereich der Allgemeinen Sozialen Dienste der Jugendämter (ASD) werde es immer schwieriger, kompetente Fachkräfte für das umfangreiche Aufgabenfeld zu gewinnen, sagte Jana Hollenberg, die als freiberufliche Expertin für kommunale Kinder- und Jugendhilfepraxis im Rhein-Sieg-Kreis und Köln-Bonn arbeitet: „Zu groß ist der Verantwortungsbereich und die Anforderung, die an dieser Stelle gerichtet sind“, so Hollenberg. Für Dinspel hätte es schwerwiegende Folgen, wenn Erziehungshilfen für Kinder und Jugendliche nicht mehr in der notwendigen Quantität und Qualität erbracht werden können: „Die Erkenntnis, dass wir einerseits einen gravierenden Mangel an Fachkräften beklagen und anderseits interessierte Menschen aufgrund fehlender Schul- und Studienplätze nicht ausgebildet werden können, ist schwer auszuhalten.“

Aus Perspektive der Hochschule geht es darüber hinaus auch um die Gewährleistung von Ausbildungsqualität. Der Fachkräftemangel schränkt die Möglichkeiten vernetzter Praxiskooperationen mit dem Schwerpunkt Theorie-Praxis-Transfer während praktischer Studienphasen und im Zuge der Berufseinmündung von Nachwuchskräften ein.

Deshalb fordern die Expert_innen aus Praxis und Hochschule von der Landespolitik, duale Studienplätze in den Studiengängen der Sozialen Arbeit, Heil-/Inklusionspädagogik und Kindheitspädagogik sowie modulare Weiterbildungsangebote für Quereinsteiger_innen und ausländische Fachkräfte zu schaffen, denn hier übersteigt die Zahl der Bewerber_innen die Kapazitäten an den Schulen und Hochschulen. Auch ein bundesgerechter Finanzierungsausgleich in der Kinder- und Jugendhilfe und die Etablierung fester Fortbildungsbudgets für Jugendämter könnten helfen, der Personalnot zu begegnen.

Das Thema hatte bereits im Dezember 2022 die Landesrektorenkonferenz (LRK) beschäftigt, dessen Vorstandsmitglied der katho-Rektor Hans Hobelsberger derzeit ist. In einem Brief an die NRW-Familienministerin Josefine Paul fordert die LRK, dass die Absolvent_innen im Studium auch in Zukunft das Kompetenzprofil erlangen müssen, das sie im Beruf benötigen, anstatt Ausbildungsstandards abzusenken. Ebenso erklärte Dekanin Wiemert im Januar 2023 in der WDR-„Lokalzeit Köln“ die Auswirkungen des Fachkräftemangels aus Sicht der Hochschule. Als erstes Zeichen der Landesregierung wird am 13. Februar 2023 ein Fachkräftetag in Essen stattfinden.

Pressekontakt:

Katja Brittig

T: 0221 7757-508

presse@katho-nrw.de

Über die Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen
Die Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho) ist mit über 5.300 Studierenden Deutschlands größte staatlich anerkannte Hochschule in kirchlicher Trägerschaft. Träger der 1971 gegründeten Hochschule sind die (Erz-)Bistümer Aachen, Köln, Münster, Paderborn und Osnabrück, refinanziert wird sie zum überwiegenden Teil vom Land. 126 hauptamtlich Lehrende und 249 Lehrbeauftragte unterrichten und forschen in Aachen, Köln, Münster und Paderborn in den Arbeitsgebieten Soziales, Gesundheit und Religionspädagogik. Deutschlandweit ist sie mit über 3.800 Studienplätzen die größte Anbieterin für den Studiengang Soziale Arbeit. Die katho ist renommiert in der Forschung von Pflege und Versorgung, Sucht und Suchtprävention, Gesundheit und Soziale Psychiatrie, Bildung und Diversity, Alter und Behinderung, Inklusion und Teilhabe, Netzwerkforschung in der Sozialen Arbeit sowie pastorale Praxisforschung. Die katho kooperiert mit internationalen Universitäten und Praxiseinrichtungen in 37 Ländern.