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Weltweite Konkurrenz setzt Deutschland bei Industrie 4.0 unter Druck

Düsseldorf (ots)

McKinsey-Studie: Digitale Produktion hat für 69% der Industrieunternehmen in Deutschland höchste Priorität - China und Indien besonders interessiert - Talentmangel als Wachstumshemmnis

Der globale Wettlauf um die Innovationsführerschaft in der Industrie 4.0 nimmt Fahrt auf: In 68% der Industrieunternehmen weltweit hat die Digitalisierung der Produktion höchste Priorität. Deutschland liegt mit 69% im globalen Durchschnitt - doch Unternehmen in China (87%) und Indien (94%) widmen dem Thema noch größere Aufmerksamkeit. 28% der deutschen Unternehmen meinen, dass sie in ihrer Branche Vorreiter bei Industrie 4.0 seien, 64% sehen sich gleichauf mit der Konkurrenz. Diese Selbsteinschätzung kann jedoch täuschen: Erst in 21% der deutschen Firmen werden die wichtigsten Industrie-4.0-Anwendungen wie digitales Performancemanagement, KI-basierte Nachfrageprognose oder 3D-Druck schon umfassend angewendet. In China und Indien sind es mehr als 30%. Die rund 100 befragten deutschen Unternehmen investieren im Schnitt knapp 50 Mio. Euro pro Jahr in Industrie 4.0; 13% investieren mehr als 100 Mio. Euro. Das ergab die jährliche Industrie-4.0-Studie von McKinsey & Company. Hierfür wurden bereits zum vierten Mal 700 Manager in Deutschland, den USA, China, Japan, Indien, Frankreich und Brasilien befragt.

Pilotprojekte ja, Alltagseinsatz nein

"Die Industrie hat die Bedeutung einer digitalisierten Produktion längst erkannt", sagt Andreas Behrendt, McKinsey-Partner in Köln. "Die Herausforderung besteht nun darin, erfolgreiche Pilotprojekte über die gesamte Organisation auszurollen. Das ist die Königsdisziplin der Transformation." Im Bereich "Konnektivität" mit Anwendungen wie Echtzeit-Lagerüberwachung oder Augmented-Reality-Lösungen haben 77% der Unternehmen schon Pilotprojekte getestet, doch nur jedes vierte die Tests auf den großen Maßstab ausgeweitet. Ähnlich sieht es bei der flexiblen Automatisierung (z.B. automatisierte Fertigung, 3D-Druck) und bei Big Data (z.B. vorausschauende Wartung) aus. Deutsche Unternehmen sind mit im Durchschnitt 6,9 pilotierten Industrie-4.0-Anwendungen weniger experimentierfreudig als Wettbewerber wie China mit 10,2 Anwendungen oder Indien mit 10,6. Behrendt: "Deutschland muss aufpassen, nicht den Anschluss zu verlieren."

Hiesige Industrieunternehmen nennen den Mangel an Fachkräften als größte Hürde, Industrie 4.0 zügig einzuführen. "Mit Ausnahme von Japan ist das Fachkräfteproblem in keinem Land so groß wie in Deutschland", sagt Behrendt. Datenanalysten und IT-Spezialisten würden überall gesucht. Als zweitgrößtes Problem nennen deutsche Firmen ungeklärte Fragen der Datensicherheit - ein Thema, das weltweit für die Unternehmen sogar an oberster Stelle steht.

Fünf Fallstricke bei Industrie-4.0-Transformationen

"Wir beobachten bei Unternehmen verschiedener Branchen oft ähnliche Schwierigkeiten", sagt Behrendt. Die Studie nennt fünf Fallstricke in der Umsetzung einer 4.0-Strategie:

   - Mangelnde Aufmerksamkeit des Topmanagements: Nur in einem 
     Drittel der befragten Unternehmen ist die Geschäftsleitung für 
     die Industrie-4.0-Strategie verantwortlich. "Dies ist ein klarer
     Nachteil - eine solche fundamentale Transformation sollte von 
     der Spitze vorangetrieben werden", sagt McKinsey-Experte 
     Behrendt.
   - Fehlende strategische Vision: Nur 25% der Unternehmen nutzen 
     Pilotprojekte, um die Mitarbeiter zu inspirieren. Knapp 60% der 
     Befragten geben an, dass es in ihren Unternehmen keine klare 
     Vision gebe - doch ist dies Voraussetzung für einen 
     erfolgreichen Einsatz.
   - Fokus rein auf Technologie: 60% der Befragten schätzen, dass 
     mehr als ein Drittel des Maschinenparks für die digitale 
     Produktion ersetzt werden muss - gleichzeitig nennen 61% der 
     Unternehmen den fehlenden Return on Investment als große Hürde. 
     Daher ist es besonders wichtig, Industrie-4.0-Anwendungen schon 
     früh auf ihre Wirtschaftlichkeit zu prüfen - die Digitalisierung
     der Produktion muss und kann sich rechnen, so die Studie.
   - Keine Offenheit für Partnerschaften: Mehr als 40% der 
     Unternehmen bevorzugen es, ihr IT-System selbst zu entwickeln 
     oder auf Basis von Drittanbieter-Software individuell 
     anzupassen. Jedes Unternehmen sollte definieren, welche 
     Anwendungen entscheidend sind, und nicht versuchen, alles allein
     zu machen - dies ist bei der Komplexität und der 
     Entwicklungsgeschwindigkeit nicht zu leisten.
   - Kulturwandel unterschätzen: 69% der Unternehmen weltweit nennen 
     Arbeitgeberattraktivität und Talentgewinnung als Hauptproblem 
     bei der Einführung von Industrie 4.0. Deshalb sollten 
     Entscheider agile Prozesse und Strukturen in ihrem Unternehmen 
     einführen - und die Mitarbeiter für die Veränderungen 
     begeistern.

Über McKinsey

McKinsey & Company ist die in Deutschland und weltweit führende Unternehmensberatung für das Topmanagement. 27 der 30 DAX-Konzerne zählen aktuell zu den Klienten. In Deutschland und Österreich ist McKinsey mit Büros an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München, Stuttgart und Wien aktiv, weltweit mit 127 Büros in 65 Ländern.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:


Martin Hattrup-Silberberg, Telefon 0211 136-4516,
E-Mail: martin_hattrup-silberberg@mckinsey.com
www.mckinsey.de/medien

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