Rückgang bei energetischer Sanierung, private Haushalte zögern mit Investitionen - Hinderungsgründe: Inflation und Handwerkermangel. Verhaltensänderung bei Energieverbrauch kaum wirksam
Köln (ots)
Private Haushalte: Inflation und Handwerkermangel drücken auf die Bremse beim energetischen Sanieren von Wohneigentum
Ansprachen zu energetischen Sanierungen fallen zurück und gefährden Klimazielerreichung
Rund 5,4 Millionen Haushalte (13%) haben konkrete Pläne eine oder mehrere Maßnahmen zur energetischen Sanierung in den nächsten fünf Jahren durchzuführen. Dies sind vor allem Haus-Wohneigentümer und Haus-Mieter, von denen sogar 27 bzw. 22 Prozent konkret eine zusätzliche Dämmung, eine effizientere Heizung oder eine Photovoltaikanlage planen. Die Investitionsbereitschaft bei diesen beiden Hauptzielgruppen für Energieeinsparungen in Wohngebäuden ist insgesamt im Vergleich zum Vorjahr etwas gesunken, bei Haus-Wohneigentümer um drei Prozentpunkte, bei Haus-Mietern aber konstant geblieben. Bei Wohnungs-Wohneigentümern hat sich die Investitionsbereitschaft von 23 Prozent in 2021 auf nunmehr 14 Prozent (-9 Prozentpunkte) hingegen deutlich reduziert. Bei Wohnungs-Mietern bleibt die Investitionsbereitschaft mit zwei Prozent weiterhin auf einem niedrigen Niveau.
Hauptgründe für die reduzierte Investitionsbereitschaft sind Inflationssorgen und die damit verbundenen Unsicherheit bezüglich der Preisentwicklung sowie der Handwerkermangel. Vier Fünftel (86%) der Haushalte sehen sich stark von der Inflation betroffen. Mehr als die Hälfte der Planer (55%) will deswegen die Situation erstmal abwarten oder überdenkt ihre Pläne sogar ganz. Jedoch sind rund ein Drittel der Haushalte (32%) gewillt, mit baulichen Maßnahmen zum Energieeinsparen auf die Energiekrise zu reagieren. Somit kann die weit verbreitete Zurückhaltung durch die Inflation etwas abgefedert werden.
Dies sind die Ergebnisse der Sirius Campus Marktuntersuchung "Monitor zur Klimawende 2022", mit 2.024 Interviews einer repräsentativen Haushaltsstichprobe unter Wohneigentümern, privaten Vermietern und Mietern im September 2022.
Geplante E-Mobilität und energetische Sanierungen gehen oft Hand-in-Hand
Das größte Interesse für energetisches Sanieren haben Wohneigentümer und junge Familien in noch relativ jungen Immobilien (ab Baujahr 1994). Auch Haushalte mit Umzugsplan in ein Wohneigentum zeigen sich vergleichsweise investitionsfreudig. Besonders Haushalte, die auf ihren hohen Energieverbrauch aufmerksam werden, haben eine erhöhte Bereitschaft Planungen energetischer Sanierungen anzugehen. Auch die Kaufabsicht für ein E-Auto hat einen ähnlich positiven Effekt. So planen 12 Prozent der Autofahrer in den nächsten 12 Monaten ein E-Auto zu kaufen und davon jeder zweite eine energetische Sanierung - meist eine PV-Anlage. Aber auch hier macht sich die Belastung durch die Inflation bemerkbar, denn die Kaufabsicht für E-Autos sinkt um 6 Prozentpunkte im Vergleich zu 2021 (18%). In den wenigen Haushalten hingegen, die kaum durch die Inflation betroffen sind, liegt die Absicht ein E-Auto zu kaufen deutlich höher (31%).
Von den Interessenten an einer energetischen Sanierung sind es letztlich 43 Prozent, die tatsächlich auch in eine Maßnahme investieren. Besonders hoch ist die Investorenquote, wenn die dahinterliegenden Motive Energiesparen oder die Erhöhung des Wohnkomforts sind. Das Motiv Klimaschutz gewinnt im Vergleich zu 2021 an Bedeutung. Auch wenn es vielfach noch vermutet wird: Allein Geldsparen zu wollen ist nach wie vor kein förderliches Motiv für eine Investitionsentscheidung. "Werbliche Angebote für energetische Sanierungen sollten daher die psychologisch wirksamen Motive Energiesparen und soweit passend Wohnkomfort aktivieren, um das Interesse der Haushalte zu steigern", macht Dr. Oliver Gaedeke, Geschäftsführer der Sirius Campus, deutlich.
Es braucht mehr aktive Ansprachen für energetischer Sanierungsmaßnahmen
Von den Haushalten in älteren Immobilien und in der Regel auch mit älteren Bewohnern planen nur 11 Prozent energetische Sanierungen. Auch vorsichtig entscheidende Haushalte schieben aufgrund geringer Fachkompetenz und fehlender Beratung das Thema vor sich her. Diese vorsichtigen Haushalte machen jedoch 40 Prozent der knapp 41 Millionen Haushalten aus und kommen nur auf einen Anteil von fünf Prozent Investitionsplanern für energetische Sanierungen.
Eine aktive Ansprache von Haushalten ist sehr wirksam, um ein Interesse an einer energetischen Sanierung aufzubauen. Tatsächlich sind in 2022 nur 30 Prozent zu einer energetischen Sanierung angesprochen worden, im Vorjahr waren es noch 35 Prozent der Haushalte. Vor allem Energieanbieter (9%), Handwerker (9%), Schornsteinfeger (7%) und unabhängige Energieberater (6%) sowie Hausverwaltungen (6%) sprechen potentielle Sanierer aktiv an. Dabei hat sich eine umsetzungsorientierte Variante mit transparenten Informationen zum Anbieter in einem Nutzertest als besonders erfolgreich erwiesen. "Die Gestaltung der Ansprache für eine Beratung zu energetischen Sanierungen ist von großer Bedeutung. Die Haushalte wollen sich ein Bild von den möglichen Maßnahmen und vom Anbieter machen.", so Dr. Gaedeke weiter. "Viele Haushalte benötigen bei diesen komplexen Vorhaben einen Vertrauensaufbau und eine anschauliche Vorstellung, um sich überzeugen zu lassen."
Verhaltensänderung bei Energieverbrauch wird nicht ausreichen
Durch die Energiekrise ist die Energiesparbereitschaft auf der Verhaltensebene tatsächlich gestiegen. Fast die Hälft (46%) achtet auf wassersparendes Duschen - im Jahr 2020 waren dies nur 42 Prozent. Rund zwei Fünftel (42%) der Haushalte heizen nur noch, wenn auch jemand zu Hause ist (2020: 38%). Etwa ein Viertel (23%) wäscht ihre Kleidung möglichst kalt oder bei niedrigeren Temperaturen (2020: 17%). "Die Energiesparanstrengungen auf der Verhaltensebene haben zwar etwas zugenommen, werden aber niemals ausreichen. Ohne massive energetische Sanierungen in den privaten Haushalten und Unternehmen werden die Klimaziele im Gebäudesektor unerreichbar bleiben", sagt Dr. Oliver Gaedeke.
Die Bundesregierung hat 2021 mit dem Bundes-Klimaschutzgesetz das Ziel ausgegeben, bis 2030 ein Minus von 65 Prozent beim CO2-Ausstoß gegenüber 1990 zu erreichen. Dabei machen die Emissionen von Gebäuden, mit einem Anteil von 40 Prozent am gesamten Energieverbrauch Deutschlands, einen Großteil aus. Sie machen es zwingend notwendig auch in diesem Bereich, mittels energetischer Sanierungen, CO2 einzusparen.
Weitere Informationen und Presscharts zu dieser ca. 300-Seitigen Marktuntersuchung mit Umsetzungsempfehlungen für den Aufbau von Interesse an einer energetischen Sanierung und für einen optimalen Beratungsprozess sowie wirksamer Angebotslegung erhalten Sie hier oder bei Dr. Oliver Gaedeke ( oliver.gaedeke@siriuscampus.de | 0152 38 24 66 40).
Link für Pressecharts: https://www.siriuscampus.de/2023/01/10/energetischessanieren
Über die Sirius Campus GmbH
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