Schlechte Noten für IT an deutschen Universitäten
Universitätsportale bieten Studierenden kaum interaktive Dienste
Unterschleißheim (ots)
Deutschlands Universitäten schöpfen die Möglichkeiten moderner Informationstechnologie nicht aus. IT- und Onlineangebot lassen oft zu wünschen übrig. Das zeigt eine Studie von TNS Infratest, die im Auftrag von Microsoft durchgeführt wurde. Dazu wurden 200 Studenten verschiedener Fachrichtungen und Semester befragt, die an deutschen Universitäten eingeschrieben sind und teilweise ein Auslandsstudium absolviert haben. Dabei wird deutlich, dass an vielen Universitäten die technologische Basis für einen "digitalen Campus" besteht. Woran es jedoch häufig noch mangelt, sind attraktive Dienste und Anwendungen, die die universitären Prozesse unterstützen und damit den Studenten das Lernen leichter machen. Infolgedessen vergeben nur 7 Prozent der befragten Studenten die Bestnote 1 für das IT-Angebot ihrer Universität.
57 Prozent der befragten Studenten gaben an, dass es an ihrer Universität ein institutsbezogenes oder zentrales Internetportal gibt. Fast 90 Prozent der Studenten bewerten dieses teilweise oder vollständig als nützlich. Trotzdem wird das Portal von mehr als der Hälfte der Studenten nie, selten oder nur gelegentlich genutzt.
Die Studie zeigt, dass die universitären Portale in der Regel kaum interaktive Prozesse zulassen und vor allem als einseitiger Kommunikationskanal genutzt werden können. So dienen viele Portale der bloßen Informationsverbreitung durch die Universität. Es fehlt die Möglichkeit, Formulare beispielsweise zum Fachwechsel online einzureichen. 46 Prozent der befragten Studenten gaben an, dass man sich an der Hochschule nicht über das Internet zu Prüfungen anmelden kann. 83 Prozent aller Befragten hielten dies für wichtig. Ebenfalls ein hoher Bedarf (78 Prozent) wurde hinsichtlich der Online-Übersicht über die eigenen Studienergebnisse und die bereits erbrachten und noch ausstehenden Leistungsnachweise deutlich. Erst etwas mehr als einem Viertel der Studierenden steht dieser Service derzeit zur Verfügung. 83 Prozent der Befragten gaben an, dass keine virtuellen Sprechstunden oder Chats mit Dozenten angeboten werden. Ein weiterer Kritikpunkt ist der zu langsame Informationsfluss - obwohl sich das Internet bestens für die schnelle Übermittlung von Nachrichten eignet. So wünschen sich 95 Prozent der Befragten die Online-Bekanntgabe von kurzfristigen Terminänderungen. Attraktive Anwendungen und schnelle Dienste für eine flexible Planung des Alltags lassen folglich noch zu wünschen übrig.
Analoge Lehrmethoden
In der Lehre werden Informationstechnologie und neue Medien nur sehr verhalten eingesetzt. Mehr als 60 Prozent der Studenten bekommen ihren Lehrstoff noch mit Tafel und Overhead-Projektor präsentiert. Immerhin fast 70 Prozent der Befragten berichten vom Einsatz von Beamern, allerdings ohne Verbindung zum Internet. Neue Methoden wie Chats oder Blogs zur Vernetzung mit Studenten anderer Hochschulen auch im Ausland haben nur 15 Prozent der Studierenden in der Lehre erlebt. Nur 5 Prozent der Befragten werden von den Universitäten regelmäßig virtuelle Arbeitsräume zum Informationsaustausch angeboten. Die Nachfrage danach ist eindeutig höher: Knapp 60 Prozent erachten virtuelle Arbeitsräume für sinnvoll. 83 Prozent der Studenten wünschen sich Online-Tests und Übungsaufgaben, besonders Naturwissenschaftler und Mathematiker setzen mit knapp 90 Prozent auf Online-Übungen.
Universitäten im Ausland haben die Nase vorn
Im Vergleich schneiden die ausländischen Universitäten besser ab als deutsche Hochschulen: 46 Prozent der Studenten, die einen Teil ihres Studiums im Ausland verbracht haben, bewerten das IT- und Onlineangebot der Auslandsuniversität deutlich besser als das der heimischen Hochschule. 23 Prozent der Befragten schätzen das Angebot der deutschen Universität als besser ein. Genauso viele Studenten sehen keinen Unterschied zwischen Heimat- und Auslandshochschule. Was die Universität von morgen bieten soll
Nach konkreten Wünschen an die Universität von morgen gefragt, nannten die befragten Studenten unter anderem Folgendes:
- Mehr Vernetzung zwischen den Universitäten im In- und Ausland für mehr Wissensaustausch - Versand von Noten oder aktuellen Nachrichten per SMS auf das Handy - Interaktive, virtuelle Lehrveranstaltungen - Möglichkeit, Vorlesungen als Webcast im Nachhinein online abzurufen - Blogs mit aktuellen Zusatzinformationen zu den Veranstaltungen
"Die Studie hat uns gezeigt, dass viele Universitäten Deutschlands noch nicht ganz in der digitalen Welt angekommen sind. Das Niveau ist in der Regel niedriger als bei anderen öffentlichen Einrichtungen. Erste Schritte sind gemacht, aber nur sehr wenige Hochschulen sind auf dem neuesten Stand und haben den 'digitalen Campus' realisiert", sagt Swantje Rosenboom, Bereichsleiterin Forschung und Lehre von Microsoft Deutschland.
Das IT-Angebot ist ein immer wichtigerer Faktor hinsichtlich der Attraktivität einer Hochschule. Deshalb ist es für Universitäten unumgänglich, sich für den Wettbewerb zu rüsten. Es wird von den Hochschulen erwartet, die Studierenden fit für den Berufsalltag zu machen, wozu auch der alltägliche Umgang mit internetbasierten Services und modernen Medien zwecks Vernetzung in einer digitalen Welt gehört. An den Universitäten Hamburg, Karlsruhe und Aachen ist die Verwirklichung des digitalen Campus mit Unterstützung von Microsoft im Rahmen von Pilotprojekten bereits in vollem Gange.
Prof. Dr. Burkhard Rauhut, Rektor der RWTH Aachen, zur Situation an seiner Hochschule: "Durch unser Konzept des Digitalen Campus, das wir vor fünf Jahren eingeführt haben, sind wir auch in Zukunft attraktiv für Studierende. Wir bieten ihnen damit im digitalen Zeitalter einen möglichst einfachen und barrierefreien Zugang zu allen möglichen Veranstaltungen. Damit wird die Kooperation zwischen Studierenden und Lehrenden auf eine ganz neue Plattform gestellt."
Eine Zusammenfassung der Studie und zugehöriges Bildmaterial sowie weitere Informationen zu den Pilotprojekten an den Universitäten Hamburg, Karlsruhe und Aachen können beim Microsoft Presseservice angefragt werden.
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