Radiologie-Software RadioReport denkt die Befundung neu
Die Disruption zieht auch in die Radiologiebefundung ein. Ein interdisziplinäres Team aus erfahrenen Radiolog:innen und Softwarespezialist:innen hat eine Methode entwickelt, mit der Ärzt:innen dank eines virtuellen Interviewpartners einen vollständigen und standardisierten Befund erstellen können – und das mit nur wenigen Klicks. Die Software spart Zeit, verringert die Fehlerrate bei Befunden und ermöglicht bessere Therapie-Entscheidungen. Jetzt launcht das Unternehmen Neo Q die darauf basierende Software RadioReport in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Nachfrage ist enorm.
Healthcare IT Start-up Neo Q launcht Software für Radiolog:innen
RadioReport spart Befundungszeit und ermöglicht Standards für Big Data Datensätze
Berlin, 28. Januar 2021 – Radiologie gilt als High-Tech-Disziplin, die für Patient:innen und Ärzt:innen zentrale Erkenntnisse liefert. Weltweit finden jährlich mehr als 500 Millionen Untersuchungen mit der Magnetresonanztomographie (MRT) und der Computertomographie (CT) statt. Hochwertige Aufnahmen sind zwar die Basis der bildgebenden Diagnostik, doch erst durch die Auswertung der Bilder – der Befundung – entsteht die Grundlage für die Therapieentscheidung. Bislang unterliegen Befunde keinen verbindlichen Standards. Auch sind sie sehr fehleranfällig (siehe unten „Hintergrund“). Hier setzt das Healthcare IT Start-up Neo Q Quality in Imaging aus Berlin an. Drei Jahre lang haben Radiolog:innen und UX Designer:innen eine neue Methode entwickelt, um MRT- und CT-Bilder zu befunden, das sogenannte Guided Reporting.
Lösung von Radiolog:innen für Radiolog:innen verbessert Qualität und ermöglicht Big Data Analysen
Die darauf basierende Software RadioReport leitet Ärzt:innen als virtueller Interviewpartner nahtlos durch einen idealtypischen Entscheidungsprozess bis hin zum fertigen Befund – ein echtes Novum. Am Ende steht ein lückenloser Bericht in kurzen und klaren Worten, der alle relevanten Informationen enthält und von anderen Ärzt:innen leicht verstanden werden kann. Der Vorteil für die Patient:innen: Sie können das Ergebnis schneller erhalten. Auch die radiologischen Praxen profitieren: Durch die drastische Zeitersparnis ergeben sich deutliche Kostenvorteile. Das haben einzelne Feldtests von Neo Q in Pilotinstallationen ergeben.
Der Radiologe Prof. Alexander Huppertz, Co-Founder und CEO von Neo Q, erklärt: „Wir haben zu Beginn der Produktentwicklung den Denkprozess und das Analysemuster erfahrener radiologischer Fachärzte und -ärztinnen in der Befunderstellung untersucht und unsere Software danach ausgerichtet.“ Ziel von RadioReport sei es, die Qualität der Befundung zu verbessern und Standards zu etablieren. Zusätzlich will Neo Q qualitativ hochwertige Datensätze gewinnen, um Patient:innen mit dem Einsatz von Big Data Analysen bessere Therapien zu ermöglichen. „Auf Basis einer großen Befund-Anzahl entstehen strukturierte Real-World-Daten für Anwendungen des Machine Learnings und die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz. Radiologische Daten in dieser Menge und in dieser Qualität zu erzeugen war bis dato nicht möglich,“ so Huppertz weiter.
Launch aufgrund großer Nachfrage vorgezogen
Der offizielle Launch der Software ist für Ende Januar 2021 geplant. „Doch Aufgrund der großen Nachfrage sind wir bereits Ende 2020 mit den ersten MRT-Produkten gestartet“, sagt Jan Wintzer, Co-Founder und CEO von Neo Q. Das große Interesse von Radiologiepraxen, Krankenhäusern und Herstellern von Radiologie-Software hätten das Start-up selbst überrascht. „Das zeigt aber, wie dringend der Bedarf ist, die Befundung neu zu denken“, sagt Wintzer. Schon jetzt sind Module zur Mammographie (Röntgen, Ultraschall und MRT) und für das MRT von Knie, Schulter und Wirbelsäule verfügbar. Bis Juni 2021 will das Unternehmen das gesamte Spektrum der MRT-Diagnostik abdecken und das CT-Modul „Thorax“ anbieten, das u.a. für die Covid-19 Befundung eingesetzt wird.
Neo Q will schnell wachsen und international Standards setzen
Die Berliner wollen ihre Software weltweit anbieten. Da RadioReport multilingual ist, können auch fremdsprachige Ärzt:innen sie anwenden. Zugleich ermöglicht sie es Radiolog:innen, ihre Expertise und Dienstleistung weltweit anzubieten. Bereits seit Dezember 2020 besteht eine Kooperation mit der Firma Philips, weitere sind geplant. Bei der Marktdurchdringung hoffen die Anbieter unter anderem auf das gerade verabschiedete Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG). Dieses soll die Digitalisierung der Krankenhäuser fördern.
HINTERGRUND: Das Problem mit Radiologie-Befunden
Radiologie-Befunde unterliegen keinen verbindlichen Standards. Zwar gibt es von Fachgesellschaften vorgegebene Inhalte. Doch Übereinkünfte darüber, was ein Befund enthalten und wie er aussehen soll, bestehen nur ansatzweise. Das führt dazu, dass jede Ärzt:in unterschiedlich vorgeht und berichtet. Qualitätsschwankungen – Fehler in den Begriffen, in den Klassifikationen, Unvollständigkeit, Rechtschreibfehler – sind an der Tagesordnung. Eine Studie zeigt, dass 41 Prozent [1] aller Befunde fehlerhaft sind. Auch Missverständnisse zwischen Radiolog:innen und überweisenden Ärzt:innen sind trotz größter Sorgfalt nicht selten. Für die Patient:innen bedeuten die Schwierigkeiten bei dem Befundungsprozess neben langen Wartezeiten im schlimmsten Fall falsche Diagnosen. 2006 startete die Radiological Society of North America (RSNA) mit dem sogenannten RadLex einen Versuch, die Begriffe zu standardisieren. Neben der Terminologie definierte das RadLex auch Abhängigkeiten und Relationen der Begriffe zueinander. Die RSNA veröffentlichte auch Templates (zu Deutsch: Dokumentvorlagen), in die Radiolog:innen Befunddaten eingeben konnten. Auch die Deutsche Röntgengesellschaft hat Templates entwickelt, doch deren Einsatz hat sich weder in den USA noch in Deutschland flächendeckend durchgesetzt. Templates zwingen Radiolog:innen in starre Strukturen. Die Bilder müssen sie als ersten Schritt einer Erkrankung zuordnen. Anschließend wählen sie das entsprechende Template aus und geben die Information in die vorgegebene Struktur ein oder nehmen das Diktiergerät zur Hand und diktieren die einzelnen Angaben der Vorlage in einen Freitext. Das heißt: Die Radiolog:innen müssen erst wissen, welches Leiden den Patienten quält, um das richtige Formular auszusuchen. Die Pathologie muss also eindeutig sein. Doch das ist nicht immer der Fall. Oft handelt es sich um eine Kombination unterschiedlicher Erkrankungen. In so einem Fall kommt diese Art von Befundung mit Templates an ihre Grenzen. Wer dagegen RadioReport nutzt, muss keinen konkreten Krankheitsverdacht haben. Er oder sie kann von dem Körperbereich ausgehen, der gescannt wurde, um ein sogenanntes Modul auszusuchen, das durch den Befund führt. Diese Module heißen beispielsweise „Knie“, „Schulter“, „Wirbelsäule“ oder „Mamma/ Brustdrüse“.
Über Neo Q
Neo Q Quality in Imaging GmbH wurde von Prof. Dr. med. Alexander Huppertz, Oliver Aretz und Jan Wintzer in Berlin gegründet. Das deutsche Healthcare IT Startup bietet Ärzten weltweit eine revolutionäre Lösung für die effiziente Befund-Dokumentation von Magnetresonanz- (MRT) und Computer Tomographien (CT), das Guided Reporting. Hierfür wurden die Denkprozesse erfahrener Radiolog:innen dekodiert und in der hochmodernen, intuitiv zu bedienenden RadioReport Software nachgebildet. Das Ergebnis ist ein systematischer, vollständiger und fehlerfreier Befundtext. Der Befund ist im Vergleich zum klassischen Diktat deutlich schneller. Weltweit werden jährlich in der MRT und CT weit mehr als 500 Mill. Untersuchungen durchgeführt. Die von RadioReport® generierten Daten bedeuten den Einstieg der klinischen Radiologie in die Big Data Technologie. Die Software ist multilingual und ermöglicht mit einem Mausklick internationale Zusammenarbeit zwischen Ärzten und eine direkte Kommunikation mit Patienten. Somit wird die Qualität gesteigert, Geld gespart und wertvolle Arztzeit gewonnen. Aktuell beschäftigt Neo Q insgesamt 65 Mitarbeiter, darunter sechs Fachärzte für Radiologie. Die Radiologie ist ein ärztlicher Fachbereich, der sich mit der Erkennung von Krankheiten mittels bildgebender Verfahren befasst. Weitere Informationen unter www.radioreport.com.
[1] Hawkins CM, Hall S, Zhang B, Towbin AJ. Creation and implementation of department-wide structured reports: an analysis of the impact on error rate in radiology reports. J Digit Imaging. 2014;27:581-587.
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