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Meeresspiegelanstieg an der Ostseeküste

Meeresspiegelanstieg an der Ostseeküste
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Meeresspiegelanstieg an der deutschen Ostseeküste

Schon heute wird ein Großteil der deutschen Ostseeküste durch die Kraft des Meeres abgetragen. In den vergangenen Jahren haben zudem hohe Sturmfluten große Schäden verursacht. Durch den Meeresspiegelanstieg kann sich dies weiter verstärken. Daher müssen Küstengemeinden rechtzeitig Konzepte erarbeiten, die ihre langfristige Entwicklung sicherstellen. Als Basis für diese Planung ist jetzt im Rahmen des Forschungsverbundes Küstenmeerforschung Nordsee-Ostsee (KüNO III) eine Broschüre entstanden, die einen Einstieg in die Thematik bietet. Herausgegeben wird sie von Dr. Insa Meinke, Leiterin des Norddeutschen Küsten- und Klimabüros am Helmholtz-Zentrum Hereon, einem Partner im KüNO-Forschungsverbund.

An der deutschen Ostseeküste ist der Meeresspiegel im vergangenen Jahrhundert bereits deutlich messbar angestiegen. Sturmfluten haben in den zurückliegenden Jahren an vielen Orten Schäden verursacht. Wellen, Brandung und Strömungen verlagern die deutsche Ostseeküste fortlaufend zurück. Ihre Gemeinden müssen sich sowohl vor Überflutung als auch vor dem Rückgang der Küsten schützen.

Ohne ehrgeizige Anpassungsbemühungen werden künftig laut dem Weltklimarat IPCC Erosion, Landverluste und Überschwemmungen weltweit deutlich zunehmen. Das gilt auch für die deutsche Ostseeküste, denn bisherige wasserbauliche Maßnahmen können durch den Klimawandel früher oder später weniger wirksam werden.

Schutzmaßnahmen im Wandel

Festinstallierte Bauwerke wie Deiche und Sperrwerke schützen bis zu einer definierten Sturmfluthöhe sicher vor Überflutung. Es ist aber möglich, dass sich der Meeresspiegelanstieg bereits in den nächsten Jahrzehnten deutlich beschleunigt. Zumindest wird er sich über Jahrhunderte weiter fortsetzen. Deshalb ist absehbar, dass der aktuelle Schutz ohne Anpassung künftig weniger wirksam ist. Festinstallierte Bauwerke unterbinden zwar zunächst auch den Küstenrückgang, doch vor solchen Bauwerken wird das Sediment verstärkt abgetragen. Dadurch vertieft sich der Meeresboden und die Wellen treffen ungebremst auf die Küste. Das belastet die Schutzbauwerke immer stärker.

Natürliche Maßnahmen

Sandaufspülungen gelten als effizienteste Methode, dem Küstenrückgang entgegenzuwirken. Doch schon heute ist nicht genügend Sediment verfügbar, um überall aufzuspülen, wo es nötig wäre. Steilküsten sind die wichtigsten natürlichen Sedimentlieferanten und sollen entsprechend der Küstenschutzpläne nur in Ausnahmefällen geschützt werden, damit die Sedimentversorgung an benachbarten Küsten nicht unterbunden wird. Früher oder später wird der Küstenrückgang dennoch soweit fortgeschritten sein, dass Wohngebiete oder wichtige Infrastrukturen geschützt werden müssen.

Eine weitere Option ist die Wiederansiedlung von Seegraswiesen. Sie schwächen die Wellenenergie ab. Somit werden Erosionsraten reduziert und die Ablagerung von Sediment begünstigt. Problematisch sind hier durch den Klimawandel häufiger auftretende Hitzewellen. Sie können die Ausdehnung von Seegraswiesen stark beeinträchtigen. Das KüNO-Projekt SeaStore untersucht in diesem Zusammenhang, welche Faktoren eine Wiederansiedlung von Seegras an der deutschen Ostseeküste begünstigen.

Möglichkeiten ausloten

„Alle Maßnahmen haben ihre Grenzen, die durch den Klimawandel schneller erreicht werden können“, sagt Insa Meinke. Dabei zeichnet sich ab, dass auch raumplanerische Anpassungsmaßnahmen notwendig werden, um langfristig auf die steigenden Wasserstände zu reagieren. Insgesamt gilt es, Optionen lokal, aber auch über politisch-administrative Grenzen hinweg, abzuwägen, notwendige Entscheidungen unter Einbeziehung betroffener Akteure zu treffen und geeignete Maßnahmen in die Wege zu leiten. In dem KüNO-Projekt ECAS-Baltic werden Küstenschutz- und Anpassungsstrategien auch im Hinblick auf die Akzeptanz in der Bevölkerung untersucht.

Die Broschüre kann online gelesen oder als Printversion kostenfrei bestellt werden. Anhand einer zusätzlichen Umfrage sollen weitere Forschungsergebnisse zum Thema aufbereitet werden.

Kontakt: Christoph Wöhrle I Helmholtz-Zentrum Hereon I Kommunikation und Medien
T: +49 4152 87-1648 I  presse@hereon.de  I   www.hereon.de