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Business Angel Investments in StartUps gehen deutlich zurück

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  • Mitglieder-Umfrage der Baltic Business Angels Schleswig-Holstein e.V. spiegelt ein bundesweit schwieriges Investitionsklima für Business Angels und StartUps
  • Business Angel Community Summit in Wiesbaden vom 13. und 14. September begrüßt Maßnahmen der Bundesregierung
  • Die Mehrzahl gerade der aktivsten Business Angels hält sie aber für nicht ausreichend

Business Angel-Angel Investments in StartUps gehen deutlich zurück

Umfrage der Baltic Business Angels Schleswig-Holstein spiegelt ein bundesweit schwieriges Investitionsklima für StartUps

Der Verein der in Schleswig-Holstein ansässigen in Startups investierenden Privatinvestorinnen und -investoren, Baltic Business Angels Schleswig-Holstein e.V., Kiel, konstatiert innerhalb seiner Mitgliedschaft über den Verlauf des ersten Halbjahrs 2023 eine signifikant zurückgegangene Investitionsbereitschaft.

Im Rahmen einer soeben durchgeführten Mitgliederumfrage erklären weniger als 30% der antwortenden Angels, gegenwärtig weiterhin offen für neue Investments zu sein. Rund ein Drittel dieser Angels glaubt frühestens in sechs Monaten, ein zweites Drittel frühestens in zwölf Monaten wieder investitionsbereit oder -fähig zu sein.

Als mit weitem Abstand häufigster Grund für die Investitionszurückhaltung werden die derzeitigen konjunkturellen Rahmenbedingungen genannt. Erst danach folgt an zweiter Stelle als Grund eine vorübergehend erschöpfte Liquidität bzw. Investitionsbereitschaft infolge bereits realisierter Investitionen während der zurückliegenden Monate oder einer zu aktiven Befassung mit Bestandsinvestments, um für weitere Investments auch unter Zeitgesichtspunkten bereit zu sein.

Die von den Business Angels im Rahmen einer offenen Frage benannten spezifischen Gründe für die Investitionszurückhaltung sind dabei unterschiedlich. Einige Privatinvestoren nutzen ihre finanziellen Möglichkeiten nur noch, um ihre Bestandsinvestitionen über Wasser zu halten. Andere thesaurieren ihre liquiden Reserven, um etwaigen künftigen Absatz- oder Liquiditätsrisiken ihrer Beteiligungen begegnen zu können. Wieder andere wollen schlicht abwarten, bis bessere Zeiten gekommen sind oder tragen sich gar mit dem Gedanken, in andere alternative Anlageklassen auszuweichen.

Chancen niedrigerer Unternehmensbewertungen werden wenig genutzt

Rund 70 Prozent der Antwort gebenden Business Angels sind damit derzeit nicht bereit, die durchaus vorhandenen Vorteile einer schwierigen konjunkturellen Großwetterlage für sich zu nutzen. In den letzten Monaten gingen die Unternehmensbewertungen frühphasiger Technologie-StartUps, die während der Corona-Jahre auf Rekordniveau lagen, deutlich zurück. Investoren bietet sich jetzt damit die Chance, für das gleiche Geld deutlich mehr Anteile an den von ihnen finanzierten StartUps zu erhalten, als dies in vergleichbaren Fällen vor Kurzem noch der Fall war. Auch die von den Gründerinnen und Gründern nachgefragten „Ticketgrößen“, also die Höhe des von einem Business Angel erwarteten Kapitals, ist inzwischen überwiegend kleiner dimensioniert und damit Business Angel-freundlicher als noch vor wenigen Monaten.

Umfrage spiegelt eine verhaltene Stimmung auch auf Bundesebene

Die aktuell geringe Investitionsneigung der überwiegenden Zahl der deutschen Business Angels war neben dem Thema Künstliche Intelligenz ein zentraler Gesprächsgegenstand des Business Angel Community Summit, den der deutsche Business Angel Dachverband Business Angels Deutschland e.V. (BAND) gemeinsam mit dem Wiesbadener Investoren Netzwerk INWI am 13. und 14. September in der hessischen Landeshauptstadt durchführte.

Business Angels sind wichtigste Kapitalquelle für frühphasige Technologie-StartUps

Business Angels sind gegenüber typischen anderen Startup-Investoren, insbesondere Venture Capital (VC)-Gesellschaften, öffentlichen Kapitalgebern, anderen Finanzdienstleistern, Familienmitgliedern und Freunden die mit Abstand wichtigste Kapitalquelle für Gründerinnen und Gründer von Technologie-StartUps in der sogenannten Seed-Phase zwischen einer gefundenen ersten Geschäftsidee und ersten gewonnenen Kunden.

Im Schnitt wurden in den zurückliegenden Jahren jährlich deutlich mehr als 2 Mrd. EUR von Business Angels in Technologie-StartUps gegeben – typischerweise in Gestalt von Eigenkapital oder Wandeldarlehen. Die jährliche Summe liegt damit konstant oberhalb der Summe des von VC-Gesellschaften in frühphasige Technologie-StartUps investierten Geldes. Exakte Beträge sind schwer zu benennen, da die Definition von Business Angels unscharf ist und auch die Begriffe „High-Tech“-, früh- bzw. spätphasiges StartUp schwammig sind.

Geringe Investitionsneigung der Angel-Investoren ist für kapitalsuchende Gründer gefährlich

Die geringe derzeitige Investitionsneigung von Business Angels kann für kapitalbedürftige StartUps gefährliche Kaskadeneffekt auslösen, da VCs und öffentliche Banken und Förderinstitute ihr Investment oft von der Investitionsbereitschaft der Business Angels abhängig machen. Deren kumulierte Einzelinvestments werden im Rahmen einer StartUp-Finanzierungsrunde häufig 1:1 oder 1:2 „gespiegelt“. Sofern kein Business Angel investiert, können dann häufig auch die institutionellen öffentlichen oder privaten Investoren nicht investieren. Dies erklärt zum Teil, weshalb auch die Investitionsbereitschaft der VCs, unbeschadet der gegenwärtig für Investoren vergleichsweise attraktiven Unternehmensbewertungen, zuletzt einen deutlichen Rückgang erfuhr.

Maßnahmen der Bundesregierung werden begrüßt, jedoch als unzureichend wahrgenommen

Neue Instrumente wie der 10 Mrd. € schwere Zukunftsfonds des BMWK sowie weitere auch von Bundesländern und kommunalen Gebietskörperschaften in die Hand genommene Werkzeuge, um die negativen Auswirkungen der gegenwärtigen Wirtschaftskrise für StartUps abzufedern, wurden auf dem Wiesbadener Summit begrüßt.

Gleichzeitig wurden sie jedoch von sehr vielen Teilnehmern als bei Weitem nicht ausreichend eingeschätzt. So wurde am Rande des Kongresses von einigen erfahreneren Angels, u.a. von dem Business Angel of the Year 2021 und Vorsitzenden des gastgebenden Wiesbadener Angel-Vereins INWI Matthias Helfrich sowie dem Vorsitzenden der Baltic Business Angels Schleswig-Holstein Julian von Hassell kritisch vermerkt, dass die Bundesregierung gerade milliardenschwere „rote Förderteppiche für internationale Großkonzerne“ ausrolle, um in- und ausländische Investitionen und wertvolle neue Arbeitsplätze möglich zu machen, ohne dabei die angespannte Haushaltslage als Hürde in den Blick zu nehmen. Andererseits habe dieselbe Bundesregierung erst im Februar, hier explizit aus haushalterischen Gründen, das bis dato „sehr bewährte“ Business Angel- und StartUp-Förderprogramm INVEST, das im Einzugsbereich desselben Ministeriums aufgelegt wird, erklärtermaßen bewusst so „novelliert und eingekürzt“, dass i nerster Linie nur noch neue, weniger investitionserfahrene Angels davon profitieren können. „Gerade die aktivsten und investitionsfreudigsten Angels“, die aufgrund des beschriebenen Kaskadeneffekts das größte Gewicht im StartUp-Ökosystem hätten, „gehen bei INVEST künftig leer aus“, so von Hassell.

Baltic Business Angels Schleswig-Holstein e.V.
Julian v. Hassell
1. Vorsitzender
+49 [0] 151 52438869
 vonhassell@bba-sh.de
bba-sh.de
c/o WTSH GmbH
Lorentzendamm 24
24103 Kiel, Germany