EVG Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft
Sommertour 2023: „Wir brennen für die Eisenbahn“
Finale in Augsburg. In der Metropole von Bayerisch-Schwaben geht die erste Sommertour des EVG-Vorsitzenden Martin Burkert auf schnellen Reifen zu Ende. Zeit für eine erste Bilanz.
Neun Betriebe insgesamt werden wir am Ende dieser Tourwoche besucht haben, mit vielen Mitgliedern werden wir ins Gespräch gekommen sein. „Was hier überall geleistet wird, in allen Bereichen unseres Organisationsgebietes, das ist herausragend“, sagt Martin Burkert. „Ein Thema bewegt alle, neben den laufenden Tarifverhandlungen: Das ist der Personalmangel, der überall spürbar ist.“
Auch politische Botschaften haben wir gesetzt, denn zwischendurch hat Martin Burkert auch Zeitungsredaktionen besucht und mit einer ganzen Reihe von Journalisten gesprochen. „Wir brauchen eine bessere Akzeptanz für die Schiene, denn ohne gelingt die Verkehrswende nicht“, lautet die Botschaft in der Passauer Neuen Presse (19. Juli). Im Gespräch mit der Mittelbayerischen Zeitung (21. Juli) fordert der EVG-Vorsitzende eine Reaktivierungsoffensive für die Schiene. Dass der Personalmangel bei der Bahn nicht mehr kaschierbar ist, nimmt der Donaukurier (21. Juli) aus dem Gespräch mit. Auch der Donau-Anzeiger berichtet über unsere Stippvisite in Plattling.
Erste Station des Vormittags: DB Bahnbau. Dort werden wir vom Betriebsratsvorsitzenden Ralf Baumeister empfangen. „Wir sind Komplettdienstleister für die Bahn“, sagt er. Ob Fahrbahn oder Oberleitung: Es wird viel gebaut bei der Bahn, aber umso mehr schlägt hier der Fachkräftemangel negativ zu Buche. „Wir haben unbesetzte Stellen, das kann man sich nicht vorstellen.“ Konsequenz: „Die Leute arbeiten am Limit.“ Das bedeute auch einen Riesenaufwand für Recruiter:innen und Personaler:innen. Denn die Fluktuation ist riesig. „Um effektiv 100 Leute zusätzlich zu gewinnen, müssen wir 500 einstellen.“ Eine Belastung ist die Fluktuation auch für die Kolleg:innen, die bereits hier arbeiten, „denn ständig müssen sie auf den Baustellen neue Leute einarbeiten.“ Die Lösung ist für den Betriebsratsvorsitzenden so offensichtlich wie für uns: „Wir müssen die Leute besser bezahlen, vor allem in der Montage.“
Wir werfen einen Blick in die Moderne Ausbildungswerkstatt - hier werden immerhin rund 60 junge Menschen zu Baugeräteführern, Fahrbahnmechanikern oder Gleisbaumeistern ausgebildet - und in die frisch renovierten Sozialräume. In der Werkstatt nebenan werden die Maschinenfahrzeuge gewartet. Hier hat Ralf Baumeister gelernt. Zusammen-genommen, sagt er, habe er hier mehr Zeit verbracht als zu Hause, und dies aus einem einfachen Grund: „Wir brennen für die Eisenbahn.“
„Wir waren die Trötenmänner“
In Augsburg haben sich auch Kolleg:innen aus anderen Bereichen der DB der Führung angeschlossen. Gemeinsam schwingen wir uns in die Sättel für die letzte Rad-Etappe. Die Ortskundigen leiten uns durch die grünsten Teile von Augsburg zur Werkstatt der Bayerischen Regiobahn, wo und Werkstattleiter Thomas Sulzberger empfängt. 2012 wurde der Standort eröffnet; 2016 und 2021 wurden die Hallen erweitert. Heute arbeiten hier 90 Beschäftigte für Fristen und Reparaturen der Züge von BRB und BOB.
Die beiden SPNV-Unternehmen gehören zum Transdev-Konzern und entsprechend ist der frische Tarifabschluss bei Transdev Hauptgespräch unter den Beschäftigten. Ein Kollege bemängelt die Plötztlichkeit und die Kommunikation des Abschlusses. „Wir verstehen die Diskussionen“, sagt Martin Burkert. „Von den Strukturverbesserungen im Gesamtwerk profitieren nicht alle gleichermaßen. Es ist eben unser Top-Thema Solidarität: die Starken ziehen die Schwächeren mit.“ Die beiden jungen Kollegen, die unterdessen zur Spätschicht eintreffen, sehen es positiv: „Alle bekommen mehr Geld, das ist doch gut.“ Sie begrüßen auch, „dass die EVG nicht eingeknickt ist.“ Sie selbst haben sich an allen Warnstreiks beteiligt, „wir waren die Männer mit den Tröten.“
Fazit: Neun Betriebe besucht, viele verschiedene Bahnhöfe gesehen, mit Zügen der DB, der agilis, von Go-Ahead und der Länderbahn gefahren. Und: viele interessante Gespräche geführt, mit Frauen und Männern, die mit Herzblut bei der Eisenbahn arbeiten.
Das war sie, die erste Runde der EVG-Sommertour 2023. Heißer Tipp: Ende August geht es in NRW weiter.
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